Stille

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„Cath, wie geht es dir?“, hörte die Hufflepuff Hermines Stimme hinter der Tür. Es war nun schon eine ganze Woche her, seitdem sie Pansy und Draco zusammen gesehen hatte. Die Fünftklässlerin hatte sich für die ganze Woche krank gemeldet und war seitdem nicht mehr außerhalb ihres Zimmers. Das war eigentlich in Hogwarts kaum möglich, doch Professor Sprout hatte ihr geglaubt, dass sie eine sehr ansteckende Krankheit hatte und deshalb nur einmal pro Tag Madame Pomfrey zu ihr hinein durfte. Die Krankenschwester hatte den Betrug noch nicht bemerkt, da Catherine ausschließlich Muggelprodukte für ihre vorgetäuschte Krankheit benutzte. Sie wollte niemanden sehen und einfach nur ihre Ruhe. Kaum zu glauben, doch es funktionierte erstaunlich gut. Keiner hatte seitdem mit ihr gesprochen. Zumindest bis jetzt. Cath hatte keine Lust sich mit der Gryffindor zu unterhalten. Sie wuchs auch bei Muggeln auf und würde wahrscheinlich sofort merken, dass die Hufflepuff nicht wirklich krank war. „Gute Besserung.“, kam nur noch von der Sechstklässlerin und sie schien zu gehen.
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Malfoy war gerade auf dem Weg zum nächsten Unterricht, als er plötzlich gepackt wurde und in einen kleinen Raum gezogen wurde. „Hey..“, beschwerte er sich und sah auf Lovegood herab. „Malfoy, du hörst mir jetzt ganz genau zu.“, kam von der Ravenclaw streng. Sie war kaum wieder zu erkennen. Ihre sonst so leise und nette Stimme war nun viel lauter und wütender. „Was willst du, Lovegood?“, fragte der Slytherin verächtlich. Was sollte dieses Mädchen schon von ihm wollen? Die war doch verrückt. „Ich will, dass du mit Catherine redest. Sie ist nicht krank, dass weiß ich. Du hast ihr Herz gebrochen.“, verlangte die Blonde. „Und? Das ist nicht mein Problem.“, fuhr er sie an. „Malfoy, tu nicht so. Ich weiß, dass du sie noch immer liebst.“
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„So, ich hoffe dieser Trank wird ihnen helfen.“, sagte Madame Pomfrey und füllte eine blaue Flüssigkeit in den Becher. „Ich komme dann morgen wieder.“, verabschiedete sie sich. „Danke.“, kam von dem Mädchen schwach. Auch wenn sie nicht wirklich krank war, täuschte sie das nicht vor. Sie fühlte nur noch Leere in sich. So als ob eine große Glaskugel sie von dem Rest der Welt abgrenzte. Es war alles nur in ihrem Kopf, doch genau das war das schlechte daran. Niemand konnte ihr helfen. Was auch immer der Trank beinhaltete, er sah nicht besonders appetitlich aus. Langsam nippte die Hufflepuff am Getränk. Scheußlich! Das konnte doch nicht so weiter gehen. Cath musste sich aufrappeln, sie war doch sonst auch nicht so schwach. Ab Montag würde sie wieder am Unterricht teilnehmen!
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„Mister Malfoy.“, sagte Snape streng und unterbrach seine Gedanken. „Ja?“ Verwirrt sah der Slytherin seine Mitschüler an, die ihn alle anstarrte. „Beantworten Sie die Frage.“, forderte der Professor auf. Frage? Er hatte nicht aufgepasst. Zu sehr musste Draco an das Gespräch mit Lovegood denken. Bisher dachte er wirklich, dass Catty krank war, doch eigentlich war es ihm schon klar gewesen, dass er daran Schuld hatte. In der Nacht nachdem sie Pansy und ihn gesehen hatte, hatte sie versucht mit ihm zu reden, doch er konnte einfach nicht. Er konnte nie wieder mit ihr reden, geschweige denn sie ansehen. „Ich habe keine Ahnung.“, antwortete der Blonde und war sofort wieder in Gedanken versunken.
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„Sind Sie sicher, dass es wieder geht?“, fragte Professor Sprout die Hufflepuff. Es war Montagmorgen und die Hufflepuff – Hauslehrerin hatte sich vor einem Gewächshaus mit Catherine getroffen. In fünf Minuten begann der Unterricht. „Ja, Madame Pomfrey hat gesagt, ich bin wieder völlig gesund.“, erklärte die Fünftklässlerin ihrer Lehrerin. „Gut, dann kommen Sie.“ Die Frau lief nun zu ihrer Klasse und Cath tat es ihr nach. Sie merkte die stechenden Blicke auf ihr. Bestimmt sah sie schrecklich aus, denn sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihre Haare zu richten oder die Augenringe zu überschminken. Sollten sie doch alle gucken. Dem Mädchen war das egal, im Grunde war ihr alles egal.

Ein paar Stunden später ging die Braunhaarige in die große Halle um etwas zu essen. Als sie an den Tischen vorbei lief, tuschelten alle, doch das störte sie nicht. Diese Kugel um sie herum war immer noch da und sie bekam sowieso fast nichts von der Außenwelt mit. In den Fächern hatte sie kein einziges Wort gesagt und hatte nur alles still mitgeschrieben. Auch wenn jemand wie Madley sie angesprochen hatte, hatte sie nur mit den Schultern gezuckt und hatte sie ignoriert. Wieso sollte sie mit jemandem reden? Es gab nichts, worüber man reden konnte. Cath stopfte sich ein paar Nudeln in den Mund. Sie hatte sich an einen Tisch gesetzt, der weit genug von den anderen Schülern entfernt war. Diese ätzenden Zauberer, die immer so scheiße freundlich taten, konnten ihr gestohlen bleiben. Sie alle wollten doch nur etwas zum Lästern haben. Von wegen Loyalität im Haus Hufflepuff. Niemand von ihnen war loyal. „Catherine!“, hörte die Braunhaarige gedämpft. Bevor sie sich umdrehen konnte, wurde sie von Neville umarmt. Hinter ihm kam Luna langsam dazu. „Hi.“, sagte die Braunhaarige nur. Sie hatte keine große Lust mit ihren Freunden zu sprechen. Selbst die beiden konnten ihr nicht helfen. „Wie geht es dir?“, fragte der Gryffindor und setzte sich neben sie, während die Blonde einfach nur stehen blieb. „Geht schon.“, sagte Cath knapp. Nochmals umarmte Neville sie. „Wir haben uns solche Sorgen gemacht.“, flüsterte er in ihren Nacken.
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Draco kam in die große Halle. Er hatte sich hier mit Pansy verabredet. Das war vielleicht nicht das Richtige in dieser Zeit, doch er musste sich einfach ablenken. „Schaut mal, die scheint gar nicht mehr so krank zu sein.“, hörte er ein paar Schüler reden und sah in die Richtung in die der Ravenclaw gezeigt hatte. Catty! Sie saß am anderen Ende der Halle und sprach mit ihren Freunden. Draco ging ein paar Schritte näher. Als er das Gesicht des Mädchens erkannte, erschrak er. Die Hufflepuff war kaum wieder zu erkennen. Sie sah schrecklich aus. Ihre Augen wirkten müde und traurig, ihre Haut war blass und ihre Lippe spröde. Mal abgesehen davon hatte sie ihre Schuluniform nicht so ordentlich gerichtet wie sonst und ihr Haare sahen ungepflegt aus. Man erkannte sie kaum wieder. „Hi Draco.“ Jemand stupste ihn von hinten an. Es war die Slytherin. Sie hatte einen kurzen Rock und einen schwarzen Blazer an. Anscheinend wollte sie sich wohl sofort an einen ruhigen Ort mit ihm verziehen.
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Cath spürte keine Freude. Der Braunhaarige redete mit ihr, doch sie hörte ihm kaum zu. Es war als wäre alles ewig weit weg. Sie bekam nichts mehr mit. „Catherine, wo gehst du hin?“, fragte der Gryffindor verwirrt. Die Hufflepuff hatte nicht bemerkt, dass sie aufgestanden war. Sie lief einfach weiter und wusste nicht warum. Ihr Körper machte nicht das, was sie wollte. Er schien komplett von ihrem Gehirn getrennt. Ein paar Schüler kamen ihr entgegen, doch sie lief einfach geradeaus weiter. „Eyy.“, beschwerte sich der eine. Von einem anderen kam: „Hast du sie noch alle?“ Doch das Mädchen blieb trotzdem nicht stehen. Sie wollte, doch sie konnte nicht.

Alles, nur nicht ohne dich!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt