iii. traitor

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"He's not a villain. He's just a boy."

Ein lautes Knacken zu unseren Füßen lässt Katniss und mich aus unserer Trance aufschrecken. Auch wenn der Anblick der sich uns bittet einer Katastrophe gleicht, so ist das was wir zu unseren Füßen sehen nur noch erschütternder. Sofort sinke ich in die Hocke, als meine Hände automatisch zu meinem Mund wandern, ich die Luft anhalte und weinend geradeaus starre. Zu sehr nimmt mit die Zerstörung von Distrikt 12 mit und gibt mir die traurige Wahrheit über meine Heimat. Vor uns erstreckt sich ein Berg aus zerrissenen Gebäuden, die überseht sind mit verkohlten Leichen, von denen nur noch Knochen übrig geblieben sind. Die Schädel sind unter unserem Gewicht augenblicklich zerbrochen. Unabhängig davon wohin ich meine Blick wende, zeichnen sich die Umrisse der einstigen Menschen ab und umso mehr ich darüber nachdenke, desto höher wird mein Puls und desto schneller schießen die Tränen über meine Wangen.

"Er ist ein Monster", flüsterte ich hinter meiner Hand hindurch, bevor ich sie hebe und mir mit dem Ärmel meines Oberteils über das Gesicht streiche. "Eine Schlange."

"Eine verletzte Schlange", erwidert mir Katniss mit wimmernder Stimme, als wir unseren Weg in Distrikt 12 fortsetzen, bis wir im unversehrten Siegerdorf angekommen sind. Ich ziehe aufmerksam die Augenbrauen nach oben, als ich ihr von der Seite ein Nicken schenke.

"Ich habe es auch gesehen, wenn es das ist was du meinst. Das Blut, sein wunder Punkt."

Seine Schwachstelle wiederholen sich die Worte in meinem Kopf und ehe ich mich versehe stehe ich nicht mehr im Dorf der Sieger von Distrikt 12, sondern erkenne bereits an den Zierden im Abbild von Blumenranken in der Fassade des Hauses, dass es Distrikt 7 ist. Unmittelbar nach dieser Erkenntnis schließe ich krampfhaft meine Augen. Möchte ich mich überhaupt umdrehen und es sehen?

"Öffne die Augen, June. Ich bin bei dir." Ich spüre die rauen Hände, die sich über meine Augen legen, langsam über mein Gesicht fahren und die Tränen weg streichen, bevor ihr warmes Gefühl sich in meinen Handflächen ausbreitet. Als ich es endlich schaffe und mich auf den erdigen Boden zu meinen Füßen fokussiere, blicke ich auf die dunklen Stiefel und die dreckige, spröde Haut an den Händen des Holzfällers der vor mir steht. Die gebräunte Haut ist von dunklen Haaren besetzt und während mein Blick über die Arme und das an den Ärmeln hoch gekrempelte Hemd immer weiter nach oben fährt, wird mir bewusst, wessen Worte ich ohne zu Zögern befolgt habe. Lächeln schaue ich in das Gesicht von Sylvan, der erneut die Hand hebt und über meine Wange streicht.

"Es ist okay, du brauchst nicht zu weinen." Er zieht mich in eine Umarmung, die ich erwidere und meine Arme fest um ihn schlinge. Es fühlt sich zu real an um wahr zu sein, noch dazu ist es das erste Mal, dass ich Sylvan in dieser Kleidung vor mir sehe und nicht in den blutgetränkten Klamotten, die er bei seinem Tod trug.

Langsam lösen wir uns und Sylvan beginnt mich an einer Hand aus dem Dorf der Sieger zu ziehen und in Richtung Marktplatz zu laufen. Während wir uns entlang des einstigen Pfades immer tiefer in das Herz des Distriktes bewegen, sauge ich alle Details um mich herum auf. Der abgebrannte Wald, der den Blick frei gibt auf die Hügel und Berge, die mir vorher nie aufgefallen sind. Die gewaltigen Holzmassen der Häuser, die das Feuer nicht vollständig zerstören konnte. Das abgesenkte Gras, dass unter dem Schwarz der Verbrennung hervorsticht. Bei jeder Kleinigkeit die ich bemerke, beginne ich mich schwerer zu fühlen. Es kommt mir fast vor, als würde bei jedem Schritt mein Herz ein wenig mehr zerbrechen.

"Wie werde ich mich je nicht dafür verantwortlich fühlen können?", entfährt es mir, währenddessen ich auf den schwarzen Boden sinke, einen unversehrten, kleinen Ast auflese und ihn zwischen meinen Fingern balanciere.

ɢʟɪᴛᴛᴇʀ ᴀɴᴅ ɢᴏʟᴅ ⏤ finnick odairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt