Meine Mitreiter schienen zu merken, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Denn sie sahen mich nur stumm und neugierig an, während ich meine volle Konzentration auf mein Gehör konzentrierte. Da, da war es wieder. Das schmerzvolle Jaulen, gefolgt von einem wütenden Knurren. Diese Laute hatten nichts mit einem Gespräch zu tun, nein, das waren Kampfgeräusche. Laila öffnete gerade den Mund um etwas zu sagen, da wendete ich Narvik schon und trieb ihn in einem schnellen Galopp in den Wald. In diesem Moment wusste ich nicht einmal was ich tat, es war einfach ein Schalter der in mir umgelegt wurde. Der eisige Wind pfiff mir um die Ohren, doch ich ignorierte ihn. Narviks Hufe donnerten Dumpf auf den kalten Boden und mein Verstand bewunderte ihn dafür, wie sicher er Halt fand.
Und dann plötzlich, hatten wir die Stelle erreicht, von der die Geräusche kamen. Es war eine moosbedeckte Lichtung, ein kleiner Bach plätscherte durch sie hindurch und die Sonne kämpfe sich durch die dichten Wolken und die kargen Äste und tauchte die Lichtung in ein magisches Licht. Doch das alles nahm ich nur gedämpft war, denn mein ganzer Fokus lag auf der Mitte der Lichtung, in der gerade ein verbissener Kampf tobte. Als erstes erkannte ich nur ein graubraunes Bündel, bevor ich Champion und seinen Gegner identifizieren konnte. Es war ein Wolf. Wahrscheinlich ist er in ihr Revier eingedrungen schoss es mir durch den Kopf, während ich Narvik beruhigen musste, dem die Anwesenheit des Wolfes ganz und gar nicht recht war. ,,Ruhig, dir wird nichts passieren." Murmelte ich leise zu Narvik ,,Bleib einfach hier." Ich spürte wie sehr Narvik mit sich kämpfte, auf der einen Seite war dort sein starker Fluchtinstinkt und wahrscheinlich auch meine Hektik, die er wahrscheinlich spürte, doch auf der anderen Seite wusste er, dass ihm bei mir nichts passieren würde. Schließlich blieb er stehe, wenn auch mit allen Muskeln angespannt und jeder Zeit bereit zu Flucht. Sobald er stand, schwang ich mich sofort von seinem Rücken und lief mit schnellen Schritten zu Champion und den Wolf, die immer noch kämpften. Mein Verstand wusste immer noch nicht genau, was er nun tuen sollte, doch mein Körper schien es zu wissen. Als ich nur noch wenige Meter von den beiden Tieren entfernt war, nahm ich meine Arme fast automatisch hoch und machte eine energische Wischbewegung. Fast gleichzeitig rief ich entschlossen ,,Stop!" und die Kämpfenden wurden auseinander geschleudert. Der Wolf, ein prächtiges Tier mit klugen bernsteinfarbenen Augen und wunderschönem Pelz, landete mehrere Meter entfernt wieder auf seinen Pfoten. Kurz schien er verwirrt zu sein, was passiert war, doch dann sah er Champion, der sich gerade ebenfalls aufrappelte, und knurrte bedrohlich. ,,Es reicht." Herrschte ich und war im gleichen Moment verwirrt, was machte ich da? Doch oh Wunder, der Wolf hörte tatsächlich auf zu knurren und sah mich misstrauisch an ,,Was willst du, Menschenmädchen? Und woher sprichst du meine Sprache?" knurrte er und beobachtete abschätzig Champion der hinkend zu mir zurückkam. ,,Und du, du solltest dich schämen! Bei den Menschen zu leben, du verweichlichter Haushund. Was ist nur aus den stolzen Tieren geworden, die vor Jahren noch, gefürchtet und berüchtigt waren." Er schnaubte abfällig ,,Schämen solltest du dich!" Sofort knurrte Champion neben mir ,,Ich würde an deiner Stelle ganz leise sein. Immerhin waren es auch deine Vorfahren, die sich von den Menschen haben zähmen lassen! Soweit sind wir also gar nicht auseinander!" ,,Vergleiche mich ja nicht, mit so einem Schoßhündchen wie du es bist!" grollte der Wolf und knurrte bedrohlich. ,,Jetzt reicht es aber! Champion hör auf und mach dich auf die Suche nach Kjell. Und du hörst auch auf, Wolf." ,,Aber, soll ich..." begann Champion, doch ein eiserner Blick von mir genügte um ihn zum verstummen zu bringen. Er senkte den Kopf und trollte sich dann in den Wald, um sein Herrchen zu finden.
Sobald Champion verschwunden war, entspannte sich der Wolf sichtlich und setzte sich sogar hin, um mich dann mit seinen intelligenten Augen neugierig anzublicken ,,Nun Menschenmädchen, wer bist du, und vor allem, wie kommt es, dass ich dich verstehe?" Meine Stimme klang stark und selbstsicher, als ich ihm antwortete und gleichzeitig wunderte ich mich, wie ich das schaffte ,,Mein Name ist Talea. Ich bin ein Kind des Nordens und unteranderem die Naturkönigin. Dadurch bin ich mit der Gabe gesegnet jedes Tier zu verstehe und unteranderem auch die Gebiete zu beherrschen." Ertönte ich ,,Und wer bist du? Hast du einen Namen?" ,,Man nennt mich Steinfell, ich bin der Beta eines kleinen Rudels, dass hier lebt." Erklärte der Wolf und sah sofort etwas freundlich aus ,,Deswegen musste ich auch den Eindringling vertreiben, er hat unerlaubt unser Jagdgebiet betreten und wollte es sogar als sein eigenes makieren!" ,,Ich glaube nicht, dass das die Absicht von Champion war." Meinte ich beruhigend ,,Doch, warum bist du allein? Seid ihr nicht in Gruppen unterwegs?" ,,Das sind wir allerdings, doch ich habe Dornohr und Krähenschrei um Hilfe geschickt. Denn ich dachte, er wäre vielleicht ein Späher eines anderen Rudels." Erklärte Steinfell ,,Das hier ist ein gutes Jagtgebiet, und es kommen immer öfter Einzelläufer und andere Rudel vorbei. Bis jetzt gab es noch keinen ernsten Kampf, doch wer weiß, wie lange das noch so bleibt."
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ICE HEART - Reitinternat Federstein
FantasyTalea, zukünftige Kronprinzessin von Norwegen, so heißt wahrscheinlich nicht jedermann. Wobei, Talea ist auch nicht irgendjemand. Geboren und aufgewachsen im Haus von Kronprinz und Kronprinzessin Ansgar und Maja, ganz Norwegen kennt und liebt sie...