Kapitel 5

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Am nächsten Morgen wachte ich schon früh auf. Faye schlief noch tief und fest und die Sonne war noch nicht aufgegangen. Ich schaute auf den kleinen Wecker neben meinem Bett. Es war kurz nach sechs.

Vorsichtig stand ich auf, um Faye nicht zu wecken. Ich nahm an, dass das ihr erster richtiger Schlaf seit ihrer Flucht war.

Ich ging ins Bad, ein kleiner Raum links von der Tür, um mich fertig zu machen. 

Als ich fertig war, zog ich mir Schuhe an und ging raus. Es war inzwischen halb acht. Das bedeutete, dass ich ab jetzt wieder ins Gemeinschaftshaus durfte, wie ich gestern Abend herausgefunden hatte.

Da ich in meiner Hütte, bis auf die restlichen Kekse von gestern, nichts zu Essen gefunden hatte, nahm ich an, dass in der Kantine gefrühstückt wurde.

Als ich am Haus ankam, standen die Wachen mit vollem Bewusstsein wieder vor dem Eingang. Doch dieses Mal, traten sie ohne zu zögern beiseite, als ich kam. Dank Faye wusste ich zum Glück jetzt, wo die Kantine war.

Es waren erst zwei andere da, die frühstückten. Die zwei Jungen waren in ein Gespräch über irgendein Auto vertieft, das wohl einer der Wachen hier fuhr. Jungs!

Ich ging an ihnen vorbei zu der Theke, wo das Buffet stand. Ich nahm mir zwei Äpfel und Brötchen, außerdem noch ein Glas Honig und Marmelade mit. Zwar wusste ich nicht, ob das erlaubt war, aber mich hielt niemand auf. Dann ging ich wieder in meine Hütte zu Faye, um uns Frühstück zu machen.

Als ich die Tür öffnete, standen auf dem Boden zwei Teller, Gläser und Messer. Als ich die Brötchen und Äpfel auf die Teller legte und Marmelade und Honig zwischen uns stellte, kam Faye gerade aus dem Bad. 

„Du warst weg, daher dachte ich, dass du wahrscheinlich Frühstück holen bist. Eigentlich wollte ich den Tisch decken, aber du hast keinen Tisch, also habe ich alles auf den Boden gestellt." 

Ich lachte. „Ja, da hast du Recht, die haben echt an allem gespart. Danke, das sieht sehr schön aus." Faye hatte sogar vor der Türe ein paar Narzissen Blüten gepflückt und um die Teller gelegt. 

„Als Zu, Liam, Chubs und ich vor der League auf der Flucht war," erzählte ich ihr, während wir uns hinsetzten und anfingen zu essen, „mussten wir Liams Wagen im Wald stehen lassen, weil er zu auffällig war. Zu hatte auch Narzissen gepflückt und sie auf den Wagen gelegt, als wir gegangen waren."

Faye schaute auf. „Ich vermisse sie so", sagte sie nach einem Moment. „Sie war meine beste Freundin. Vor allem nachdem Haley...", fügte sie nach einer Weile hinzu.

„Du wirst sie bald wiedersehen, ich verspreche es!" Sie lächelte dankbar und nahm noch einen Bissen von ihrem Marmeladenbrot.

Als wir fertig waren, war es zwei Minuten vor acht. Ich musste zu Cate, damit wir ins Krankenhaus fahren konnten. 

„Faye, ich muss jetzt los. Kommst du alleine klar?", fragte ich sie, während ich aufstand.

Sie nickte. „Ich muss jetzt sowieso zur Ausbildung. Wir sehen uns später!"

Damit stand sie auf, spülte ihren Teller kurz ab, und verabschiedete sich.

Auch ich spülte meinen Teller schnell ab und machte mich auf den Weg zu Cate. Als ich klopfen wollte, ging die Türe schon auf. Cate stand auf der Schwelle und hatte ihre Handtasche über die Schulter gehängt.

„Ruby, da bist du ja. Ich wollte dir gerade entgegenkommen. Wir können los. Das Krankenhaus hat eben angerufen und gesagt, dass Charles nach dir gefragt hätte."

Gut, wenigstens nannte sie ihn nicht mehr Chubs. Gestern Morgen, als sie mich hergebracht hatte, hatte sie ihn einmal so genannt, danach nicht mehr. Sie hatte es nicht verdient ihn so zu nennen, das hatte ich ihr gestern auch schon gesagt, und es stimmte. Sie war nicht viel besser, als die Regierung. Sie kämpfte nicht für uns, sie benutzte uns, als einen Vorwand. Wir sollen Gerechtigkeit bekommen, aber sie wird dadurch beliebt, wird als die Retterin der Überlebenden gefeiert. 

The Darkest Minds - Battle of MindsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt