Vertrauensschüler

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Ihre beiden Koffer standen schon im Zimmer. Das Mädchen wäre wohl sehr fasziniert von der Größe gewesen, doch sie hatte ja schon Dracos Raum gesehen. Draco! Er war ja auch Vertrauensschüler. Vielleicht konnte sie ihn jetzt endlich treffen und ihn fragen, was mit ihm los war. Das war die perfekte Gelegenheit.

Während die Hufflepuff all ihre Klamotten in den Schrank räumte, hörte sie auf einmal Schreie. Es kam von ihrer rechten Seite. Neben ihrem Zimmer musste ein weiteres liegen, also was bei Merlins Bart spielte sich dort drüben ab. Um genaueres zu verstehen, legte Cath ihren Kopf gegen die Wand. „Fuck“, hörte sie. Doch es waren keine Schreie, wie sie es zuerst vermutet hatte, es stöhnte jemand lustvoll im Raum neben an. Oh wow! Dieses Mädchen hatte wohl ihren Spaß. Die Braunhaarige verzog ihr Gesicht. Hoffentlich hatte sie nicht so laut gestöhnt. Das war ja kaum auszuhalten. Sie schüttelte ihren Kopf, packte noch die letzten Sachen aus und verschwand dann schleunigst aus ihrem Zimmer. Im Gemeinschaftsraum war zum Glück alles ruhig und man hörte das Schauspiel nicht. „Cath, was suchst du denn hier?“, fragte Hermine und stand vom Sofa auf, als sie ihre Freundin erkannte. „Ich bin jetzt auch Vertrauensschülerin.“, antwortete die Fünftklässlerin stolz. Die beiden Schülerin setzten sich an den Ofen und redeten eine Weile. Die Hufflepuff erzählte von dem Gespräch mit Dumbledore und die Sechstklässlerin schien sich sehr für sie zu freuen.
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„Draco, das war großartig.“, schwärmte Pansy während sie sich wieder anzog. Der Slytherin lächelte. Es war nicht wirklich der beste Sex, den er jemals hatte, doch als Ablenkung diente er nur zu gut. Die Schwarzhaarige und er hatten sich ausgesprochen und geklärt, dass niemals mehr laufen würde. Damit kam Parkinson anscheinend sehr gut zurecht. Es war wieder wie vor ein paar Wochen. Fast täglich kamen die beiden zusammen und konnten so beide Stress ablassen. Er war Pansy sehr dankbar. „Ich wusste, dass du wieder kommen wirst.“, witzelte das Slytherinmädchen und Draco kam bedrohlich auf sie zu. „So nicht, Miss Parkinson.“, warnte er sie und packte sie an den Schultern.
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„Wir sehen uns morgen.“, hörte Cath die Stimme eines Mädchens. Sie sah auf und bemerkte wie Parkinson aus dem Raum neben ihrem Zimmer hinausging. Oh, das hätte sich die Hufflepuff denken können, dass Pansy diese Geräusche von sich gebracht hatte. Es war so klar, dass sie wieder jedem unter die Nase reiben musste, dass sie mit jedem Jungen etwas hatte. Ekelhaft. Die Fünftklässlerin sah zu Hermine und auch sie schien angeekelt von der Vorstellung was dort drin getrieben wurde. Granger war schon ewig mit Ron Weasley zusammen, das konnte man schwer übersehen, doch Catherine glaubte nicht, dass die beiden schon jemals miteinander geschlafen hatten. Der rothaarige Junge war einfach zu schüchtern dafür und die Gryffindor hatte so etwas wohl kaum im Kopf. „Ich begleite dich noch.“, kam nun aus dem Zimmer und Cath erschrak. Sie kannte diese Stimme nur zu gut. Draco schritt ebenfalls aus der Tür und schloss sie. Nein! Das konnte nicht sein! Der Blonde hatte doch mit ihr abgeschlossen. Die Hufflepuff merkte wie Tränen ihre Augen füllten. Ihr Herz zog sich zusammen. Wut und Trauer stiegen ihr gleichzeitig hoch. Wie konnte er ihr das antun? Der Slytherin war doch noch vor ein paar Wochen bei ihr im Bett gelegen. Ohne das sie irgendetwas dagegen machen konnte, stand die Fünftklässlerin auf. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt, doch ihre Tränen versteckte sie. Sie wollte nicht schwach wirken. Der Junge sollte ihr erklären, was das sollte. „Alles in Ordnung?“, fragte Hermine, die nun neben ihr stand. Pansy und Draco, die zuvor nicht bemerkt hatten, dass sie nicht alleine waren, drehten sich zu den Mädchen. Der Schwarzhaarigen würdigte Cath keines Blickes, doch den Slytherin sah sie an. Sollte er doch merken, wie verletzt sie war. Sie musste leiden, also konnte er es genau so gut. Dieser Junge stand vor ein paar Wochen vor ihrer Haustür und tanzte mit ihrer Mutter. Es war die schönste Zeit in ihrem Leben gewesen, doch er hatte alles kaputt gemacht. Innerhalb von einer Minute! Die Hufflepuff sah seinen leeren Ausdruck im Gesicht. Er murmelte irgendetwas zu Pansy und ging in sein Zimmer. Was war sein Problem? Stand er jetzt noch nicht einmal für seine Fehler ein und lief weg wie ein Feigling oder was? Wow, ein richtiger Slytherin! „Ja, ich habe nur etwas vergessen.“, antwortete die Fünftklässlerin der Gryffindor und schritt schnell auf ihre Zimmertür zu. Während sie an Pansy vorbei lief, stieß sie ihr leicht an die Schulter. Wahrscheinlich fand die Sechstklässlerin das alles auch noch lustig. Wutentbrannt schloss Cath die Tür und ließ ihren Tränen freien Lauf. Ihr Leben hatte sich gerade um einiges verschlechtert. Jetzt wusste sie, warum ihr Malfoy aus dem Weg gegangen war. Er wollte kein unangenehmes Gespräch führen.
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„Verdammte Scheiße!“, fluchte der Blonde und schlug mit der Faust gegen die Wand. Er war wütend auf sich selbst. Ihm war klar gewesen, dass Catty irgendwann bemerken musste, dass er die Freundschaft beendet hatte, doch nicht so. Klar, er hatte sie ja nicht betrogen, denn sie waren nie richtig zusammen gewesen, doch es war genau so schlimm. Pansy war doch nur eine Ablenkung, es hatte nichts zu bedeuten. Der Slytherin liebte doch nur die Hufflepuff. Er wollte sie nicht verletzen, er wollte, dass sie selbst sah, dass sie auch ohne ihn klar kam. Was hatte er da getan? Warum musste er immer alles kaputt machen? Es war gut gewesen, so wie es war. Draco hatte die ganze Woche unauffällig beobachtet, wie Cath immer mit Longbottom und Lovegood in der großen Halle saß und lachte. Sie schien ihn nicht zu vermissen und das war auch gut so gewesen. Doch jetzt hatte er es schlimmer gemacht.
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„Komm schon Catherine, du brauchst ihn nicht.“, redete sich die Braunhaarige in Gedanken ein, während sie am Boden lag. Sie hatte geweint bis keine Flüssigkeit mehr in ihren Augen war und lag nun schon fast eine Stunde dort. Eigentlich wollte sie noch einige Aufgaben erledigen, doch dazu hatte sie keine Motivation mehr. Ihr war alles egal. Das einzige was sie wollte, waren Erklärungen. Ja, sie war wütend auf den Slytherin, doch er sollte ihr trotzdem alles erklären. Sie war nicht der Typ für das Schweigen in solchen Fällen. Mit Kommunikation konnte sie viel besser leben, auch wenn das heißen würde, dass es vielleicht verletzender wäre. Die Hufflepuff überlegte, wie sie den Jungen nach einer Erklärung fragen konnte. Ihre Origamiunterhaltungen schienen für so etwas nicht angebracht, doch an seine Tür klopfen wollte sie auch nicht.

„Draco...“, flüsterte die Fünftklässlerin und tippte mir ihrem Zauberstab an die Wand. Es war schon kurz nach Mitternacht. „Draco, kannst du mich hören?“, fragte sie nun etwas lauter. Sie konnte nicht auf den nächsten Tag warten. Das Mädchen brauchte Antworten. „Draco, bist du da?“, kam also noch einmal von ihr, während sie ihren Zauberstab noch stärker gegen die Wand drückte. Komm schon, es musste funktionieren. Es war ein Zauber mit dem man durch Wände sprechen konnte, den die Schülerin hier anwendete. Er war nicht sonderlich kompliziert, doch wenn Draco nicht mit ihr sprechen wollte, brachte der Zauber nichts, denn ignorieren konnte er sie ja trotzdem. Es kam nichts. Keine Stimme, kein Raunen, nicht ein mal ein kleines Geräusch.

Alles, nur nicht ohne dich!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt