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"Become a lion hearted girl, ready for the fight."
An unserem letzter Tag vor dem Beginn der Spiele finde ich mich bereits vor Sonnenaufgang bei meinen Stylisten wieder. Obwohl sie meiner Meinung schon wieder viel zu lange mit meiner „optischen Verwandlung" verbringen, sei ich angeblich noch nicht ansatzweise ansehbar. Noch bevor ich in diese Situation geraten bin, waren endlich die Bewertung der Spielmacher. Unspektakulär, würde ich das Ganze bezeichnen. Um meine Punktzahl möglichst niedrig zu halten, habe ich ein paar Messer absichtlich durch den ganzen Raum geworfen und beinahe angefangen zu weinen, als ein Trainer mit mir gekämpft hat. Kurz bevor es zum Styling und zu den Interviews geht, sitzen Sylvan und ich auf dem Sofa und warten auf die Verkündung der Punkte. Natürlich haben die ersten Distrikte eine hohe Punktzahl bekommen; absehbar. Geduldig warten wir, bis endlich eine 7 neben Ceasar Flickerman aufleuchtet. „Distrikt 7, Sylvan Redmont mit einer Punktzahl von 9 und Juniper Sylva mit..." Er stoppt. An seinem Blick kann man die Verwunderung erkennen. Was für eine Punktzahl sieht er? „Eine Punktzahl von 4." Johanna springt auf, ich lache triumphierend. „Was hast du gemacht? Ich dachte du kannst mit Waffen umgehen?", Sylvan schaut mich verwundert an. „Sieht aus als wären die anderen stärker gewesen", sage ich, während ich aufstehe. „Du zum Beispiel". Ich klopfe Sylvan auf die Schulter und laufe in Richtung Aufzug. Johanna wartet dort bereits „Auf zum letzten Trumpf."
Einen gefühlten Tag später sitze ich endlich angezogen und jetzt „ansehbar" hinter der Bühne. Meine Haare sind wie bereits bei der Parade nur gewellt. Von einer Seite hat Gaia eine Haar geflochten, damit sie nur auf einer Seite liegen. Mein Kleid unterstreicht die Unschuld die ich verkörpern soll perfekt. Der zartblaue Stoff hängt ab der Taille leicht nach unten und fliegt mir mit jeder Bewegung um die Beine. Das Oberteil besteht quasi nur aus Blüten. „Du siehst toll aus. Da ist es fast zu schade, dass du morgen in die Spiele musst", höre ich eine Stimme sagen, die ich nicht sofort zuordnen kann. Ich drehe mich zu ihr und mein Herz beschleunigt von einer Sekunde auf die andere. Finnick Odair. „Willst du damit sagen, dass ich nur toll aussehe, unter dem Aspekt, dass ich morgen tot sein könnte?" Antworte ich ihm, nachdem ich einmal tief durchgeatmet habe. „Ich wusste es", grinst er. „Was wusstest du?" entgegne ich ihm, auch wenn ich die Antwort mir schon denken kann. „Dass du nicht so naiv bist, wie Johanna dich darstellen will, auch wenn das ziemlich geschickt ist. Scheint immerhin so, als würden alle drauf reinfallen", lacht Finnick. „Für deinen Distriktpartner läuft es aber auch gar nicht so schlecht". Gerade ist Sylvan auf der Bühne. Für ihn läuft es prächtig; Ceasar bekommt sich gar nicht mehr ein vor Bewunderung. „Er soll immerhin auch nicht so tun, als sei er jemand anders. Im Training und vor den Spielmachern war es einfach, aber vor Publikum und allem drum und dran ist es wieder was anderes". „Ach bitte", schmunzelt Finnick. „Du machst das. Und ganz unter uns, du hast gute Chancen zu gewinnen. Mehr als meine Tribute und mehr als dein Distriktpartner. Ehe du dich versiehst, sitze ich wieder neben dir und sage nur, dass ich es von Anfang an wusste."
Finnick lächelt mich ein letztes Mal an, bevor er aufsteht und die Arme vor der Brust verschränkt. Dann ist es soweit; Sylvan tritt wieder hinter die Bühne und ich höre, wie Ceasar mich ansagt. Ich atme nochmal tief durch, bevor ich ein unsicheres Lächeln aufsetze und in die hellen Lichter auf der Bühne trete. Das Licht ist so grell, dass ich das Publikum kaum sehen kann und so konzentriere ich mich auf den Stuhl, auf den mir Ceasar deutet. Nachdem ich ihm die Hand gegeben habe, lasse ich mich in den Stuhl fallen. "Schön, dass du bei uns bist, Juniper", Ceasar setzt sich auf den Stuhl, der parallel von mir aufgebaut ist, und rückt an den vordersten Rand. „Es freut mich auch, danke für den freudigen Empfang", antworte ich ihm mit zuckersüßer Stimme. „Bis jetzt haben wir nicht viel von dir mitbekommen. Deshalb frage ich dich als erstes, ob du uns nicht ein bisschen was von dir erzählen kannst?" „Da gibt es ehrlich gesagt nicht sehr viel. Ich lebe in Distrikt 7 mit meinem Bruder, Ash und meinen Eltern. Mein Vater und er arbeiten in den Wäldern. Die meisten Jugendlichen bei uns, aber ich nicht. Ich wollte das nie." Als Antwort nickt Ceasar nur verständnisvoll. Er kauft mir meine Lüge sofort ab. Wenn er wüsste, wie lange ich schon im Wald arbeite. "Du wirkst auch mehr wie eine ruhige Persönlichkeit." "Ja", lächle ich. "Ich bin für das hier einfach nicht gemacht. Ich möchte einfach nur, dass es endlich vorbei ist und -" ich breche gezielt ab und fange an zu schluchzen "- meine Familie mit meinem Schicksal abschließen kann." Eine Träne kullert mir über die Wange. Aus dem Publikum höre ich, wie tatsächlich ein paar ebenfalls anfangen zu weinen oder sich ergriffen die Hand vor den Mund halten. Ceasar rückt etwas näher und nimmt meine Hand. "Juniper, aus diesem Grund wünschen wir dir alles Gute. Du wirst deinen Frieden finden." Er drückt noch einmal leicht meine Hand, bevor er wieder aufsteht und mich mit sich zieht. "Ladies and Gentleman, Juniper Sylva." Ich streiche mir bitter lächelnd die Tränen aus dem Gesicht und winke der Menge, bevor ich wieder hinter die Bühne verschwinde, wo mir sofort Johanna entgegen kommt und mich in den Arm nimmt. "Es hat geklappt", flüstert sie. "Ich hoffe es, ich habe immerhin geweint!", entgegne ich ihr.
"Und jetzt wirds ernst, keine Spielchen mehr." Somit zieht sie mich raus aus dem Trubel und macht sich auf in Richtung Umkleiden. Ich bin erleichtert, dass ich ab morgen niemandem mehr was vor machen muss, zwar bin ich keine Kampfmaschine wie die Tribute aus Distrikt 1 und 2, aber einen Teufel werde ich tun und werde nicht bis zum Ende kämpfen.
Kurz bevor ich den Raum betrete, drehe ich mich noch einmal um und sehe aus dem Augenwinkel, wie Finnick mit einem breiten Lachen in meine Richtung sieht.
