Ich musste Chubs, Zu und Faye finden. Ich sah mich um, aber die drei waren nirgendwo zu sehen, dafür blieb mein Blick an einem anderen Körper hängen. Einem blutenden, auf dem Boden liegenden Körper. Ich rannte los. "Cat! Cat! Sag etwas, bitte!" Ich schüttelte sie, ihre Hand lag auf ihrem Bauch, aus einer Wunde darunter lief Blut.
Scar! Ich suchte das Schlachtfeld gedanklich ab und rief sie zum zweiten Mal heute, aber sie hatte schon alle Hände voll zu tun. Auch die anderen, die Sachen zum verarzten dabeihatten, hatten schon mehrere Opfer. Und alle lagen schon halb im Sterben.
Wir brauchten Hilfe! Ich beugte mich über Cat, um zu überprüfen, ob sie noch atmete, dabei fiel die GPS-Kette von Cate aus meinem Pulli. Ich überlegte kurz, dann sah ich mich um. Wir kämpften in der Unterzahl, die Explosion hatte zu viele von uns verwundet. Oder getötet.
Ich drückte den Anhänger zusammen, bis er rot leuchtete. Hoffentlich war es eine gute Entscheidung gewesen! "Es wird alles gut", sagte ich zu Cat, ohne zu wissen, ob sie mich hören konnte.
Dann brachte ich sie mit Hilfe der Roten zu einem etwas geschützteren Ort, bevor wir weitergingen.
Ich befreite so viele Überlebende aus Clancys Kontrolle wie möglich, doch es reichte bei Weitem nicht, um die Verluste durch die Explosion wieder auszugleichen.
Irgendwann sah ich Nathan, der von mehreren Überlebenden gleichzeitig angegriffen wurde. Beim nächsten Angriff wich er zurück, stolperte und fiel rücklinks auf den Boden. Seine Verteidigung war durchbrochen und er robbte als letzten Ausweg zurück. Ich lief los, aber viel konnte ich nicht tun, um zu helfen. Glücklicherweise entrollte sich in diesem Moment eine lodernde Feuerwand zwischen Clancys Kämpfern und Nathan.
Sofort flackerte sein Blick zu der Roten, bereit sich gegen sie zu verteidigen. Doch als er mich neben ihr entdeckte, nickte er nur dankbar und stand auf, um sich in den nächsten Kampf zu stürzen.
Langsam glich sich die Menge unserer Gruppe der Menge Clancys Gruppe an, aber trotzdem waren seine Krieger mehr als unsere. Chubs rang mit einem älteren Jungen auf dem Boden und wurde auf die Erde gedrückt. Ich rannte zu ihm und trat dem Jungen mit ganzer Kraft gegen den Kopf. Er fiel bewusstlos zur Seite auf den Boden.
"Danke!" Chubs stemmte sich hoch. "Wer bist du?" Er schaute das Mädchen hinter mir an.
"Nenn mich Ann. Ruby und ich sind gerade Clancy entkommen, ich bin ihr einfach gefolgt", erklärte sie schnell.
"Geht's euch allen gut?", fragte ich besorgt.
"Ja, denke schon. Eben waren Faye und Zu dahinten irgendwo und haben sich mit einem blauen Mädchen angelegt, sah aber so aus, als würden sie keine Probleme mit ihr haben. Dylan und Cat hatten auch gemeinsam gekämpft, aber ich hab sie nicht richtig beobachten können", informierte er mich schnell.
"Cat liegt dahinten schwer verwundet, aber die Sanitäter haben keine Zeit, es gibt schon zu viele Verletzte. Ich habe Cate gerufen", gab ich zu.
Er sah sich besorgt um, dann fragte er. "Wie geht's dir?"
Die Kämpfe um uns herum tobten. Wir hatten nicht die Zeit über unser Wohlbefinden zu sprechen, aber es schien ihm ernst zu sein, also riss ich meinen Blick von den Kämpfen los. "Bei mir ist alles okay, denke ich. Ein bisschen erschöpft, aber okay", antwortete ich ehrlich.
Er sah mich ungläubig an, bis mir einfiel, dass er Liam noch gar nicht gesehen hatte. "Liam hat überlebt, ich weiß nicht wie, aber er lebt." Chubs sah aus, als würde ihm eine riesen Last von den Schultern fallen und er zog mich augenblicklich in eine kurze aber feste Umarmung. "Ich muss wieder los", meinte ich, als er wieder einen Schritt zurück trat. "Vor fünf Minuten hatte Liam noch mit einem Jungen gekämpft, aber Clancy war in der Nähe."
"Gut, geh. Ich bleibe hier und helfe, wo ich kann."
Ich rannte los, das Mädchen folgte mir wieder. "Du musst mir nicht folgen, hilf lieber den anderen!", rief ich ihr während des Laufens zu. Sie nickte und drehte ab.
Nach ein paar Minuten Suche, stoppte ich plötzlich, als ein Mädchen mit einem Maschinengewehr auf mich zukam. Sie fixierte mich und ließ mich keine Sekunde aus den Augen.
Ich erstarrte. Ich kannte sie. Sie war für sechs Jahre meine einzige Freundin gewesen. Und dann hatte ich mich kurz vor meiner Flucht versehentlich aus ihrem Gedächtnis gelöscht.
Ich war mir sicher, dass sie auch leicht zu befreien war.
Aber so war es nicht.
"Sam, ich bin es, Ruby! Ich war in Thurmond deine Freundin", versuchte ich sie zu erinnern. Es hatte noch nie funktioniert, trotzdem musste ich es versuchen.
"Ich weiß, wer du bist", erwiderte sie zu meiner Überraschung. "Die anderen haben mir alles erzählt, nachdem Clancy erklärt hat, dass du dich aus meinen Erinnerungen gelöscht hast. Und weißt du, was ich noch wieder weiß?", fragte sie verachtend. "Was du getan hast! Du bist ohne mich geflohen, dabei hatten wir immer davon gesprochen, dass wir für immer Freundinnen bleiben würden! Obwohl ich mich jedes Mal für dich eingesetzt und dich verteidigt habe. Ich wurde wegen dir gefoltert und trotzdem hast du mich alleine gelassen!"
Jetzt erst fiel es mir auf. Ihre Augen funkelten mich wütend an. Sie waren auf mich fokussiert. Nicht ausdruckslos.
"Nein, Sam. Ich bin nicht geflohen, vor allem nicht einfach so, ohne an dich zu denken. Sie hatten herausgefunden, dass ich keine Grüne war, ich wurde von einer Ärztin rausgeholt, ich habe mir die ganze Zeit Sorgen um dich gemacht!", versuchte ich ihr zu erklären, aber sie trat weiter auf mich zu. "Bitte, du musst mir glauben, ich wollte dich so schnell wie möglich daraus holen, aber ich hatte keine Möglichkeiten!"
Sie glaubte mir nicht, dass sah ich in ihren Augen, die mich immer noch kalt anstarrten. Sie hob ihr Gewehr wieder und zielte auf mich. Ich wich zurück. Was hatte Clancy mit ihr gemacht? Ich wusste, dass sie ziemlich selbstsicher und mutig war, aber sie hätte mich niemals angegriffen. Noch nicht einmal, wegen dem, was ich ihr angetan hatte.
Außer jetzt.
Ich sah mich um, aber nirgendwo war etwas, hinter dem ich Deckung hätte suchen können. Stattdessen sah ich noch mehr Waffen, die auf mich gerichtet waren. Ich wusste nicht, der wievielte Knall es heute war, von dem ich dachte, er würde mein Trommelfell zerreißen, aber ich war mir sicher, dass die Zahl über dem gesunden Durchschnitt lag.
Ich wappnete mich für den Schmerz, den die Kugeln verursachen würden, sobald sie in meinen Körper eindringen würden, aber dann wurde ich zur Seite geschmissen. Mein Kopf schlug auf dem Boden auf, dann landete etwas ziemlich schweres auf mir. Ich sah hoch. Meine Angreifer wurden jetzt von anderen attackiert. Ich versuchte mich um zu drehen, aber der Körper auf mir bewegte sich nicht.
Ich sah nach hinten und der Schock, den ich bekam, als ich sah, wer auf mir lag, gab mir die Kraft mich zu befreien. Liam lag immer noch bewegungslos am Boden, auf seinem Rücken bildete sich ein roter Fleck. "Scar! Bitte, irgendwer muss ihm helfe!", schrie ich. Tränen sammelten sich in meinen Augen. "Er verblutet!" Auch unter seinem Körper breitete sich ein Blutfleck aus. Er musste von mehreren Kugeln getroffen worden sein. "Bitte! Hilfe!"
Niemand hörte mich, jeder war in seinen eigenen Kampf verwickelt, ich fing wieder an zu schluchzen und sackte über ihm zusammen. Er atmete noch, dass fühlte ich, aber genauso merkte ich, dass es ihn jede Menge Kraft kostete, bei Bewusstsein zu bleiben.
Er bewegte seine Hand, so dass sie auf meiner lag und drückte kurz zu. Wieder stiegen Tränen in meine Augen, ich konnte ihn jetzt nicht wieder verlieren!
Kraftlos und verzweifelt brach ich über ihm zusammen.
Auf einmal tauchte eine Erinnerung in meinem Kopf auf. Chubs hatte mir mal erklärt, dass man jemanden länger am Leben halten konnte, wenn man seinen Lebenswillen aufrechterhielt. Und genau das machte ich jetzt bei Liam und auch bei Cat.
Die Kämpfe um mich herum verloren an Wichtigkeit, genauso wie die Tatsache, dass jeden Moment ein Schuss auf mich abgefeuert oder eine Flamme mich verbrennen könnte, ich wollte nur bei Liam bleiben. Währenddessen wirbelten die ganzen Erinnerungen mit ihm in meinem Kopf durch einander.
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The Darkest Minds - Battle of Minds
FanfictionEine alternative Weiterführung der Buchverfilmung The Darkest Minds - die Überlebenden, basierend auf dem Roman von Alexandra Bracken. Trotzdem könnt ihr es natürlich auch lesen, ohne den Film oder die Bücher zu kennen. ([37/37] Kapitel) ~ Habt ih...