21. Kapitel

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,,Guten Morgen meine Lieben. Heute lassen wir die Stangen mal wo sie sind. Dressurarbeit ist angesagt!" verkündete Smilla als wir zwei Stunden später auf dem Dressurplatz standen. Dieser war heute mal frei, da die Dressurgruppe heute in der Halle war und die Vielseitigkeitsgruppe auf dem Springplatz. Allgemeines stöhnen kam als Antwort zurück, auch ich war nicht unbedingt begeistert. Ich mochte Dressur, zum Zusehen. Für mich war es zu langweilig, ich brauchte das Adrenalin und dieses schnelle Entscheiden ob ich nun vor der hinter dem Sprung entlang ritt. ,,Kein Aber! Dressur ist wichtig, wenn ihr eure Pferde nicht komplett im Parkour kontrollieren könnt, habt ihr schon verloren." Kam es unbarmherzig von der blonden Schwedin zurück. Also los Wärmt euch auf!" Ich seufzte noch einmal kurz, und begann dann mit dem warmreiten. Zirkel, Schlangenlienen, Volten, Tempowechsel. Ich wusste genau wo Narviks Schwächen lagen und widmete mich ihnen mit dem ganzen Enthusiasmus, den ich aufbringen konnte. Auch der Rappe hatte schnell verstanden was heute anstand, und schnaubte enttäuscht. Da ich aber wusste, dass er gerne mal Dummheuten anstellte, wenn er nicht beschäftig wurde, erhöhte ich schnell die Schwierigkeiten der Aufgaben, damit ihm nicht langweilg wurde. Schritt, Trab, Schritt, Trab, Schritt, stehen, Rückwärtsrichten, dann seitwärts gehen, dann wieder Trab. Mal so schnell, dass er fast galoppierte, dann wieder so langsam als würden wir Schritt gehen. Zugeben so schlimm war es dann auch nicht, und ich spürte wie es Narvik auch mal guttat, richtig viel denken zu müssen. Im Parkour verließ ich mich meistens auf ihn, doch heute musste er ganz bei mir sein, damit er auch keine der feinen Hilfen von mir verpasste. Nach dem ich etwas galoppiert war, gab ich ihm eine kurze Schrittpause. Zugegeben, sie war eher für mich, als für ihn. Na ja, für uns beide. Während ich auf dem zweiten Hufschlang entlang ritt, beobachtete ich die anderen. Laila und Aquarius sahen Richtig gut aus, und konnten auch schon ein paar schwerer Lektionen. Auch Sara bewies mal wieder, dass sie auch Dressurreiterin war. Plötzlich preschte ein rotbrauner Blitz an mir vorbei, es war Charmy, eigentlich Charming, das Pferd von Marie. Der Wallach hatte heute einen ganz besonders guten Tag und machte es seiner zierlichen Reiterin nicht einfach. Irgendwann schaffte es Marie den Fuchs durch zu parieren, doch immer noch kämpften die beiden. Der Fuchs warf seinen Kopf hoch, um den Druck im Maul zu entkommen, den Marie aufbaute, damit er nicht losrannte. Urplötzlich machte Charmy einen Bocksprung und warf seinen Hals noch mal etwas weiter zurück. Das war zu viel für Maries Kräfte, sie schlug mit ihrem Gesicht gegen den Hals des Fuches und verlor dabei ihre Zügel, der Wallach bockte noch einmal und die Schwerkraft besiegte das Mädchen. Kurz darauf lag sie im weißen Sand. Erschrocken wendete ich Narvik und ritt mit schnellen Schritten auf Marie zu. Charmy war netterweise bei seiner Reiterin geblieben und trotete nun zu Narvik. Entschieden saß ich ab, schnappte mir Charmys Zügel und lief zu seiner Reiterin. ,,Hast du dir weh getan?" fragte ich. Auch Smilla kam zu uns und sah Marie fragend an. ,,Nein... nein. Mir geht's gut." Wiegte das Mädchen ab. ,,Glück gehabt. Dann steig mal wieder auf." Meinte Smilla. ,,Niemals! Ich krieg Charmy einfach nicht unter Kontrolle, am Ende schmeißt er mich nochmal runter!" Marie senkte den Kopf ,,Ich kann es doch sowieso nicht. Am besten geb ich einfach auf und mach Schluss für heute." ,,Du kannst Narvik reiten." Schlug ich plötzlich vor. ,,Wirklich? Bist du dir sicher?" fragte Marie zweifelhaft. Ja, war ich mir sicher? Ja war ich, Charmy brauchte mal eine feste Hand und Marie musste jetzt unbedingt wieder aufsteigen. ,,Klar! Narvik ist ganz lieb!" versicherte ich ihr und lächelte ,,Du kannst ihn reiten und ich setzt mich mal auf Charming." ,,Also... wenn das wirklich okay für dich ist." Sagte Marie vorsichtig. ,,Kein Problem, komm ich stell euch beide mal vor." Lächelte ich. ,,Na gut, dann ist ja alles gut." Meinte Smilla und sah uns nach. Als ich Marie zu meinem Rappen führte. ,,Narvik, das ist Marie. Marie, das ist Narvik!" meinte ich und murmelte dann noch leise zu meinem Wallach ,,Sie wird dich für den Rest der Stunde reiten, ich nehme mir mal ihr Pferd vor. Sei nett zu ihr, sie brauch Selbstvertrauen!" Der Rappe schnaubte bestätigend, während ich Marie in den Sattel half. Oben angekommen sah sie mich glücklich an und gab dann Narvik vorsichtig die Hilfe zu loslaufen. Brav lief der Wallach los und versuchte jede ihrer Hilfen umzusetzen, glücklich strahlte Marie. Kurz musste ich lächeln, dann drehte ich mich um und nahm Smilla Charmy ab, die ihn netterweise so lange gehalten hatte. ,,Danke das du Marie auf Narvik hast reiten lassen, sie brauch einfach etwas mehr Selbstvertrauen." Lächelte Smilla. ,,Das denke ich auch." Lächelte ich und schwang mich auf den Rücken des Fuchs'. Sofort machte dieser einen Satz nach vorne, überrascht nahm ich die Zügel auf und hielt ihn zurück. Überrascht wurde Charmy langsam, mit Widerstand hatte er anscheinend nicht gerechnet. ,,Hör auf. Ich bin nicht Marie." Sagte ich bestimmt und presste meine Schenkel leicht gegen den Bauch des Pferdes. Im Schritt ritten wir ganze Bahn und ich konzentrierte mich auf die Stellung, denn Charming neigte dazu den Kopf hochzureißen und machte es mir damit schwer ihm präzise Hilfen zu geben. Mehrmals machte er Bocksprünge und testete wie weit er gehen konnte, als er jedoch verstand, dass ich mich nicht einschüchtern lies, begann er langsam mitzuarbeiten. ,,Gut!" lobte ich und lies ihn antraben. Ich versuchte so wenig wie möglich mit meiner Stimme zu arbeiten, erstens waren die Pferde nicht daran gewöhnt, so wurden sie schneller überfordert und zweites brachte es ja nichts, wenn sie mich verstanden, aber die anderen nicht. Charmys Trab war nicht so gleichmäßig wie der von Narvik und war sehr schwungvoll, sodass ich lieber leicht trabte, als aussaß. Mit jeder Runde wurde es jedoch besser und als wir schließlich einen perfekt versammelten Trab hatten gab ich dem Wallach die Galopphilfe. Übermütig schlug der Wallach aus und verfiel in einen Renngalopp, ich brauchte kurz um ihn wieder zu verlangsamen. ,,Langsamer." Korrigierte ich ihn, als er kaum langsamer wurde. Kurz schien Charmy nachzudenken, als ich ihn jedoch entschlossen halbe Paraden gab, gab er nach und wurde langsamer. Runde um Runde galoppierten wir, auch sein Galopp war sehr schwungvoll und es kostete mir Kraft sitzen zu bleiben. Trotzdem ging ich nicht in den leichten Sitz, ich brauchte den Kontakt zum Sattel um ihm die Hilfen zu geben. Ich baute relativ viele Tempowechsel mit ein, sodass ich wirklich volle Kontrolle über das Tempo hatte. Denn das fehlte, Kontrolle über die Geschwindigkeit. Zugegeben, Charmy war nicht wirklich einfach. Mehrmals testerte er mich, schlug aus oder wurde schneller. Doch je länger ich ritt, des zu weniger testete er mich und am Ende schafften wir beide sogar einen sehr guten versammelten Galopp. Nach dem er diesen eine Runde durchgehalten hatte parierte ich ihn durch und klopfte lobend seinen Hals. ,,Sehr gut! Geht doch!" lobte ich ihn und trabte noch einmal locker eine Runde aus. Die meisten hatten schon aufgehört und auch die Sonne ging langsam in Richtung Horizont. Zugegeben, ich war die einzige auf dem Platz. Am Zaun lehnten noch Smilla und Marie, die Narvik nach der Stunde fertig gemacht und auf die Koppel entlassen hatte, und beobachteten mich. ,,Na fertig?" grinste Smilla als ich Charmy nach ein paar Runden Schritt schließlich stoppte und absaß. ,,Fertig." Bestätigte ich. ,,Du hast das echt toll gemacht!" fand Marie ,,So habe ich ihn glaube ich noch nie gesehen. Wo hast du das gelernt?" ,,Gar nicht. Du brauchst nur Selbstvertrauen und Durchsetzungskraft." Lächelte ich ,,Dein liebes Füchslein brauch eine feste Hand, dann geht alles von selbst. Ich empfehle Bodenarbeit, dann lernt ihr euch noch einmal ganz neu kennen und er lernt Respekt vor dir. Wenn du willst, helfe ich dir! Ich wollte mit Narvik sowieso mehr Bodenarbeit machen." ,,Echt? Gerne! Narvik ist übrigens super toll zu reiten, er reagiert einfach auf jede Hilfe!" schwärmte Marie. ,,Las das nicht Charmy hören!" grinste ich ,,Und glaub mir, Narvik kann auch anders." ,,Was soll ich nicht hören?" fragte Charmy müde, ich hatte ihn wirklich ausgepowert. ,,Ach nichts." Wiegte ich leise ab. ,,Hm?" fragte Smilla. Ich machte eine wegwerfende Handbewegung ,,Nichts." ,,Na gut, dann geht mal zurück in euer Zimmer. Zwar habt ihr morgen keine Schule, aber du Lea musst soweit ich weiß zum Theatertraining." Ich seufzte ,,Da hast du wohl recht. Komm mit Charmy, ich bring dich in den Stall." Der Fuchs folgte meiner Aufforderung und trottete neben mir ehr in Richtung Stall. ,,Warte ich komm mit!" rief Marie und folgte mir. Stillschweigen liefen wir den Weg entlang ,,Wieso bist du eigentlich in der C Springgruppe?" fragte ich plötzlich ,,Also jetzt nichts gegen deine Reitkünste, aber du und Charmy kommt ja noch nicht so gut mit einander zurecht." ,,Stimmt." Seufzte Marie ,,Weißt du, ich habe Charmy auch noch nicht so lange. Davor hatte ich Marly, eine wunderbare Holsteiner Stute, sie war echt ein Traum von einem Pferd. Aber sie hat sich verletz. Wir sind... wir sind auf einen Sprung zu und irgendwie ist sie während dem Sprung erschrocken... ich weiß auch nicht. Ich kann mich an nichts erinnern. Ich weiß nur das wir gestützt sind. Sie genau auf mich drauf. Danach lang ich mehrere Wochen im Krankenhaus, Hüfte, Bein und Arm war gebrochen und ich hatte ein Schädel-hirn-trauma, glaube ich. Na ja, ich hatte einfach mega glück, die Schutzweste hat mich gerettet. Marly... Marly hatte nicht so Glück." Tränen stiegen dem Mädchen neben mir in die Augen ,,Sie... hat sich schon vor Ort... das Genick... gebrochen." Zwei Tränen liefen Marie die Wangen hinunter. ,,Und es war alles nur meine Schult. Ich hätte mehr aufpassen sollen." Sie verstummte und holte tief Luft ,,Na ja. Ich war damals schon in der C Springgruppe und deswegen bin ich dort auch geblieben. Aber jetzt habe ich halt einfach Angst Charmy zu verletzen und immer wenn wir Springen höre ich das Knacksen als... Marly..." Marie wischte sich mit der Hand über das Gesicht. ,,Das tut mir echt mega leid! Ich weiß wie es ist, ein Pferd zu verlieren." Sagte ich mitfühlend und dachte traurig an Finn, meinem geliebten Norweger. Schwach lächelte Marie ,,Ist ziemlich Scheiße was?" ,,Das kannst du laut sagen. Was sagen eigentlich deine Eltern zu Charming?" fragte ich. Augenblicklich verhärtete sich Maries Gesichtsausdruck ,,Was sollen sie schon sagen. Sie haben Chamy seit seinem Tag an dem wir ihn gekauft haben nicht mehr gesehen. Sie sind ja immer unterwegs." Verwirrt sah ich sie an und fing an Chamy abzusatteln. ,,Meine Eltern gehört eine Reitsport Firma, sie sind dauernd unterwegs." Erklärte Marie, als sie mein Gesicht sah. ,,Willkommen im Club." Murmelte ich. ,,Wie meinst du das?" fragte Marie. ,,Na ja, Julias Eltern sind nie da, Saras wahrscheinlich auch nicht und meine Eltern... sind auf mehr oder weniger immer am Arbeiten." Erklärte ich, bei dem Satz über meine Eltern zögerte ich, sprach ihn jedoch aus. ,,Wieso, was machen deiner Eltern denn?" Ich zuckte die Schultern. Tief atmete Marie ein ,,Du sprichst nicht gerne über deine Familie?" ,,Ist besser so." murmelte ich. ,,Na gut. Gute Nacht." meinte Marie, gab Chamy noch einen Kuss und verschwand. Auch ich entließ Charming noch in seine Box und verließ den Stall. Morgen würde anstrengen werden!


Ach zu Sch***, das Buch wird glaub ich länger als geplant😅 Oder ich muss etwas auslassen...hm mal sehen... Wie gefällt euch das Kapitel? Habt ihr schon mal ein geliebtes Pferd verloren? Ich leider schon zwei Mal🙁 Na gut, keine Zeit zum Traurig sein! Sammy, hub mal auf die Gute Laune Hupe (All Alea Aquarius Fans will understand😅) Schönen Tag noch❤️


ICE HEART - Reitinternat FedersteinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt