48. Kapitel

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,,Also ich muss echt sagen: Ich bin beeindruckt." Lobte Sahid, Lailas Bruder, als wir eine halbe Stunde später fertig umgezogen und abgeschminkt wieder im Park waren und dort die Feier genossen ,,Nicht nur von den ganzen Kulissen und Tricks, die ihr gezeigt habt, sondern von der Größe das ganzen! Wie viele haben damit Gespielt? 100 Leute?" er lachte. ,,50 Menschen auf der Bühne, 20 Pferde und noch einmal 25 Menschen Backstage." Erwiderte Julia grinsend ,,Auf die 100 sind wir also nicht ganz gekommen." ,,Trotzdem war das Wahnsinn!" lobte nun auch Diana ,,Die Geschichte, die Kostüme, aber vor allem die Schauspielerische Leistung. Man hat es euch echt vollkommen abgekauft!" Stolz lächelte ich und griff vorsichtig nach Kjells Hand der neben mir stand und drückte sie fest. Der blonde Junge warf mir ein glückliches Lächeln zu und drückte ebenfalls meine Hand, bevor er ein ,,Es war aber auch wirklich viel Arbeit. Aber schöne Arbeit. Es hat Spaß gemacht." Hinzufügte. ,,Das glaube ich euch." Lachte Julias Mutter, eine braungebrannte, noch recht jung aussehende Frau mit wilden braunen Locken und warmen blassblauen Augen. ,,Hey Lea, kommst du mit zum Büfett? Ich habe einen Mords Hunger!" fragt Laila nach ein paar Sekunden stille. ,,Klar." Grinste ich. ,,Ich komm auch mit!" rief Julia sofort. ,,Ich auch." Fügte Kai hinzu und Kjell nickte zustimmend. ,,Dann lassen wir euch jungen Leute mal feiern gehen." Meinte Lailas Vater schmunzelnd ,,Viel Spaß euch!" ,,Danke!" rief Laila noch, bevor sie lossprintete und wir ihr alle lachend folgten.

,,Ich mag deine Eltern." Meinte Laila wenig später mampfend, als wir uns alle neben die alte Eiche gesetzt hatten und die Feier aus kurzer Entfernung beobachteten. ,,Yup, sie sind schon nett." Julia seufzte ,,Wenn sie mal da sind." ,,Aber jetzt sind sie ja da." Meinte ich lächelnd und lehnte mich gegen die Rinde des mächtigen Baumes. ,,Aber eure Mutter ist finde ich auch echt nett." Nahm Julia kurz darauf das Gespräch wieder auf ,,Diana, richtig?" fügte sie noch hinzu, als sie unsere überraschten Blicke bemerkte. ,,Diana ist doch nicht unsere Mutter!" lachte Kai ,,Sie ist eine Freundin unserer Familie, sowas wie unser Aufpasser wenn unsere Eltern nicht da sind." ,,Unsere Eltern sind beide noch in Norwegen." Fügte ich grinsend hinzu und Kai, dem ich zum Glück erzählt hatte, was ich Laila und Julia anvertraut hatte, nickte. ,,Hm," meinte Julia nachdenklich. Ich zuckte die Schultern ,,Ist auch eigentlich egal." Sagte ich ,,Ich habe euch und das Kai gekommen ist, reicht mir vollkommen." Mein Bruder grinste und ich erwiderte es ,,Zum Glück! Sonst hätte ich eine großartige Show und viel leckeres Essen verpasst! Außerdem tut es gut, mal wieder richtig Deutsch zu sprechen!" lachte er und wir vielen mit ein ,,Sicher, dass du nicht noch ein paar Tage bleiben willst?" fragte ich hoffnungsvoll, doch Kai schüttelte den Kopf ,,Tut mir leid. Diana und ich werden zwar noch ein paar Tage hierbleiben, aber ich will unbedingt Hamburg noch etwas entdecken. Außerdem sehen wir uns ja schon in vier Wochen wieder!" ,,Drei Wochen." Korrigierte Laila ihn grinsend ,,Und dann passt du gut auf meine Freundin auf, verstanden? Ich habe viel Arbeit in sie gesteckt!" Kai lachte ,,Natürlich, ich werde sie wie in Samthandschuhen behandeln." Grinste er. ,,Du wirst dich unterstehen!" drohte ich ebenfalls lachend ,,Ich geh schon nicht so schnell kaputt!" ,,Und wenn doch, muss sie halt wieder herkommen!" fügte Kjell hinzu. ,,Stimmt!" lachte Julia ,,Also bitte doch keine Samthandschuhe! Wir brauen sie hier." ,,Ai, Ai Kapitän!" Kai salutierte, als Laila plötzlich rief ,,Seid mal leise! Ich liebe diesen Song!" ,,Den?" fragte Kjell überrascht ,,Der ist doch schon voll alt!" ,,Na und? Nur weil er alt ist, ist er noch lange nicht schlecht!" meinte Laila lachend ,,Kommt mit, ich will tanzen!" Schon sprang sie auf und lief in Richtung Musik. Verdattert sahen wir uns an, bis Julia trocken sagte ,,Laila halt!" Sofort begannen wir zu grinsend und folgten dann lachend meiner besten Freundin.

Ein kalter Wind wehte am nächsten Morgen, als ich zusammen mit Laila, Julia, Kjell und Kai am Parkplatz. Zwar schien die Sonne, doch von der Hitze, die gestern noch über dem Internat gelegen hatte, war kaum etwas übriggeblieben. Vögel zwitscherten und Pferde wieherten, während sich alle verabschiedeten. ,,Sicher, dass du nicht doch bleiben willst?" fragte ich leise, als ich meinen Bruder ein letztes Mal umarmte ,,Du hast fast ein ganzes Jahr ohne mich überlebt, was sind dagegen schon drei Wochen?" erwiderte Kai schmunzelnd ,,Genies die restliche Zeit, mich wirst du noch dein ganzes Leben haben, die anderen nicht. Also hab Spaß und koste die letzten Wochen voll aus!" Ich lächelte ,,Na gut. Bis in drei Wochen!" murmelte ich. ,,Ach und pass auf Kjell auf! Er scheint zwar ein ganz anständiger und netter Typ zu sein, aber sein trotzdem vorsichtig und mach nichts verrücktes!" ,,Jaha." Gab ich gedehnt zurück ,,Ich bin keine fünf mehr! Und übrigens auch noch älter, ne?" Mein Bruder verdrehte die Augen ,,Schön dass, du das immer wiederholen musst." Gab er zurück. ,,Sonst vergisst du es noch." Erwiderte ich grinsend und umarmte ich kurzerhand noch einmal ,,Bis in drei Wochen." ,,Bis bald!" lächelte mein Bruder bevor er in das schwarze Auto stieg. ,,Tschüss Lea." Rief nun auch Diana, als sie langsam Gas gab und das Auto langsam den Kiesweg entlangrollte. ,,Bye!" rief ich und winkte noch kurz, bevor ich mich umdrehte und Laila und Julia beobachtete, die sich ebenfalls von ihren Eltern verabschiedeten. ,,Und schon sind sie wieder weg." Meinte plötzlich eine Stimme neben mir, die mich zusammen zucken ließ ,,Wie zur Hölle schaffst du es eigentlich immer wieder dich unbemerkt neben mich zu stellen und mich dann er erschrecken?" schimpfte ich lachend, und Kjell grinste. ,,Ich weiß nicht. Eigentlich bin ich gar nicht so leise, aber manchmal bist du wie in so einer Blase, dann scheinst du überhaupt nichts zu hören." Er zuckte grinsend die Schultern und beobachtete dann ein junges Mädchen, dass sich gerade von ihrem Vater verabschiedete. ,,Was ist los?" fragte ich, als er sich kaum zwei Sekunden später entschlossen wieder wegdrehte. ,,Der Mann..." meinte er zögerlich ,,Er sieht aus, wie mein..." ,,Vater?" beendete ich seinen Satz für ihn und er nickte niedergeschlagen ,,Eigentlich sollte ich ihn hassen." Sagte er nach kurzem Schweigen leise ,,Er hat sich nie um uns gekümmert, sich nie gemeldet. Man könnte meinen, er würde nicht existieren oder er wäre tot. Aber das ist er nicht, er lebt und hat nur keine Lust sich um uns zu kümmern. Und trotzdem..." er stockte ,,Und trotzdem ist er mein Vater und ich liebe ihn. Selbst wenn ich mich nicht einmal wirklich an ihn erinnern kann. Manchmal... manchmal träume ich sogar von ihm. Dann ist er da und entschuldigt sich, dass er nicht da sein kann. Oder er spielt mit meinem jüngeren ich fangen. Oder wir fahren zusammen raus aufs Meer und gehen dann dort tauchen. Aber jedes Mal wache ich auf. Jedes einzelne Mal. Und ich wünschte...ich wünschte ich würde einmal nicht aufwachen. Ich wünschte er wäre wirklich da und wir könnten... diese Sachen wirklich machen." Den letzten Satz flüsterte er nur noch, bevor er tief durchatmete ,,Tut mir Leid." Sagte er ,,Es sind nur immer so kleine Dinge, die mich irgendwie an ihn erinnern." ,,Hey, das ist doch vollkommen okay! Du musst dich dafür nicht entschuldigen." Erwiderte ich sofort ,,Dein Vater müsste es, weil er nie da war. Aber nicht du! Du kannst nichts dafür!" meinte ich eindringlich ,,Okay?" ,,Okay." Kjell lächelte schwach ,,Danke." Als Antwort nickte ich nur beruhigen und umarmte ihn fest.

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