xxi. even the strongest

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"Haven't you taken enough of me?"

Gedankenversunken streiche ich mit meiner linken Hand entlang meiner rechten Finger in denen ich noch immer Finnicks Berührung spüren kann. Wie seine warme Hand in Meiner lag und er mir zärtlich um die Finger fuhr, während er begeistert von seiner Heimat und seiner Freundschaft mit Cove erzählt hat. Wie er Cove dabei zusah, wie er meine Kette hergestellt hat und gleichzeitig noch 5 Fische grillte. Wie er mir die Tragödie von Annie gestand und wie Mags Flanagan ihn für seine Spiele trainiert hat und wie eine Mutter für ihn geworden ist. Und genauso offen sprudelten die Geschichten von Ash aus mir heraus und das meine Mutter Johanna bereits als zweite Tochter bezeichnete. Sein herzliches Lachen klingt noch in meinen Ohren und egal in welche Richtung ich schaue, strahlen mir nur seine glänzenden Augen entgegen, die aus Begeisterung funkeln.

Dabei ist alles was mich umgibt das Grün des blühenden Waldes und die aufgeregten Gespräche der Vögel. Ich sitze bereits eine Weile, angelehnt an einer Tanne, im dunkelgrünen Gras des Sommerwaldes und hoffe darauf, dass der warme Wind meine Anspannung fort bläst. Mein Unterkiefer ist verkrampft und ich drücke meine Zähne fest aufeinander, als ich immer wieder hektisch mit den Fingern auf den Waldboden klopfe.

Ich bin schon lange nicht mehr so aufgeregt gewesen, wie an diesem Tag, an dem sich meine Ernte das 6. Mal jährt. Selbst wenn ich versuche die letzten Jahre zu reflektieren, kann ich nicht glauben, was in dieser Zeit alles passiert ist. Wie kann es schon 6 Jahre her sein, dass ich mit Maple zum Justizgebäude ging; dabei kommt es mir vor als sei es gestern gewesen. So eine lange Zeit seit meine Eltern dachten, dass sie mich nie wieder sehen werden. Vor so langer Zeit, als ich dachte, dass ich sterben werde. Es fühlt sich surreal an, dass Sylvan bereits solange tot sein soll, dabei höre ich im Rauchen der Bäume so oft seine Stimme mit mir sprechen. Manchmal bin ich mir schon gar nicht mehr sicher, ob ich Sylvan oder Finnick in den Blättern lachen höre oder ob sie mich nicht zusammen aufsuchen.

Es sind bestimmt einige Stunden vergangen, seitdem ich mich aus der Welt gelöst habe und in die Vergangenheit eingetaucht bin und umso länger ich über sie nachdenke, desto näher rückt der Moment der für meine Unruhe verantwortlich ist. Gerade als ich langsam beginne aufzustehen um zurück ins Dorf der Sieger zu gehen, schwirrt mir eine letzte Frage im Kopf herum: Wie konnte mir Finnick Odair in dieser Zeit so wichtig werden, obwohl er mir sein großes Geheimnis bis jetzt verschwiegen hat.

Als ich den dichten Wald verlasse und in der Ferne bereits mein Haus sehen kann, weht der Wind meine Gedanken um Finnick Odair fort. Wenigstens bedeuten die 75. Hungerspiele, dass ich ihn bald wieder sehen werde. Doch wer weiß, was das diesjährige Jubeljubiläum für uns bereit halten wird.

Die 75. Hungerspiele unter der Aufsicht von Plutarch Heavensbee könnten alles oder nichts bedeuten. Ich habe lange versucht zu erahnen, was Plutarch zusammen mit Präsident Snow vorhaben mag, doch keine meiner Ideen erscheint mir realistisch. Könnten die Tribute dieses Mal über 18 Jahre alt sein oder würden sie dafür sorgen, dass die Tribute nur in Geschwisterpaaren antreten müssen? Auch wenn Plutarch ein Teil der Rebellion gegen die Spiele ist, so muss er in der Position des obersten Spielmachers eine Idee hervorbringen, die dem Präsidenten gefällt; er könnte nicht selbst entscheiden.

Der Nachmittag hat sich bereits über das Distrikt gelegt, doch schon heute morgen war die Nervosität unter den Bewohnern zu spüren. Keiner ist länger auf der Arbeit gewesen als er musste und jeder machte sich so schnell er konnte auf den Weg nach Hause zu seiner Familie. Genau dort führt mich mein Weg ebenfalls hin.

Ich betrete das Wohnzimmer meines Hauses durch die offene Hintertür und stelle fest, dass der Fernseher läuft und mein Vater vor dem flackernden Licht zappelig auf und ab läuft. Während meine Mutter laut aus der Küche ruft, dass er sich gefälligst hinsetzen soll, kommen Johanna und Ash durch die Vordertür in das Haus. Johannas wütender Gesichtsausdruck verrät mir, dass sie ebenfalls vor Anspannung platzen könnte.

ɢʟɪᴛᴛᴇʀ ᴀɴᴅ ɢᴏʟᴅ ⏤ finnick odairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt