"When I am silent, I have thunder hidden inside."
Regelmäßig tickt der schwarze, schmale Zeiger der Uhr gegenüber von unserem Sitzplatz. Eng an die graue Betonwand gelehnt sitzen Johanna und ich auf einer schmalen Metallbank im medizinischen Sektor des 13. Distrikts, während wir mit starrem Blick in den Behandlungsraum vor uns blicken. Johannas Finger tippen eine Melodie auf der Stange des Infusionsständers, der neben ihr verweilt und sie für ein paar weitere Tage noch mit Morphin versorgen wird. Sobald ihre Werte dann stabil sind und sie etwas zu Kräften gekommen ist, darf sie entlassen werden. In der Ferne vernehme ich die sanfte Stimme von Finnick, der mit bedachten Worten soeben dabei ist, Annie über ihre zerstörte Heimat aufzuklären. Auch die Beiden sitzen auf einer Bank, zwischen zwei verschlossenen Türen zu Behandlungszimmern und werden vom schwachen Licht der Deckenleuchte umrahmt. Es scheint die einzige Freiheit zu sein, die Johanna und Annie bis jetzt gestattet wird. Ihr unregelmäßiges Wimmern verwandelt sich in ein aufgeregtes Schluchzen, als ich dabei zusehe, wie Finnick Annies Hände drückt und sie versucht zu beruhigen.
"Ich kann immer noch nicht glauben, dass Distrikt 7 zerstört wurde", bemerkt Johanna zur selben Zeit und lässt ihren angelehnten Kopf in meine Richtung fallen. "Es ist beruhigend, dass viele es hierher geschafft haben, doch es wirkt surreal, dass alles, was unser Leben einmal ausgemacht hat, nicht mehr da sein soll. Wie es dort wohl aussieht?"
Überlegend streiche ich meine Haare hinter mein rechtes Ohr und stelle mein linkes Bein auf dem Metall ab, ehe ich mein Kinn darauf abstütze. "Ich habe davon geträumt. Sylvan war dort und hat es mir gezeigt; die verbrannten Bäume und eingestürzten Häuser." Bilder aus meinen Träumen ziehen vor meinen Augen vorbei, während ich betrübt an die Zeit vor meinen Spielen zurück denke. So oft ich auch im Bett liege und mir wünsche, damals nicht gezogen worden zu sein, so erinnere ich mich, welche Menschen dann niemals Teil meines Lebens geworden wären; dass Sylvans Tod mich zwar nicht belastet hätte, doch er auch nie zu der Stimme in meinem Kopf geworden wäre, die stets an meiner Seite ist; dass Johanna nicht von meiner Mentorin zur Freundin geworden wäre; dass Enobaria und ich uns nie kennengelernt hätten; dass Finnick nicht zur Liebe meines Lebens geworden wäre.
Doch so scheint das Leben zu sein, eine Verstrickung aus den Höhen: dem Glück und der Freude, und den Tiefen: dem Trauer und dem Schmerz und das Einzige was wir tun können, ist zu lernen damit umzugehen.
"Die Natur wird immer einen Weg finden. Sie wird sich das Distrikt zurück holen", entgegnet Johanna mir überzeugt, als sie mit einer zackigen Handbewegung das Rädchen ihrer Infusion nach oben dreht und das Morphium nun schneller in den Spiegel zu tropfen beginnt.
"Was haben sie nur mit Peeta gemacht?", taste ich mich vorsichtig an das Thema heran, um das wir in unserem Gespräch bis jetzt einen großen Bogen gemacht haben. "Was haben sie mit dir gemacht, Johanna?"
Für einen Moment wird es leise neben mir. Johannas Finger umfassen verkrampft die Metallstange, während ihre dunkelbraunen Augen an die graue Wand gegenüber von uns starren. Ihr Fuß, der hin und wieder auf den Boden tippte verstummt, bis sie tief ausatmet und mir ein schwaches Lächeln schenkt. "Was soll ich bloß sagen, June. Ich glaube, ich werde für eine lange Zeit kein Wasser mehr um mich haben können. Also verurteile mich nicht, wenn ich in ein paar Tagen nicht mehr nach dem blumigen Waschmittel meiner Klamotten riechen werde.
Und was sie mit Peeta gemacht haben? Ich wünschte, dass wüsste ich. Weißt du, wir haben uns gegenseitig Geschichten erzählt, wenn wir die Kraft dazu hatten. Ich von Distrikt 7, Annie aus Distrikt 4 und Peeta aus Distrikt 12, aber meistens nur Geschichten von Katniss. Doch eines Tages beinhalteten seine Geschichten sie nicht mehr, bis er zunehmend aggressiver wurde, wenn wir ihren Namen erwähnt haben. Was auch immer sie getan haben, es hat ihn im Inneren verändert. Sie haben ihn zu einer Waffe gegen Katniss gemacht."
Still höre ich ihren Worten zu, als ich mir vorstelle, wie Johanna von jeglicher Kraft verlassen in ihrer Zelle lag, während Annie vom Strand in Distrikt 4 erzählte, so wie Finnick es für mich tat.
Ich erinnere mich daran, welche Werkzeuge ich im Kapitol gesehen habe und frage mich, ob die stromverbundenen Elektroden wohl für Johanna bestimmt waren. Schmerzlich stelle ich fest, dass dies ebenso erklären würde, weshalb ihre Haare abrasiert wurden. "Es tut mir leid, Johanna. Es tut mir leid, dass wir euch nicht eher retten konnten und dass du nur in diese Lage kamst, weil du mir helfen wolltest."
"June, das ist der Lauf unseres verdammten Lebens. Ich würde immer wieder in diese Arena springen, um dich unter dem Baum hervor zuziehen. Es ist nicht deine Schuld, dass ich gefangen genommen wurde. Wenn sie mich nicht mitgenommen hätten, wäre es vielleicht Finnick gewesen." Johanna klopft ermutigend auf meine Schulter, ehe sie hinzufügt: "Das hätte ich mir nicht verzeihen können. Eure Liebesgeschichte ist wenigstens echt, nicht wie Katniss und Peeta."
"Ich glaube, sie liebt ihn tatsächlich, Johanna, das habe ich in der Arena gesehen. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, auf welche Weise sie es tut." Noch ehe die Erinnerungen der 75. Hungerspiele in mir hochkommen, drehe ich hastig den Kopf erneut zu ihr. "Wir werden bald heiraten."
Die großen Augen von Johanna weiten sich freudig, als ihre Mundwinkel nach oben schießen: "Wann ist es soweit?"
"Wir wollten gerne, dass ihr dabei seid und haben uns darauf festgelegt, dass wir euch erst aus dem Kapitol befreien werden", grinse ich, während meine Finger mit der kleinen Perle um meinen Hals spielen und mir klar wird, dass unserer Hochzeit nun nichts mehr im Wege steht.
"Das habt ihr doch wunderbar erledigt", schmunzelt meine Freundin und wirft einen neugierigen Blick zur Bank auf der Annie und Finnick sitzen. Es scheint, dass Annie sich beruhigt hat und sie nun ebenfalls über entspanntere Themen sprechen. "Es wird Zeit, dass wir uns zwischen den grauen Overalls von Distrikt 13 auf die Suche nach einem weißen Kleid machen. Finnick!", auffordernd winkt sie mit ihrer freien Hand in seine Richtung, doch unser Gespräch wird unterbrochen.
Das fokussierte Gesicht von Boggs zieht sofort meine Aufmerksamkeit auf sich, als er gezielt in unsere Richtung gelaufen kommt und zwischen uns stehen bleibt, so dass wir alle ihn gut verstehen können. "Wir planen nach Distrikt 2 zu fliegen. Katniss möchte dich gerne dabei haben, Juniper."
DU LIEST GERADE
ɢʟɪᴛᴛᴇʀ ᴀɴᴅ ɢᴏʟᴅ ⏤ finnick odair
Fanfiction❞𝐘𝐨𝐮 𝐰𝐞𝐫𝐞 𝐚𝐧 𝐮𝐧𝐞𝐱𝐩𝐞𝐜𝐭𝐞𝐝 𝐬𝐮𝐫𝐩𝐫𝐢𝐬𝐞. 𝐓𝐡𝐞 𝐝𝐞𝐟𝐢𝐧𝐢𝐧𝐠 𝐦𝐨𝐦𝐞𝐧𝐭. 𝐓𝐡𝐞 𝐜𝐨𝐥𝐥𝐢𝐬𝐢𝐨𝐧 𝐨𝐟 𝐬𝐭𝐚𝐫𝐬 𝐭𝐡𝐚𝐭 𝐬𝐥𝐚𝐦𝐦𝐞𝐝 𝐢𝐧𝐭𝐨 𝐦𝐞 𝐡𝐚𝐫𝐝 𝐚𝐧𝐝 𝐬𝐞𝐧𝐭 𝐦𝐲 𝐧𝐞𝐚𝐭 𝐥𝐢𝐭𝐭𝐥𝐞 𝐰𝐨𝐫𝐥𝐝 𝐩𝐥�...