iii. love is strange

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"People generally see what they look for, and hear what they listen for"

Mir bleibt kaum Zeit daran zu denken, was gerade passiert ist. Ceasar kündigt mich bereits an, während ich immer noch Finnicks Berührungen spüre.
„Wollt ihr sie wiedersehen?!" feuert Ceasar das bereits tosende Publikum an. „Dann wollen wir sie zu uns holen, nicht wahr?"
Der selbe Assistent der mich eben aus dem Moment mit Finnick riss, gibt mir mein Zeichen und ich setze mich in Bewegung.
„Ceasar!", schreie ich beinahe voller Freude. Ich stürme ihm entgegen und schüttle seine Hand, bevor wir uns kurz drücken.

"Juniper! Es freut mich dich wiederzusehen, es kommt mir vor wie eine Ewigkeit die wir auf dich verzichten mussten." Zustimmend jubelt die Menge weiter.
„Du siehst wunderbar aus, wie immer natürlich-" er pausiert kurz, leitet mich auf der Bühne weiter vor und dreht mich geschickt im Kreis. Ich mache mit und führe dem Publikum mein Outfit vor. Danach bringt er mich zu meinem Platz und lässt sich ebenfalls in einen Lederstuhl fallen.
„Wer ist für deine atemberaubende Kleidung verantwortlich?" richtet er sich mit der ersten Frage an mich.
„Die gleiche Designerin, die mich auch schon letztes Jahr einkleidete und die ich als gute Freundin zählen darf: Gaia!" schmücke ich es aus. Gaia sitzt ebenfalls im Publikum und winkt mir übermütig zu, als das Scheinwerferlicht auf sie fällt.
Begeistert klatscht Ceasar in die Hände „Großartig! Großartig!" Mit einem großen Lachen stimme ich in seien Euphorie mit ein.
„Nun Juniper. Wir sind immer froh dich hier zu haben, nicht alle Sieger haben ein gutes Wort für das Kapitol übrig, doch wir sind glücklich, dass du nicht dazu gehörst. Trotzdem möchte ich deine ehrliche Meinung hören: Wie ist es von der Rolle des Tributes in die des Mentors zu wechseln? Welche Gefühle löst es bei dir aus?"

Ich lasse mir einen Moment Zeit, bis ich meine Antwort formuliere. Das Bild als Siegerin, dass das Kapitol von mir sehen soll ist mittlerweile klar; ich gehöre zu den Siegern, die ihren Sieg als ruhmreich empfinden, President Snow dankbar sind und niemals auf die Idee kommen würden etwas ändern zu wollen. Wenn sie nur wüssten, dass ich eigentlich genau gegenteilig empfinde. Doch ich muss diese Rolle perfekt spielen, um auf Snows guter Seite zu bleiben und so meine Familie schützen zu können.

Mitfühlend schaue ich Caesar an. "Es ist beängstigend und überwältigend, aber wir leben nunmal in dieser Welt und müssen alle einen Weg finden und ich finde es ist der Richtige, das Beste aus allem zu machen; eben auch als Mentorin. Natürlich ist mir bewusst wie die Chancen stehen, ich spreche aus Erfahrung, wenn du weißt was ich meine, Ceasar-" kurz grinse ich ihn an und das Publikum lacht mit mir. "Aber es ist wichtig positiv zu bleiben. Ich hoffe, dass ich eine gute Mentorin sein werde."

Zustimmend wird das Klatschen im Publikum lauter und auch Caesar kommt kurz ein Stück näher um meine Hand zu drücken. "Davon bin ich überzeugt."

Er leitet das Gespräch weiter und es geht um Olive und Jack, um meine Familie und um die politische Lage. Genau das ist doch hauptsächlich der Grund, warum ich hier als große Unterstützerin des Kapitols sitze. Der Grund dafür, dass meine Familie noch am Leben ist.

Eine gefühlte Ewigkeit später entlässt Caesar mich von der Bühne, aber nicht ohne mich mindestens 5-mal zu verabschieden. Ich drücke ihn ein letztes Mal und winke begeistert dem jubelnden Publikum entgegen, bevor Sekunden später mein Lächeln von meinem Gesicht und die Schwere von meinen Schultern verschwinden. Erleichtert lasse ich die Anspannung von mir abfallen und lehne mich hinter den zahlreichen Assistenten an die kühlende Betonmauer. Kurz schließe ich die Augen und sammle mich wieder, nachdem ich so viel geredet habe. Ein kurzer Blick auf die Uhr, die an der gegenüberliegenden Wand hängt, lässt mich staunen. Ich habe zwar fast zwei Stunden mit Ceasar gesprochen, aber es ist trotzdem noch lange Zeit, bis ich als Mentorin gebraucht werde. Daher beschließe ich mir das nächste Interview von hier anzusehen. Immerhin ist es das Interview von Finnick. Vielleicht besteht die Chance, dass wir danach zusammen zu der Parade gehen?

"Finnick Odair, unser Liebling! Wie wunderbar!", empfängt Caesar ihn und schüttelt enthusiastisch seine Hand. "Bitte nehm doch Platz!"

Es dauert einen Moment, bis Caesar das Gespräch überhaupt beginnen kann, da das Publikum überhaupt nicht mehr aufhört mit dem Klatschen. Als sie endlich etwas verstummen, richtet er seine erste Frage an Finnick, bis das Gespräch ebenfalls von den Tributen seines Distrikts handelt.

Besonnen spricht Finnick einen Moment über Annie Cresta und langsam beschleicht sich mir das Gefühl, dass er sie besser zu kennen scheint, als mir bis jetzt bewusst war. Er beschreibt sie in solchen Details, dass ich mich frage, in welcher Beziehung er mit ihr steht.

Meine Gedanken schweifen weiter um das weinerlich wirkende Mädchen aus Distrikt 4, während Caesar passend dazu als nächstes Thema die Liebe anschneidet. "Sag uns Finnick, wie steht es um den Titel der Mrs. Odair?"

Verschmilzt grinst Finnick Caesar entgegen, aber wird ungewöhnlich still. Neugierig stehe ich hinter der Bühne und warte wie das Publikum gespannt auf seine Antwort. Doch Finnick hält sich mit seiner Aussage sehr zurück, er möchte eindeutig nicht zu viel sagen, um niemanden zu gefährden.

"Die Liebe ist verrückt, Caesar", sagt Finnick kontrolliert. "Verrückt, aber auch bezaubernd. Ich fühle mich geehrt, dieses Gefühl zu kennen."

"Er ist so anständig, nicht wahr?" fragt Caesar raffiniert direkt das Publikum, um zu sehen, ob sie sich mit dieser Antwort zufrieden geben und zum Glück scheint das der Fall zu sein. Mich verwirrt sie allerdings nur noch mehr, als mich das Gespräch über Annie Cresta schon irritierte. Meine Gedanken können nicht von ihr ablassen, ich weiß nicht, wie ich sie einordnen soll. Noch weniger weiß ich mit dem Gefühl, das mich bei dem Gedanken überkommt, etwas anzufangen.

Nachdem Caesar Finnick weiter mit unzähligen Fragen gelöchert hat, wird er auch endlich verabschiedet und lässt einen großen, erleichternden Atemstoß aus, als er hinter die Bühne kommt.

"Du bist noch hier", fragt er mich verblüfft, doch es klingt viel mehr wie eine Feststellung. Er läuft direkt weiter den langen Gang entlang, der aus dem Gebäude hinaus führt. Ich folge ihm stumm.

"Ich hab mir dein Interview angesehen", entgegne ich nach einem Augenblick, während wir uns immer weiter von den Menschen entfernen.

Mich beschleicht eine eigenartige Stimmung, als wir weiter wortlos nebeneinander herlaufen und wir kurz darauf von einem Wagen wieder zurück zu den Tributen und anderen Mentoren gebracht werden. Auf der relativ kurzen Fahrt bleibt Finnick allerdings weiterhin still und sitzt nur nachdenklich neben mir. Mein Herz rast und mir ist, als würde mein ganzer Körper kribbeln. Es wird wohl noch ein bisschen dauern, bis ich erfahre, was in ihm vor sich geht.

ɢʟɪᴛᴛᴇʀ ᴀɴᴅ ɢᴏʟᴅ ⏤ finnick odairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt