Einige Tage später fuhr ich in den Heimatort meines Vaters und besuchte dort sein Grab, den heute jährte sich sein 5er Todestag.
Ich erhoffte mir so die nötige Ablenkung von Marc zu bekommen die ich so dringend brauchte. Am Friedhof angekommen holte ich den Strauß aus weißen und roten Rose aus dem Kofferraum, den ich zuvor gekauft hatte. Es waren Daddys Lieblingsblumen.
Hinter seinem Grabstein zog ich eine grüne Vase hervor, ging zum Brunnen, füllte sie mit Wasser und steckte die Blumen bedächtig hinein.
Eine Weile stand ich vor dem Grab und erinnerte mich an den Tag an dem die Beerdigung meines Vaters stattfand. Es war der schlimmste Tag meines Lebens.
Der 6. Juli 2016:
Als ich aufwachte war es draußen eiskalt und es regnete, der Wind heulte und ich war am Boden zerstört. Ich schleppte mich aus dem Bett und ins Bad wo meine jüngere Pflegeschwester Tully schon auf mich wartete. Sie kam vor zwei Jahren in unsere Familie, ein absoluter Wirbelwind mit langen dunkelbraunen Haaren und frechen haselnussbraunen Augen.
Anfangs tat ich mir schwer sie zu akzeptieren da ich bis zu diesem Zeitpunkt ein Einzelkind war. Meine Eltern meinten es wäre schön wenn ich nicht mehr alleine wäre und sie ja nicht wussten ob es mit einem Baby noch klappen würde. Tully war genauso ein Sturkopf wie ich deshalb passten wir auch so gut zusammen und wenn man uns so sah dachte jeder wir wären leibliche Geschwister.
Sie sah mich mit ihren großen braunen Augen an und nahm mich in den Arm, den sie wusste das dieser Tag sehr schwer für mich werden würde. Ich drückte sie und war froh nicht alleine zu sein.
Mühsam wusch ich mich und zog mir meine schwarzen Klamotten an die mir meine Mutter sorgfältig auf das Bett gelegt hatte, ich kämmte mir mein Haar und band es zu einem Zopf zusammen. Als ich nach unten in das Esszimmer kam war die Stimmung sehr bedrückt. John sah von seiner Zeitung hoch und sah mich lange an, sagte aber nichts. Während ich am Tisch saß und lustlos in meiner Müslischüssel herumstocherte, sah ich aus dem Augenwinkel das meine Mutter mit Tränen in den Augen hin und wieder zu mir rüber Blickte. Sie war aber nicht im Stande etwas zu sagen. Der Schock über den Tod meines Leiblichen Vaters saß ihr noch immer tief in den Knochen.
In den letzten Tagen hörte ich immer wieder wie sie mit John über Daddy redete und anfing zu weinen.
Die Fahrt zur Kirche war lang, fast 40 Minuten, sie lag etwas außerhalb von Toronto in dem Heimatdorf meines Vaters. Während der Fahrt versank ich in Gedanken, wie es wohl auf einer Beerdigung sein wird, was macht man da eigentlich und wie wird es mir dabei gehen? Immer wieder fragte ich mich warum mein Vater so früh sterben musste, warum Gott mich so hasste das er ihn mir einfach weg nahm!!
Das dachte ich früher zu mindestens!
Die Kirche war voll und bis auf meine Verwandten erkannte ich dort niemanden.
Meine Großmutter, also die Mutter meines Vaters, seine Schwester und ihr Mann und meine Cousinen sowie meine Großeltern saßen bereits in der Kirch ganz vorne wo sie mir und meiner Familie einen Platz frei hielten.
Granny sah sehr erschöpft aus und auch meiner Tante ging es sichtlich nicht gut, doch beide sahen mich lächelnd an und nahmen mich in den Arm. Der Gottesdienst verging wie im Flug, der Pfarre hielt eine kleine Andacht und sagte ein paar nette Worte über meinen Vater. Der Weg zum Friedhof zog sich unendlich in die Länge, meine Familie und ich gingen ganz vorne und hinter uns waren die ganzen Leute die ich nicht kannte. Ich hatte das Gefühl ich würde nie dort ankommen. Als wir dann am Grab standen sah ich das der Sarg aufgebahrt war und um ihn herum viel Kränze und Blumenschalen verteilt waren.
Wie ich den Sarg so da stehen sah, konnte ich mir nicht wirklich vorstellen das dort drinnen nun mein Vater liegen sollte und ich ihn nie wieder sehen würde. Ich konnte mich nicht einmal richtig von ihm verabschieden, meine Mutter wollte nicht das ich meinen Vater im Leichenschauhaus sehe. Der Pfarrer ein Netter älterer Herr sprach nochmals ein paar Worte und bat dann die Leute sich zu verabschieden und ihm die letzte Ehre zu erweisen.
Viele Leute gingen an das Grab, flüsterten ein paar Worte, weinten oder legten eine Rose davor. Danach kamen sie zu uns und sprachen ihr Beileid aus, als die letzten gegangen waren, waren wir an der Reihe uns zu verabschieden.
Lange stand ich einfach nur da, konnte einfach nicht verstehen wie es soweit kommen konnte. Ich begriff nun das ich ihn nie wieder sehen würde, er mich nie wieder in den Arm nehmen würde und mir sagen würde wie sehr er seine kleine Prinzessin liebte.
Es war als würde ein Damm einbrechen und die Schleusen öffneten sich, ich brach zusammen, schrie, weinte und schlug um mich, ich war am Ende. Ich hasste Gott dafür das er mir meinen Vater viel zu früh genommen hatte, in mir war völlige Leere als wäre ein Teil von mir mit meinem Vater gestorben.
Meine Mutter versuchte mich zu beruhigen doch es viel mir so unendlich schwer mich von ihr trösten zu lassen immer wieder schluchzte ich auf und fing erneut an zu weinen.
Beim Leichenmahl konnte ich auch dies nicht wirklich verstehen alle lachten und erzählten sich Geschichten und ich saß da bekam keinen Bissen runter und dachte nur: ,,Wie können diese Idioten nur hier sitzen, lachen und essen während ich hier gerade meinen Vater unter die Erde gebracht hatte?"
Ich seufzte 5 Jahre war das jetzt her und in diesem Moment fühlte es sich an als wäre es erst gestern gewesen, ich vermisste meinen Daddy sehr er gab mir immer den Halt den ich brauchte und den mir meine Mom einfach nicht geben konnte. Es war schon komisch das ich mich mit ihm immer besser verstanden hatte als mit ihr, aber was soll man machen. Eine Weile blieb ich noch so vor dem Grab stehen und grübelte vor mich hin. Ich wusste einfach nicht was ich jetzt tun sollte oder bessergesagt was ich Fühlen sollte.
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Mein Herz zwischen Liebe und Verlangen!
RomanceMein Blick wanderte nach oben in den Himmel es war Traumhaft schön, er leuchtete in den intensivsten Farben. Ein Anblick den man nicht alle Tage hatte. Er ließ mich für einen Moment meinen Kummer vergessen und ich fühlt mich frei wie der Vogel der h...