viii. until we meet again

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"Will you remember that I existed, and that I stood next to you here like this?"

"Ladies und Gentlemen! Die Siegerin der 70. Hungerspiele!" hallt es in meinem Kopf, als die Gläser klingen und President Snow sein Glas für Annie Cresta erhebt. "Wir wollen heute auf sie trinken! Auf ihr Geschick und-" Er legt eine kurze Pause ein, als würde er überlegen müssen, welche Worte Annie am besten beschreiben würden. "Auf ihr Geschick und ihren Verstand!"

Sehr einfallsreich, denke ich mir und nippe an dem süßen, sprudelnden Getränk, das unecht nach Früchten riecht. "Zum Glück sind die Leute hier so verblendet, dass sie überhaupt nicht merken, wenn President Snow sie anlügt", zischt Finnick mir leise zu, als er sich eines der rosanen, kleinen Gebäcke in den Mund schiebt. "Wir wissen beide, dass wir von dieser Verblendung ebenfalls profitieren", gebe ich vorsichtig zurück.

Das Ende der Spiele liegt mir immer noch schwer im Magen. Ich hätte nie damit gerechnet, dass Annie Cresta am Ende die Siegerin sein wird, vor allem nicht unter diesen Umständen. Wenn die Spielmacher sich nicht einen Tag nach dem Tod von Olive und Jack dazu entschieden hätten die Arena zu fluten, wäre es bestimmt anders ausgegangen. Doch Annie war die Einzige, die schwimmen konnte und am Ende noch übrig war. Finnick hat in diesem Moment selbst nur ungläubig neben uns gesessen und war überhaupt nicht ansprechbar.

Bereits jetzt ist allerdings zu sehen, wie es der neugekrönten Siegerin geht. Sie steht unsicher in einem gelben Kleid neben President Snow; die Augen rot verquollen und mit zitternden Lippen, während ihre Hände unsicher über ihre Oberarme fahren. Ihr wurde gar kein Glas angeboten.

Ich beschließe meine Gedanken von ihr abzulenken und mache mich auf den Weg durch die Menschenmengen, als mich eine schrille Stimme freudig begrüßt. "Elsa, schön dich zu sehen!" erwidere ich die Begrüßung und lasse mich von der Rothaarigen in eine Umarmung ziehen. "Du siehst wunderbar aus, Elsa. Die neue Haarfarbe steht dir sehr gut".

"Oh Juniper, du bist zu süß! Gaia hat dir wiedermal ein tolles Kleid besorgt." Fasziniert bewundert sie das dunkelrote Kleid, das sich in einer A-Linie um meine Figur schmiegt. Das Rot ergänzt sich perfekt mit den glänzenden Gold der Prothese und dem scheinenden Schwarz meiner Haare. Natürlich ist das Kleid schulterfrei, wie sollte es auch anders sein. "Wir waren so angetan von Olives Abschied. Wir werden ab sofort öfter die Tribute aus Distrikt 7 unterstützen." Dankend drück ich sie erneut und wechsle noch ein paar Wort aus, bevor ich weiter durch die Menschenmenge streife und mich in einem Raum voller Sieger wieder finde. Cashmere wollte unbedingt, dass wir uns nochmal sehen, bevor wir uns auf den Heimweg machen. Fast schon weinend hält sie eine Rede darüber, wie schön es ist uns alle zu kennen, während Finnick mir vielsagende Blicke aus der anderen Ecke des Zimmers zuwirft und sich langsam in Bewegung setzt. Als er neben mir ankommt, spüre ich wie sich seine Hand sachte auf meine Taille legt. Ich blicke zu ihm nach oben, doch stelle fest, dass er mich bereits zufrieden anlächelt. "Ich bin diesem ganzen Chaos eigentlich nur dankbar, dass es uns zueinander geführt hat", flüstert er, während sein Blick weiterhin auf mir verweilt. Ich starre immer tiefer in seine Augen, bis ich das Gefühl habe, dass grün-blaue Meer in Distrikt 4 dadurch sehen zu können.

"Wir sehen uns nächstes Jahr wieder, meine Lieben!", beendet Cashmere das Zusammentreffen und ein letztes Mal trinken wir gemeinsam auf die 70. Spiele. Ich nicke Enobaria und ein paar anderen zur Verabschiedung zu, bevor ich Finnick mitteile, dass Blight und ich uns auf den Heimweg machen werden. Doch er hält mich sanft fest "Nicht bevor du mit mir getanzt hast." Er lässt mir keine Wahl darüber nachzudenken, sondern zieht mich nach Draußen auf die beleuchtete Tanzfläche. Gerade tönt aus den Boxen ein langsames Lied, auf das ein paar Leute im Takt tanzen. Schweigend klingen wir uns in die Melodie ein. Mir fallen keine Worte ein, um zu beschreiben, wie sich dieser Moment anfühlt. Noch weniger fällt mir etwas ein, dass ich zu Finnick gerade sagen könnte. Ich genieße die Stille zwischen uns; wie wir nur durch Blicke kommunizieren.

Als die Musik verklingt, führt Finnick mich zu dem Wagen, in dem Blight bereits auf mich wartet. Im Schatten der großen Hecken, hinter denen keine Lichter mehr scheinen, ergreift Finnick meine Hand. "Bis wir uns wieder sehen, June." Zärtlich zieht er meine Hand zu seinem Gesicht und platziert einen Kuss auf meinem Handrücken. Gänsehaut macht sich auf meiner gesamten Haut breit; ich spüre jedes einzelne Haar, dass sich um meine Schultern schmiegt und jeden Funken, der in diesem Moment von Finnick auf mich überspringt.

Ich starre stumm in die Dunkelheit der Nacht, die mir schon immer viel lebendiger vorkam, als es der Tag jemals sein könnte, während auf der Wiese hinter meinem Haus zwei Rehe in aller Ruhe weiden. Der weiße Mond leuchtet hell auf ihre gescheckten Rücken und auf das feuchte Gras unter ihnen. Jedes kleine Detail präge ich mir ein, um meine Gedanken von dem offensichtlichsten Thema abzulenken. Es ist bereits ein paar Monate her, dass ich Finnick das letzte Mal sah; wir nähern uns erneut der Tour der Sieger.

Ich hab fest damit gerechnet, dass er mich anrufen wird, doch bis jetzt blieb mein Telefon still.  Kein Anruf, keine Post, kein Treffen im Kapitol. Alles was ich von ihm sehe sind die Auftritte mit Annie Cresta; was nicht dazu beträgt, dass ich mich besser fühle.

Meine Gedanken kreisen fast ausschließlich darum, was dazu führen konnte, doch eine Erklärung finde ich nicht. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich sie jemals finden werde.

Johanna lässt sich neben mir in den Türrahmen fallen. "Woher wusstest du, dass ich noch wach bin?", frage ich.

"Ich kenne dich mittlerweile wohl ein bisschen", schmunzelt sie und lässt ihren Kopf auf meine Schulter fallen.

ɢʟɪᴛᴛᴇʀ ᴀɴᴅ ɢᴏʟᴅ ⏤ finnick odairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt