38. Kapitel

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,,Hey Lea, geht's dir wieder besser?" fragte mich Leonie am nächsten Morgen, als ich das Klassenzimmer betrat ,,Schien ja letzte Nacht echt schlimm bei dir gewesen zu sein!" ,,Äh, ja. Keine Ahnung was gestern los war." Sagte ich schnell und zwang mich das brünette Mädchen nicht verwirrt anzusehen, sondern zu lächeln. ,,Dann ist ja alles wieder gut." Nickte Leonie und setzte sich auf ihren Platz. Es war noch recht früh, und außer Leonie, Julia, Laila und mir war noch niemand in der Klasse. ,,Was hast du dir den gestern ausgedacht?" zischte ich Laila zu, als wir uns ebenfalls auf unsere Plätze fallen liesen. ,,Ach, plötzliche Übelkeit. Das zieht immer. Vielleicht hast du einfach was falsches gegessen." Grinste diese ,,War die beste Erklärung die mir eingefallen ist und die am besten erklärt hat, warum es so gekracht hat. Bei deiner Flucht nach draußen, hast du die Möbel umgeschmissen. Außerdem kuckt niemand nach einem kotzenden Mädchen." Ich grinste und schüttelte den Kopf ,,Was dir alles einfällt." Lachte ich. ,,Aber, jetzt mal ernsthaft. Geht's wieder?" fragte Julia ,,Jetzt wegen Luft und so... schein ja gestern echt übel gewesen zu sein." ,,Übel nicht, aber unerwartet und stark." Meinte ich und zuckte die Schultern ,,Aber um deine Frage zu beantworten. Ja es geht wieder. Aber ich verstehe nicht, wieso es gekommen ist." Langsam begann sich der Klassenraum zu füllen und ich flüsterte noch kurz ,,Aber ich habe es ausprobiert. Das alles beschränkt sich nicht auf gestern Nacht. Es ist immer noch da." Erschrocken sah mich Julia an ,,Wirklich? Aber wieso? Ich dachte du bist, du weißt schon." Ich zuckte die Schultern. Plötzlich schien Laila etwas einzufallen, doch sie konnte es uns nicht mehr erzählen, den in diesem Moment betrat Frau Heuberger, die auch unsere Deutschlehrerin war, die Klasse.

Nach einer Doppelstunde Deutsch, strömten wir alle erleichtert in die fünfzehn Minuten Pause. Auch ich verließ zusammen mit Laila und Julia die Klasse, als plötzlich Kjell vor uns stand ,,Hey!" lächelte er unsicher ,,Kann ich mal kurz mit dir reden Lea?" Bevor ich darauf antworten konnte, grinsten Laila und Julia schon und riefen ,,Wir sind dann mal weg! Bis gleich!" ,,War..." wollte ich rufen, doch da waren die beiden schon um die Ecke gebogen und verschwunden ,,te." Beendete ich das Wort und drehte mich dann wieder unsicher zu Kjell um. Nun waren wir beide ganz allein.

,,Und schon sind sie weg." Unsicher lächelte Kjell und ich erwiderte es, auch wenn mir gerade gar nicht danach zumute war und ich schon das Blut, das langsam in mein Gesicht schoss, spürte. Eine unangenehme Stille entstand und ich konnte mich einfach nicht dazu aufraffen etwas zu sagen. Was ist bloß los? Schrie ich mich innerlich an Warum verschluckst du immer alle Wörter, sobald Kjell auftaucht? Tief atmete ich durch und stotterte dann ,,Also... ähm... du wolltest mit mir... reden?" ,,Ähh, ja... genau." Kjell lachte verlegen, doch es klang irgendwie künstlich ,,Also, dass gestern Nacht... was war da los? Ich... ich glaube dir nicht wirklich, dass du... du weißt schon." Unsicher fuhr er sich durch die blonden Haare und ich begann unbemerkt zu lächeln, als ich ihn so vor mir betrachtete. Er war so schön. ,,Warum lächeltest du?" fragte Kjell sofort. Ertappt schoss mir die Röte ins Gesicht und schnell antwortete ich ,,Oh, ähm, also gestern Nacht... ich weiß auch nicht. Alles hat angefangen zu schweben, auch ich und na ja, ich bin dann halt raus..." Zum Satz ende wurde ich immer leise und verstummte schließlich. Beschämt strich mir eine Strähne hinters Ohr ,,Ich weiß das klingt beschissen." Fügte ich noch kleinlaut hinzu. Plötzlich spürte ich eine warme Hand an meiner Wange, die meinen Kopf langsam nach oben blicken ließ. ,,Das klingt überhaupt nicht beschissen." Lächelte Kjell ,,Das klingt unglaublich und wundervoll. So wie... du es bist."

Überrascht starrte ich ihn an ,,Was?" fragte ich leise. Verlegen fuhr Kjell sich wieder durch seind blonden Haare und antwortete dann leise ,,Du bist einfach so unglaublich. Du bist einfach so intelligent und... und hübsch... und trotzdem so unglaublich schlagfertig, stolz und lustig!" er machte eine kleine Pause, bevor er fortfuhr ,,Aber gleichzeitig habe ich das Gefühl, das du dich keinem wirklich vollkommen öffnest. Du hast trägst ein riesiges Geheimnis mit dir rum und willst es niemanden anvertrauen. Was ja auch vollkommen okay ist, du hast bestimmt deine Gründe! Aber..." er atmete tief durch ,,Ich habe das Gefühl, das es dich kaputt macht. Weißt du, manchmal lassen sich Geheimnisse besser tragen, wenn es jemand mit dir trägt. Und ich... ich wäre so gerne, der dir hilft es zu tragen... aber ich habe das Gefühl, dass du nicht wirklich etwas mit mir zu tun haben willst." Während er das sagte, konnte ich ihn nur anstarren und merkte, wie mir Tränen in die Augen schossen. Langsam rollte mir eine Träne die Wange hinunter, doch ich lächelte. ,,Lea, warum weinst du?" rief Kjell erschrocken ,,Ich wollte dich nicht zum Weinen bringen! Tut mir leid!" verzweifelt sah er mich an, und ich spürte wie gerne er mich umarmen wollte, sich aber nicht traute. ,,Es ist alles okay." Sagte ich und wischte mir die Träne aus dem Gesicht ,,Es ist nur... ich würde so gerne mehr Zeit mit dir verbringen! Aber immer, wenn ich dich sehe... bleiben mir alle Wörter im Hals stecken und in meinem Bauch explodieren tausende Schmetterlinge... ich... ich weiß auch nicht." Tief atmete ich durch ,,Ich mag dich Kjell. Vielleicht mehr als ich es mir eingestehen will. Aber das Geheimnis, wovon du redest... ist einfach zu kompliziert. Außerdem glaube ich nicht, dass du noch irgendetwas mit mir zu tun haben willst, wenn du es kennst." Kurz entgleiste Kjell die Gesichtszüge, doch dann lächelte er ,,Glaub mir Lea, es gibt nichts auf der Welt, was mich aufhalten würde, bei dir zu sein." Auch ich lächelte und als Kjell mit geöffneten Armen auf mich zu kam, wich ich nicht zurück, sondern umarmte den blonden Jungen fest. Das mit uns konnte etwas werden, wir mussten nur beide daran glauben.

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