Das hätte ich nicht tun sollen! Wirklich nicht tun sollen!
Ich atmete tief ein, um meine Gedanken zu beruhigen. Doch, das hätte ich. Es wurde Zeit, dass ich mit meinen Zweifeln aufhörte. Was ich getan hatte, war das einzig Richtige gewesen. Ich wusste nicht mehr, das wievielte Mal es war, dass ich mich bei meinen Bedenken erwischte. Definitiv zu viel. Ich hasste meinen Egoismus, der mich in dieser Sache wirklich zu verfolgen schien.
Mittlerweile wunderte ich mich, wie ich es überhaupt geschafft hatte, diese Entscheidung zu fällen, geschweige denn, sie dann auch in die Tat umzusetzen.
Meine Kehle fühlte sich eng an, doch ich verbat mir die Tränen. Dafür gab es definitiv bessere Gelegenheiten als kurz vor einem Auftritt vor hunderten von Überlebenden.
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Als vor knapp sieben Jahren IAAN ausbrach, eine Krankheit, die innerhalb von Monaten fast alle Kinder Amerikas tötete, war so ziemlich die ganze Bevölkerung in Panik gewesen. Denn es war keine normale Krankheit gewesen. Es gab keine Symptome, und schon gar kein Gegenmittel. Entweder die Kinder starben an den Kräften, die sie entwickelten, oder sie überlebten sie. Und wenn man dann unwahrscheinlicher Weise doch zu den Überlebenden gehörte, hatte man diese übernatürlichen Kräfte hängen, vor denen die Regierung scheinbar solche Angst hatte, dass sie uns in "Rehabiltierungs-Camps" steckten, deren eigentlicher Sinn es bloß war, uns unter Kontrolle zu halten.
Wenn man Glück hatte, entwickelte man durch IAAN nur eine unnatürlich hohe Intelligenz, von der Regierung auch Grüne genannt. Basierend auf dem entsprechend farblichen Schimmer in unseren Augen, wann immer sich unsere Kräfte aktivierten.
Tele- oder Elektrokinese, die Blauen oder Goldenen, hatten auch noch Glück. Wenn man das so sagen konnte. Vermutlich schon, wenn die Alternative Tod war. Denn das war es, was den Roten geschah, denjenigen, die die Macht über alles Feurige besaßen - Pyrokinese.
Jedoch nicht nur ihnen, sondern auch den Orangenen. Menschen wie mir.
Wenn ich nicht aus dem Camp hätte fliehen können, als sie mich entdeckt hatten, wäre ich bereits lange zu einem Häufchen Asche kremiert worden. Dadurch, dass wir Gedanken lesen und kontrollieren konnten, sah die Regierung in uns die größte Bedrohung. Was bedeutete, dass Orangene noch einmal seltener waren als die Roten.
Immer wieder schön etwas besonderes zu sein...
Wie dem auch sei, nach den drastischen Maßnahmen der Regierung hatte sich eine Widerstandsgruppe gebildet, die sich die Children's League nannte. Sie befreiten Überlebende aus den Camps oder sammelten sie auf den Straßen auf, bevor die Tracer sie fanden und der Regierung auslieferten. Auf dem Gelände auf dem ich mich gerade befand wurden besagte Überlebende dann trainiert, um dann irgendwann als Soldaten den Krieg gegen die Regierung zu kämpfen.
Aber obwohl sich das jetzt vermutlich ganz nett anhörte. Das war es nicht. Die League war im Grunde eher eigennützig. Sie planten, uns gegen die Regierung kämpfen zu lassen, um dann selbst an die Macht zu kommen. Und außerdem noch als Helden, die uns alle befreit und erlöst haben, gefeiert zu werden. Ob wir aber bei dem Kampf draufgingen oder verletzt wurden, war ihnen ziemlich gleichgültig.
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Mein Name, der wegen der Lautsprecher durch das alte Stadion hallte, riss mich aus meinen Grübeleien über die aktuelle Situation. Ich sah auf und erkannte Cate, die mir von ihrem Podium aus einen kurzen Blick zuwarf, mit dem sie mir bedeutete, jetzt zu ihr zu kommen.
Sie war die Leiterin der League von Virginia und diejenige, die mir aus dem Camp geholfen hatte. Obwohl es noch nicht einmal so unglaublich lange zurücklag, fühlte es sich für mich wie eine halbe Ewigkeit an. Kurz darauf, nachdem ich vor ihr geflohen war, war ich auf Chubs, Zu und Liam getroffen.
Ich brachte meine Gedanken zu einem abrupten Halt. Ich sollte nicht an ihn denken, das würde es wenigstens etwas leichter machen.
Entschlossenen Schrittes machte ich mich auf den Weg zu Cate, die währenddessen weiter ihre Rede hielt. Bisher hatte ich nicht wirklich hingehört, so vertieft war ich in meine Gedanken gewesen, aber jetzt dröhnten die Worte so laut durch das Stadion, dass ich begann mir ernsthafte Sorgen um mein Gehör zu machen. "Wir werden endlich ans Licht bringen können, was die Regierung euch angetan hat und was in den Camps wirklich läuft."
Sie wandte sich in dem Moment zu mir um, in dem ich neben sie trat. "Mit ihrer Hilfe werden wir endlich Gerechtigkeit schaffen!" 'Ihrer' sprach sie dabei aus, als wäre ich der Super-Mega-Star der Nation - und der Messias, um sie alle aus der Unterdrückung zu führen.
Na schönen Dank auch. Ich hatte keine Ahnung wie ich das anstellen sollte. Schließlich hatte ich den Hauptteil der letzten sechs Jahre damit verbracht mich wie ein totaler Feigling unter den Grünen meines Camps zu verstecken. Und jetzt sollte ich die gesamten mickrigen Überbleibsel der amerikanischen Jugend aus den Fängen der Regierung befreien? Klar, nur kein Druck. "Ruby konnte vor kurzer Zeit mir unserer Hilfe aus dem Camp Thurmond fliehen, wurde dann aber von uns getrennt."
Ich musste ein Schnauben unterdrücken als sie meine halsbrecherische Flucht vor ihnen so unpassend umschrieb. Aber ich hatte eingewilligt ihnen zu helfen, wenn sie dafür Liam liefen ließen. Also würde ich es einfach akzeptieren. Es war mir sowieso ziemlich gleichgültig, wie sie mich vorstellte. Vermutlich wäre es kein wirklich guter Eindruck einer großen Retterin, wenn Cate erwähnen würde, dass ich eigentlich mehr auf Kriegsfuß mit der League stand als irgendwas sonst.
"Sie gehört zu den Orangenen. Das bedeutet, sie kann Gedanken lesen und manipulieren." Ein Raunen ging durch die Reihen. Kein Wunder, es gab kaum noch Überlebende wie mich. "Ihre Fähigkeiten werden uns eine große Hilfe sein. Aber bis dahin wird sie uns helfen, unsere Reihen zu stärken." Sie machte eine kleine Pause, damit alle die neuen Informationen verarbeiten konnten. Dann richtete sie sich noch ein Stück größer auf und strich sich unbeirrt eine blonde Haarsträhne hinter das Ohr. "Ruby steht jetzt auf unserer Seite. Wir werden kämpfen. Und mit dem heutigen Tag ist das Schicksal der Regierung ein für alle Mal besiegelt!" Sie wandte sich mir zu und blickte mir entschlossen in die Augen, während sie mir ihre Handfläche hinhielt. In dieser befand sich eine kleine Schale mit einer orangenen Masse darin.
Ich griff mit meiner Hand hinein und sah auf. Alle Augen waren auf mich gerichtet. Und in diesem Moment wurde mir klar; all diese Jugendlichen, egal ob sie noch nie ein Camp von innen gesehen hatten oder doch, lebten in ständiger Angst. Sie hatten keine Zukunft, kein Leben. Und ich war scheinbar die Einzige, die das ändern konnte.
Uns war genug Unrecht angetan worden. Und unabhängig davon, was die Intention hinter der League war, kämpften sie doch auch irgendwie für uns. Und solange das so war, war ich bereit, mit ihnen und für all diejenigen zu kämpfen, deren Leben davon abhing, dass sich etwas änderte.
Entschieden strich ich einmal über meine Stirn, sodass ein breiter orangener Streifen darauf zurückblieb. Meine Augen glühten orange, als ich meine Hand mit dem Rest der Farbe nach oben in die Luft streckte. Und alle anderen im Stadion taten es mir nach.
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Hey guys,
ich wollte euch nur sagen, dass es mich wirklich freut, dass ihr die Geschichte lest. Ich versuche, die Kapitel in kürzeren Abständen hochzuladen.
Außerdem wollte ich noch sagen, dass es zwar im Moment vermutlich noch nicht so spannend ist, sich das aber noch ändern wird, also noch einmal DANKE an alle, die bis dahin dabei bleiben.
Eure Izzy
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The Darkest Minds - Battle of Minds
FanfictionEine alternative Weiterführung der Buchverfilmung The Darkest Minds - die Überlebenden, basierend auf dem Roman von Alexandra Bracken. Trotzdem könnt ihr es natürlich auch lesen, ohne den Film oder die Bücher zu kennen. ([37/37] Kapitel) ~ Habt ih...