Therapie

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Am Waldrand angekommen stoppte die Fünftklässlerin endlich. Warum war sie hier? Sie wollte gerade wieder gehen, doch irgendetwas hielt sie auf. Ein Gefühl sagte ihr, dass sie hier nicht weg konnte. Was war nur mit ihr los?

Nach einer Weile, in der sie durch die Bäume gestreift war, hörte sie ein Geräusch. Es hörte sich wie ein krächzendes Wiehern an. Sie folgte ihm und kam an eine große Eiche. Wo kam das her? Ein Busch raschelte. Cath drehte sich um.
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„Pansy, ich muss los, sorry.“, verabschiedete Draco sich von der Schwarzhaarigen und ließ sie ohne auf eine Antwort zu warten stehen. Er konnte mit ihr keinen Sex haben. Nicht jetzt! Zu sehr musste er an die Hufflepuff denken. Als er sie dort in der großen Halle sah, so ganz ohne Freude und Zuversicht, hatte er begriffen, dass er nicht nur ihr Herz gebrochen hatte, sondern auch alles, was sie so besonders machte, verscheucht hatte. Sie fühlte sich nicht mehr geliebt. Aber sie wurde es! Der Slytherin liebte sie über alles! Eigentlich wollte er sie doch nur beschützen. Er will sie immer noch beschützen. Beschützen vor dem Leben eines Todessers. „Du Feigling! Rede dir so etwas nicht ein, nur weil du Angst hast.“, hallte eine Stimme in seinem Kopf. „Klappe!“, sagte er gedanklich zurück. Diese Stimme konnte er noch nie leiden. Doch sie hatte Recht! Er war ein Feigling. Draco hatte Angst mit der Fünftklässlerin zu reden. Er hatte Angst, dass sie ihn verletzen oder verlassen würde, deshalb tat er es lieber zuerst. Einfach abscheulich!
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Plötzlich hopste ein Thestraljunges auf Cath zu. Bevor das Mädchen irgendetwas machen konnte, lag sie schon am Boden und das Geschöpf leckte mit ihrer Zunge über ihr Gesicht. Es schien die Braunhaarige zu kennen. „Rosie?“, fragte also die Hufflepuff. „Du musst dich wohl verlaufen haben. Komm mit.“ Zum ersten Mal seit Tagen lächelte sie.

„Hagrid? Hagrid?“, schrie Catherine, während das Wesen hinter ihr her lief. Wahrscheinlich war der Halbriese in seiner Hütte und nicht hier beim Unterrichtsplatz, doch sie konnte es ja versuchen. Sie führte das Junge hinter das Büro. Die Thestralherde stand dort seelenruhig. Anscheinend hatte niemand Rosie vermisst. „Hallo.“, sagte die Fünftklässlerin um die Aufmerksamkeit der Tiere zu bekommen. Als eines der Thestrale Rosie sah, kam es angetrabt. „Hey, meine Schöne.“, flüsterte das Mädchen und streichelte das Weibchen, während sie ihr Kind begrüßte. Sie schien sehr froh zu sein, dass das Thestraljunge wieder da war, obwohl sie sich zuerst keine Sorgen gemacht hatte. „Du solltest nicht mehr weglaufen, Rosie.“, warnte die Hufflepuff und bekam ein Wiehern zurück. Das Fohlen schmiegte sich an Cath und ihr Flügel kitzelte sie am Bauch. Sie fing an laut zu lachen und fiel dann auf den Boden. Rosie und ihre Mutter stubsten sie an und versuchten ihr zu helfen, wieder aufzustehen.

Nach einer Weile verabschiedete sich die Braunhaarige von der Thestralherde. Sie hatte den Tieren eine Kleinigkeit zu Essen gegeben. Dazu musste sie zwar den Schuppen mit einem Zauber öffnen, was gegen etliche Regeln verstieß, doch das war ihr egal gewesen. Diese Wesen waren ihr den Ärger wert. Mit ihnen hatte sie sich über den ganzen Stress der letzten Zeit unterhalten und sie hatten sie zum lachen gebracht. Die Geschöpfe wirkten so als würden sie jedes Wort verstehen. Es war schön gewesen.

Die nächsten Tage ging Catherine fast täglich zu den magischen Tierwesen. Man merkte, wie wieder mehr Freude in ihren Körper stieg. Im Unterricht sagte sie wieder ein paar Worte. Nicht so viele, wie vor den Ferien, doch wenigstens ein paar. Sie pflegte den Kontakt mit Luna und Neville wieder mehr, obwohl die Ravenclaw nicht sonderlich davon überzeugt war, dass es ihr besser ging und schien auch ihre Vertrauensschüleraufgaben säuberlichst zu erfüllen. Nur dann wenn sie in diesen zwei Wochen Draco sah, fiel sie wieder in die Kugel zurück. Er bemerkte sie wohl nie, doch sobald sie ihm über den Weg lief, stiegen ihr die Tränen in die Augen.

„Catherine, sieh ihm nicht so hinterher.“, merkte Neville an. Der Gryffindor stupste Cath an. Er hatte nun auch schon bemerkt, dass der Blonde der Grund für die Laune der Hufflepuff war. Und er war nicht sonderlich erfreut darüber. Luna zog die Braunhaarige einfach mit sich, um sie aus ihrer Kugel zu lösen. „Schon gut, schon gut.“, sagte sie, während sie versuchte nicht hinzufallen. Sie war echt froh, ihre Freunde zu haben.
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Seit nun schon fast vier Wochen hatte Draco die Fünftklässlerin beobachtet. Er sah, wie es ihr immer besser ging, doch merkte auch, wie sie ihn ansah. So voller Enttäuschung und Wut. Das musste ein Ende haben! Gerade als er in sein Zimmer gehen wollte, hielt in Hermine auf. „Draco Malfoy! Du hast mir immer noch nicht den Plan für das Wochenende gegeben.“ „Granger, den habe ich dir gestern vor dein Zimmer gelegt.“, kam von ihm, bevor er seine Zimmertür zuschlug. Dieses verdammte Schlammblut konnte auch nichts anderes als nerven, oder?

Der Slytherin lag in seinem Bett und starrte gegen die Decke, wie er es schon die letzten paar Nächte getan hatte. Er überlegte, wie er Catty ansprechen sollte, denn er musste es tun. Wahrscheinlich würde sie ihn zwar nicht mehr haben wollen, doch vielleicht konnten sie beide dann mit ihrer Freundschaft abschließen.
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„Cath, was machst du denn um diese Zeit noch hier?“, fragte Hagrid erstaunt. Die Hufflepuff öffnete ihre Augen leicht. Es war schon dunkel geworden. „Oh, hi, Hagrid. Entschuldigung, ich habe die Zeit total vergessen.“, antwortete Catherine und stand aus dem nassen Gras, in dem sie gelegen war, auf. Die Thestrale hatten sich ein paar Meter weiter zur Ruhe gelegt und einige von ihnen sahen nun auf. „Du scheinst oft hier zu sein.“, merkte nun der Waldhüter an. „Ja, sehr. Diese Wesen sind wie Freunde für mich. Ich fühle mich sehr gut in ihrer Gegenwart.“, erklärte die Braunhaarige.

Nach einem kurzen Gespräch mit dem Halbriesen, begleitete er die Fünftklässlerin noch zum Eingang ihres Gemeinschaftsraums und verabschiedete sich. Es war schon kurz nach elf Uhr als Cath in ihr Bett stieg. Sie war wohl eingedöst als sie mit Rosie gespielt hatte. Das passierte ihr öfter in letzter Zeit. Da sie viel im Kopf hatte und sich in die Schule hinein fraß, konnte sie nachts kaum ein Auge zu tun. Selbst die gebrauten Beruhigungstränke, die sie zusammen gemixt hatte, hielten nicht mehr ihre Wirkung. Aber heute war sie todesmüde. Das kleine Thestraljunge hatte ihr zu schaffen gemacht mit der ganzen Spielerei.

Durch ein leises Klopfen an der Tür wachte die Hufflepuff auf. Sie sah müde auf ihre Muggeluhr. 5.30. Wer bei Merlins Bart wollte um diese Uhrzeit etwas von ihr?! Ein bisschen zornig stand die Braunhaarige auf und schleifte zur Tür, um diese zu öffnen. „Was bei Merlins..?“, wollte sie gerade anfangen, doch sie erstarrte augenblicklich. Vor ihrem Zimmer stand kein geringerer als Draco Malfoy.

Alles, nur nicht ohne dich!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt