Kapitel 13

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Die letzten Tropfen fielen vom Holz des Baumstamms, als ich die Augen öffnete.

Faye schlief noch, doch Chubs war nicht mehr da.

Ich befreite mich aus meinem Schlafsack und kroch unter dem Baumstamm hervor. Durch die hohen Baumkronen war der graue Himmel zu sehen. Es regnete zwar nicht mehr, aber so wie es jetzt aussah, würde es wohl bald ein Gewitter geben. Die Wolken waren dunkel grau, schon fast schwarz. Nur ein paar wenige Stellen ließen noch Sonnenlicht durch.

Ich machte mich auf die Suche nach Chubs.

Nachdem ich im engeren Umkreis unseres Schlafplatzes niemanden finden konnte, ging ich in Richtung Liams Spur.

Nach einer kurzen Suche durch nasse Büsche, fand ich ihn endlich. Er war der Spur schon etwas weiter gefolgt und kam gerade zurück. Seine Beine waren genauso durchnässt wie meine. Meine Hose klebte unangenehm an meiner Haut und mir war trotz der milden Temperatur kalt.

"Chubs, da bist du ja! Was hast du gemacht? Meine Hose ist ja jetzt schon total durchnässt", meinte ich und verzog angewidert das Gesicht, als ich mein Bein etwas anhob.

"Ja, meine auch", erwiderte er tonlos. "Ich wollte gucken, ob ich vielleicht irgendwas von Liam finden kann." Er zuckte mit den Schultern und ging ohne einen weiteren Blick an mir vorbei. "Wir sollten zurückgehen, bevor Faye sich Sorgen macht."

Ich unterdrückte ein Seufzen. Wieder bekam ich ein schlechtes Gewissen, weil ich Chubs seinen besten Freund genommen hatte. Ich wusste, dass er sauer auf mich war, auch wenn er es nicht zugab.

Ich weckte Faye, damit wir frühstücken konnten, denn wir mussten weiter, um Liam einzuholen. Und das wollte ich unbedingt. Chubs so distanziert zu sehen, auch wenn er sich bemühte, es nicht zu zeigen, erzeugte bei mir ein unangenehm flaues Gefühl in der Bauchgegend.

Wir aßen jeder ein Brötchen und gingen dann weiter Liams Spur folgend Richtung Osten.

"Es wird bald gewittern. Wir sollten uns beeilen aus dem Wald zu kommen." Chubs beschleunigte sein Tempo und wir folgten ihm.

Nach ungefähr einer halben Stunde erreichten wir den Waldrand. Vor uns lag eine weite grüne Fläche. Es waren leichte Hügel und ab und zu wuchsen auch wenige alte Bäume darauf. Es war anscheinend schon lange niemand mehr hier gewesen, denn das Gras wuchs mir bis zur Hüfte.

"Verdammt!", zischte Chubs. "Wir haben seine Spur verloren." Chubs sah sich um, fand aber keinen Hinweis.

"Bisher ist er in Zus Richtung gegangen, also können wir davon ausgehen, dass er sie auch weiterhin sucht, oder? Und dann müsste seine Spur hier irgendwo sein." Ich ging ein paar Schritte nach rechts und tatsächlich. Eine Schneise war in das hohe Gras getreten worden. "Ha! Ich hab's euch doch gesagt!", rief ich triumphierend.

Wir gingen weiter.

Der Himmel zog sich immer weiter zu und das Licht, das durch die Wolken drang wurde immer schwächer. Der Wind war stärker geworden und blies uns die Haare ins Gesicht. Wir liefen nun schon seit mehreren Stunden über diese Wiese und wir wurden immer langsamer.

"Chubs, ich glaube, wir sollten eine Pause machen. Wir laufen schon seit Stunden und der Wind macht es auch nicht gerade leichter", rief ich, damit er mich trotz des Windes noch hören konnte.

Chubs drehte sich um. "Hast wahrscheinlich Recht." Er musste brüllen, damit es bei Faye und mir ankam.

In einer nahen Senke begannen wir das Gras um uns herum plattzudrücken und versuchten die langen Halme als eine Art Dach zu benutzen. Es war wieder kühler geworden und wir drängten uns aneinander. Schon nach kurzer Zeit fing es an zu blitzen und zu donnern.

The Darkest Minds - Battle of MindsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt