Kapitel 7

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"Nathan, was soll das? Lass sie runter! Statt Faye zu beachten, zog Nathan die Efeuranken um meinen Hals nur fester zusammen. Es wurde langsam, aber stetig enger um meine Kehle und ich spürte, wie das kratzige Holz auf meine Luftröhre drückte.

Sie arbeitet für die League und ist Orange! Faye, überleg doch mal! Sie haben uns doch nur in den Wald gebracht, damit diese Ruby mit uns irgendwas machen kann. Wahrscheinlich genauso, wie wir auch zu den Älteren geschickt wurden und dann mit gebrochenen Armen oder Nasen zurückkamen! Vermutlich werden wir am Ende des Tages als Psychopathen und Begriffsstutzige zurückkehren. Oder als Fans der League. Er sah mich prüfend an.

Nein, Nathan du verstehst das alles nicht. Sie arbeitet nicht für die League!

Ach ja? Bisher sah es aber genauso aus! Vielleicht hat sie dir ja schon eine Gehirnwäsche verpasst?

Was? Sie sah empört aus, dass Nathan ihr so etwas unterstellte.

Wieso sollte sie das hier machen, wenn sie nicht für die League arbeitet?

Ich schaltete mich nochmal in die Diskussion ein, denn mir ging langsam die Luft aus und ihre Auseinandersetzung könnte noch etwas länger dauern. Ich weiß, dass ihr gerade eine wirklich wichtige Unterhaltung führt," krächzte ich, "aber ich kriege langsam echt keine Luft mehr. Ich kann dir alles erklären, wenn du mich endlich runter lässt! Meine Stimme war erstickt, aber es reichte, um einen gewissen Druck mitschwingen zu lassen.

Und dann hypnotisierst du uns alle? Nein danke! Er zog das Efeu noch fester um meinen Hals, so dass ich würgen und husten musste.

Es gab nur noch einen Ausweg, um nicht mein Leben an einen übergeschnappten Dreizehnjährigen zu verlieren. Denn ich traute es ihm zu, dass er mir die Luft solange abquetschte, bis ich danach keine mehr brauchte. Zeit, ihm zu zeigen, dass mich ein Haufen Efeuranken rein theoretisch nicht davon abhielt, ihn zu hypnotisieren, wie er es ausdrückte. Ich nahm meine letzten Kraftreserven und konzentrierte mich auf Nathan. Meine Augen glühten orange auf, dann sah ich nur noch ihn, alles andere war schwarz.

Nimm die Ranken von meinem Hals! Ich wartete kurz, dann konnte ich wieder frei atmen. Jetzt lass mich langsam runter und hör mir zu! Nach zehn Sekunden stand ich wieder auf dem Boden und rieb mir über den Hals. Ich wusste, dass es nicht die wirksamste Art war ihn zu überzeugen, indem ich genau das tat, was er von mir erwartet hatte. Aber ich hoffte, dass ich ihn mit meiner Erklärung zumindest etwas umstimmen konnte.

Nathan hörte mir zu, während ich erzählte, dass ich nur hier war, damit Liam fliehen konnte und ich auch nicht mochte, was die League tat. Als ich fertig war, hörte auch mein Befehl auf zu wirken und er setzte wieder eine trotzige Miene auf. Obwohl er nicht mehr ganz so eine starke Abneigung gegen mich zeigte wie am Anfang.

Während ich erzählt hatte, waren auch die anderen wieder zu uns gekommen, also schlug ich vor, mit dem Training anzufangen. Als ich in die Mitte der Lichtung gehen wollte, hielt Nathan mich jedoch auf. Ich brauche keine Hilfe!

Das weiß ich, sagte ich ruhig. Ich war mir zwar noch nicht ganz sicher gewesen, aber jetzt, nachdem er das gesagt hatte, war es mir klar. Die Art, wie er mich an den Baum gefesselt hatte, wäre für jemanden, der Probleme mit seiner Fähigkeit hatte, kaum möglich gewesen. Ich weiß nur noch nicht, warum du dann hier bist?

Weil ich nicht das machen will, was die League von mir will! Er verschränkte die Arme und sah aus, als hätte ich auch von alleine darauf kommen müssen.

Okay, dann werden wir wohl mit dir besonders viele Schwierigkeiten haben, richtig? Ich zwinkerte ihm verschwörerisch zu und hoffte, dass er danach nicht mehr so abweisend sein würde. Wir standen auf der gleichen Seite, wieso sollten wir dann Feinde sein? Erleichtert stellte ich fest, dass er mich frech angrinste und nickte. Und was ist mit euch?

Wir haben echte Probleme, sagte Jessica für alle. Richtig? Sie schaute die anderen an.

Nicht ganz, meldete sich Fiona zu Wort. Früher hatte ich ein paar Schwierigkeiten, die habe ich aber schon längst nicht mehr. Ich tue nur noch so, weil ich nicht mag, was die League tut.

Okay, und Faye, du sagtest, dass dein Problem behoben wäre?

Ja, ich glaube, ich muss nur noch ein bisschen üben, versicherte sie mir.

Da waren es nur noch drei. Was für Probleme habt ihr denn?, fragte ich nach.

Zuerst antwortete Jessica. Wenn ich aufgeregt bin, wackelt immer irgendwas, ohne dass ich es kontrollieren kann. Oder, wenn ich etwas durch die Gegend schweben lassen soll und ich unter Druck stehe, dann kann ich es nicht ruhig halten.

Grace sprach als nächstes. Ich kann es auch nicht immer kontrollieren. Manchmal, dann gebe ich weniger oder mehr Strom ab als ich soll. Also ich kann es nicht richtig dosieren. Sie zuckte unsicher mit den Schultern.

Alexander schwieg. Ich schaute ihn fragend, aber – zumindest hoffte ich so – nicht drängend an. Manchmal kann ich es einfach nicht. Egal, ob es wichtig ist oder nicht, ich schaffe es manchmal einfach nicht, irgendetwas zu bewegen.

Okay, wir werden unser Bestes geben, dass ihr bald keine Schwierigkeiten mehr habt. Wisst ihr denn, warum ihr diese Probleme habt?

Sie schüttelten den Kopf, nur Grace begann zu reden. Ich glaube, dass ich das schon von Anfang an hatte. Meine Mutter hatte Krebs, sie wäre wahrscheinlich bald gestorben, als ich weggeholt und in ein Camp gebracht wurde. Im Krankenhaus hatte jemand bemerkt, wie ich aus Versehen Strom in die Tür geleitet habe, als ich sie auf machen wollte. Sie atmete stockend, versuchte es aber zurückzuhalten. Vermutlich wollte sie nicht vor den anderen weinen. Ich hatte eine Idee. In einer meiner Unterrichtsstunden mit Clancy, hatte er mir erzählt, dass man mit jemandem in seinem Kopf reden konnte, ohne, dass jemand anderes zuhören konnte.

Warte. Ich versuche etwas, aber du musst mir vertrauen. Sie nickte und ich richtete meine Konzentration auf Grace. Meine Augen glühten auf und es wurde schwarz um uns herum, wir sahen nur noch einander. Jetzt können sie uns nicht mehr hören.

Sie lächelte mich dankbar an, dann fuhr sie fort. Meine Mutter hatte mich damals gebeten, noch einmal zu ihr zukommen. Auf dem Weg zu ihr, holten sie mich ab. Ich konnte mich nie von ihr verabschieden. Das war vor einem Jahr. Grace fing an zu schluchzen und setzte sich auf den endlos schwarzen Boden. Sie schlang die Arme um die Knie und legte ihren Kopf darauf ab.

Als ich von der Regierung mitgenommen wurde, erzählte ich ihr, konnte ich mich auch nicht von meinen Eltern verabschieden. Sie waren zwar gesund und zu Hause, aber ich habe mich aus ihrem Gedächtnis gelöscht. Ich wollte es nicht, ich wusste damals noch nicht einmal, dass ich solche Kräfte habe. Als ich am nächsten Morgen in die Küche kam, erkannte mich meine Mutter nicht mehr und sperrte mich dann in unsere Garage. Dort wurde ich dann von Soldaten abgeholt und in das Camp gebracht. Das war einen Tag nach meinem zehnten Geburtstag.

Grace hob den Kopf. Ihre Wangen waren Tränen verschmiert. Das tut mir leid!

Das muss es nicht, denn das Leben geht weiter! Du wirst irgendwann lernen, dass der Tod deiner Mutter ein Teil von dir ist. Ein Teil, der dich für deine Feinde nur noch gefährlicher macht! Wenn dein Herz gebrochen war, ist es danach nur noch stärker als vorher. Wie gesagt, alles, was ich über Motivationsreden wusste, hatte ich aus dem Kinderprogramm aus dem Fernsehen. Allerdings, Grace und Faye schien es zu helfen.

Kann sein, sagte sie nach einer Weile. Danke, Ruby!

Habe ich gerne gemacht. Aber jetzt sollten wir wieder zurück in die Wirklichkeit, oder? Ich lächelte.

Sie stand auf, wischte sich noch einmal die Tränen ab und atmete tief durch. Dann nickte sie.

Die anderen saßen neben uns auf dem Boden und hatten wirklich nichts mitbekommen.

Was habt ihr gerade gemacht? Fiona sah uns verwirrt an.

Geredet, antwortete ich schlicht.

Gehts dir jetzt besser?, fragte Jessica Grace aufgeregt.

Ja, viel besser! Sie sah mich nochmal dankbar an. Ich lächelte zurück.

~

Na, hab ich mein Versprechen gehalten?

Ich weiß, es ist etwas kürzer als das davor, aber hoffentlich hat es euch trotzdem gefallen!

The Darkest Minds - Battle of MindsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt