Kapitel 10

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Ein Buch zu lesen, ist wie in anderen Gedanken zu denken und das erlebte zu verträumen.

-Blase, Bernd

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Mein Herz machte einen Sprung. Ich drehte mich um und blickte Taddl in Gesicht. Er lächelte, zwar zögernd, aber er lächelte. Oh Gott, dieses Lächeln wird mich irgendwann noch umbringen. Es war echt und nicht aufgesetzt. Wie oft ich Menschen in meinem Alltag begegne die ein falsches Lächeln aufsetzten und ich war selber eine von ihnen. Wie oft hatte ich schon auf die Frage „Wie geht's dir" mit „gut" geantwortet obwohl es genau das Gegenteil war? Wo es mir alles andere als gut ging? Wo ich von innen heraus gebrochen war und hoffte niemand würde es bemerken? Und ich machte das nicht nur für mein Umfeld, sondern auch für mich selber. Um mir selber einzureden, dass es mir gut geht, dass mein Leben super läuft, dass meine Gedanken nicht nur negativ waren und mich alles um mich herum stresste. Aber diese Lüge stresst einen noch viel mehr. Ständig mit dieser Maske herumzulaufen und das perfekte Leben vorzuspielen, obwohl es eigentlich die reinste Hölle ist. Nach einer gewissen Zeit wird es immer einfacher und man vergisst es selber, dass man gerade eine andere Person spielt. Ich würde fast behaupten, dass jeder Mensch ein Doppelleben führt, manche merken es vielleicht nicht, aber wir verändern uns ständig und passen uns für Personen und Situationen an. Eigentlich traurig, dass die Gesellschaft sowas aus uns macht. Wir sind Menschen und keine Maschinen. Wir dürfen Traurig sein und einen schlechten Tag haben. Aber die Gesellschaft beeinflusst uns so, dass sich niemand mehr traut sein wahres ich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Bei Leana bin ich, ich und keine gespielte Persönlichkeit. Ich kannte sie von klein auf und da war man noch nicht so beeinflusst. Bei Nico war das anders. Ihn kannte ich seit zwar Jahren und auch wenn es nur ein kleiner Teil ist, aber ich bin nicht 100%ig ich. Deswegen bin ich so unglaublich überrascht und Glücklich darüber, dass ich Taddl kennengelernt hatte. Bei ihm habe ich nicht das Bedürfnis mich verstellen zu müssen. Ich wusste nicht was es war, aber etwas an ihm lässt mich geborgen und sicher fühlen und ich will mich gar nicht verstellen. Ich möchte das Taddl mein wahres ich kennenlernt, auch wenn ich Macken und Fehler habe.

Aus meinem erstaunten Blick wurde ebenfalls ein Lächeln. Ich glaube ich habe schon lange nicht mehr so oft an einem Tag ehrlich gelächelt. Ich kann auch nicht beschreiben warum. Ich sah ihn einfach an und musste Lächeln. Wir gingen in den Flur und ich zog mir wieder meine Vans an, am Nachmittag war es so warm gewesen, dass ich keine Jacke brauchte, aber als Taddl und ich draußen mit unseren Sakteboard und Longboard in der Hand standen, merkte ich dass es ein Fehler war. Ich zog meine Schultern hoch und versteckte meine Hände in meinem Hoodie. Ich wollte gerade los fahren als Taddl mich stoppte.

„Warte du kannst meine Jacke nehmen." Taddl kam auf mich zu und legte mir seine Jacke um die Schultern. Obwohl ich nicht klein war und auf einem Skateboard stand war Taddl immer noch ein ordentliches Stückchen größer als ich. Ich wollte gerade was erwidern. Aber Taddl winkte ab.

„Alles gut, mir ist warm genug." Und so machten wir uns auf den Weg. Die Straßen in Köln waren ungewöhnlich ruhig und leer. Wir fuhren in einem angenehmen Tempo nebeneinander und unterhielten uns. Es war ein sehr angenehmes Gespräch und ich musste, genau wie er viel lachen. Wir kamen dazu, über Bücher zu sprechen und er musste sich einen halben Vortrag über meine Lieblingsbücher anhören. Ich konnte Stunden über die Charakter und die Plottwists sprechen wenn ich wollte. Taddl schien es nicht wirklich zu stören.

„Sorry war vielleicht ein bisschen viel." gestand ich schließlich und verschränkte meine Hände miteinander. Das mache ich immer wenn mir etwas unangenehm ist oder ich nervös bin.

Is he the right one ? - Taddl FanfiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt