11. Kapitel

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Die nächsten Wochen verliefen relativ ereignislos, wir schrieben die ersten Tests, die ich gut meisterte, und wurden beim Reiten in unsere Gruppen eingeteilt. Die A, B und C gruppe. C waren die, die beim Springen noch relativ beim Anfang waren, B waren die, die etwa auf A Niveau waren, und Gruppe A waren die, die schon erfahrende Springer waren und auch L und höher sprangen. In dieser Gruppe war ich. Außer mir war aus meiner Klasse noch Laila, Tamara und Sara. Und natürlich noch sechs zwölft Klässlerinnen und eine aus der zehnten. Sara war jedoch nicht immer dabei, da sie mit ihrem anderen Pferd, einer Stute Queen of Silence, noch Dressur ritt. Meistens ritten wir auf etwa L** Niveau, da eine Zwölft klässlerin, Marie, noch ein paar Probleme mit ihrem Pferd, Charmy, hatte. Die Fuchsstute wurde nach den Sprüngen immer schneller, egal was Marie machte. Doch während Sara sich immer beschwerte, wie niedrig wir doch sprangen, war ich recht zufrieden, so konnte ich an der Perfektion unserer Distanzen und an unserem Absprungs punkt arbeiten. Narvik schaffte das zwar schon recht gut, aber es gab immer Luft nach oben. Außerdem war es besser für seine Sehnen, immerhin war er erst acht und ich wollte, dass er noch lange und gut springen konnte, ohne einen Sehnenriss oder sonst etwas davon zu tragen. ,,So meine Lieben." Begrüßte uns Smilla uns eine Woche vor den Herbstferien, auf einem wunderschönen Haflinger. Ich wusste gar nicht, dass sie ein eigenes Pferd hier stehen hatte! ,,Heute lassen wir das Springtraining mal sein! Wir gehen ausreiten!" rief sie. Sofort sahen Laila und ich uns erfreut an, ausreiten war doch sowieso das schönste! Und das Gelände um Federstein war wie dafür gemacht, lange gerade Waldwege, riesige Grasflächen und ein Fluss der an einer bestimmte, still und tief genug war, um darin zu schwimmen. All das hatten mir Laila und Julia vor ein paar Tagen gezeigt, es war wundervoll gewesen. Auch die anderen schienen erfreut von der Aussicht ausreiten zu gehen, abgesehen von Sara. ,,Ich weiß nicht, was mein Vater davon halten würde wenn ich das Training schleifen lasse. Letztes Mal hat Colorado eine Stange beim Oxer umgeworfen, dass muss ich heute unbedingt schaffen!" ,,Las Colorado doch einmal eine Pause machen, ein Ausritt ist doch nichts schlimmes. Außerdem hat er sie nicht gerissen, sondern nur gestreift." Rief ich ihr zu. Augenblicklich starrte mich Sara blitzend an ,,Sag du mir nicht, wie ich mein Pferd behandeln soll!" zischte sie. ,,Woa, entspann dich!" ich hob meine Hände, seit ich sie gebeten hatte, Colorado nachts auch einmal raus zu lassen, tat sie das zwar, hasste mich allerdings um so mehr. Wie deine Norwegisch Lehrerin gesagt hat: hassen sollte nicht benutzt werden, dass ist ein viel zu starken Wort! Sagte mein Unterbewusstsein. Sofort musste ich grinsen Frau Anderson war wirklich einmalig gewesen! ,,Hört auf zu streiten! Im Wald können wir auch über ein paar Natur Hindernisse springen, außerdem ist es gut für Colorados Ausdauer. Ein Pferd kann noch so gut springen, wenn es keine Ausdauer hatte, wird es im Parkour zum Verhängnis!" rief Smilla und unterbrach damit unsere Konversation ,,Die Vielseitigkeitsgruppe kommt übrigens mit." Erfreut sahen Laila und ich uns wieder an ,,Das bedeutet Julia kommt auch mit." Jubelte Laila leise ,,Super cool!" ,,Bin ich bitte keine so gute Partie?" fragte ich gespielt eingeschnappt, verstummte dann aber, klang das jetzt blöd? Laila lachte ,,Na ja, du bist auch gut." Ich senkte den Kopf und lächelte sie schwach an ,,Ach komm schon! Natürlich bist du eine genauso gute Partie, wie Julia." Laila Boxte mich leicht in die Seite, während wir uns auf den Weg in Richtung Wald machten ,,Du bist immer so ernst! Las doch mal los, lach endlich mal! Du führst dich auf, als würdest du bei jedem Fehler sterben!" Ich grinste schwach ,,Manchmal hab ich dieses Gefühl, also das mich jeder Fehler umbringt." Sagte ich leise. ,,Hier aber nicht! Entspann dich! Hab Spaß. Lebe! Immerhin haben wir nur noch ein Jahr Schule und dann?" Ich seufzte ,,Es ist nicht so einfach wie du denkst." Sagte ich. ,,Oder es ist nicht so schwer wie du denkst!" gab Laila zurück ,,Wir passen auf die auf, egal was du machst." ,,Das wäre schön." Murmelte ich. ,,Ist so. Hier mit verspreche ich dir, bei Leben von Aqua und allem anderen was mir lieb ist, dass ich dir immer helfen werde, egal was du machen wirst oder gemacht hast! Nun gut, wenn du einen Mord planst, dann vielleicht nicht, aber sonst wirklich immer!" meinte Laila. ,,Danke." Murmelte ich leise, gerade wollte ich noch etwas hinzu fügen, da unterbrach mich Julia ,,Hey, super das wir heute ausreiten, oder?" fragte Julia, die auf einmal neben uns war. ,,Super cool!" meinte Laila sofort wechselten wir das Thema ,,Smilla, reiten wir auch zum Fluss?" rief sie zu unserer Lehrerin, die zusammen mit Frank, dem Vielseitigkeits Lehrer, die Gruppe anführte ,,Nein, dazu ist es schon zu kalt, aber wir gehen wo anders hin!" antwortete diese. ,,Zu kalt, es hat doch locker zehn grad!" meinte ich verwundert, die als einzige im T-shirt herumlief, oder eher ritt. ,,Also laut Wetterapp sind es sieben, und dir ist ja auch wirklich nie kalt!" meinte Julia ,,Du bist auch im T-shirt herum gelaufen, als es neulich drei Grad hatte! Seid ihr Norweger eigentlich von den Genen kälteresistenter? Dir ist gefühlt immer warm!" lachte sie. ,,Na ja, immerhin war ich bis zu meinem fünften Lebensjahr in Norwegen, und gerade im Norden wird es im Winter recht kühl, ich glaube das kälteste was je gemessen wurde, war -51 Grad, oder so was." Grinste ich. ,,Wow, da geh ich aber nicht mehr freiwillig vor die Tür!" meinte Laila. Mittlerweile hatten wir den Wald erreicht und trabten an. Außerhalb des Waldens war es recht windig, doch hier drin schützen uns die dichten Bäume, sodass es fast windstill war. Nach ein paar Minuten Trab, wechselten wir schließlich in den Galopp und galoppierten ruhig hinter einander her. So ging es weiter, über riesige Grasflächen, die mich etwas an unsere in Norwegen erinnerten, über Waldwege bis wir schließlich einen steinern Weg entlang schritten. Mittlerweile schienen die anderen verstanden zu haben, wo wir hin ritten und warfen sich immer wieder erfreute Blicke zu. ,,Wo reiten wir hin?" fragte ich leise zu Julia. ,,In ein kleines Dorf. Wir dürfen nur selten mit den Lehrern hierher, dabei haben die hier das beste Eis und die beste Pizza." Erklärte diese. Auf meinem Gesicht breitete sich ein grinsen aus, ich liebte Eis! ,,So." rief Smilla, als wir unsere Pferde an einen Zaun angebunden hatten, abgesehen von mir, ich hatte Narvik das Zaumzeug herunter genommen und ihm leise eingeschärft dazubleiben. Mittlerweile hatten sich meine Mittschüler daran gewöhnt, dass ich eine, hm, andere Verbindung zu Narvik hatte, so beobachtete mich nur Sara mit hochgezogenen Augenbraunen, als ich das Zaumzeug an Narviks Sattel festmachte ,,Wie ihr alle wahrscheinlich schon bemerkt hat, laden ich und Frank euch heute mal zum Mittagessen ein. Danach dürft ihr gerne etwas im Dorf herumstreunen. Wenn ihr gerne etwas kaufen wollt, kann ich euch auch gerne Geld leihen, ihr müsst es mir später einfach nur zurückgeben." Lächelte Smilla, und Frank nickte neben ihr ,,Das gleiche gilt natürlich auch für mich, aber ich denke wir sollten jetzt nicht so viel reden! Ich glaube nämlich das ich nicht der einzige bin, der ordentlich Hunger hat!" rief er und wir alle Jubelten wie im Kindergarten. Kurz darauf betraten wir ein kleines Gemütliches Café. Es war urig eingerichtet, mit dunklem Holz, Bildern aus dem Wald oder mit Pferden und gemütlichen Wandbemalungen. Unsere Gruppe, war abgesehen von zwei älteren Menschen, die einzigen anwesend und wir mussten erst ein paar Tische zusammen ziehen, bevor wir uns alle niederlassen konnten. Kurz darauf kam eine junge Bedingung und sah uns freundlich an ,,Was wollt ihr denn?" fragte sie uns. Nach einander bestellten wir, ich nahm einfach eine Margarita, Laila eine Hawaii und Julia eine Pizza mit Pilzen. ,,Wieso sind hier so viele Pferdebilder?" fragte ich leise an Laila gewandt. Mehr oder weniger an jeder Wand hing mindestes ein Pferdebild, mal waren es stolze Warmblüter, dann wieder kräftige Kaltblüter bei der Arbeit. ,,Das Dorf existiert seit dem siebzehnten Jahrhundert und bestand füher, wie heute so gut wie nur aus Landwirten und Pferdezüchtern. Das Dorf lebte von der Zucht, früher wie heute." Erzählte Laila leise ,,Allerdings stirbt es hier langsam aus, mittlerweile leben hier kaum noch junge Leute, sondern nur noch Rentner, die ihr ganzes Leben schon hier gelebt hatten. Neulich glaube ich jedoch gehört zu haben, dass mittlerweile immer mehr Menschen kommen, da es nicht weit weg von der Stadt ist und das Bauland hier viel günstiger ist, als in der Stadt. Jedoch scheinen die Leute hier nicht wirklich erfreut davon zu sein, da die neunen Häuser wahrscheinlich das Dorf verändern würden und zerstören würden was hier seit Jahrhunderten ist." Sie zuckte die Schultern. ,,Hm." Machte ich und lies meinen Blick schweifen. Ein Pferd viel mir ins Auge, es war ebenfalls schwarz, wie Narvik und stand auf einer grünen Wiese. Anders wie die anderen Bilder, war es anscheinend gemalt worden. Als einziges Bild war außer dem Pferd auch noch ein Mensch auf dem Bild abgebildet, ob es ein Mädchen oder Junge war, konnte man nicht erkennen, denn es war in einen Mantel gehüllt, dessen Kapuze das Gesicht des Menschen verdeckte. Doch irgendwas hielt mich an diesem Bild fest, vielleicht war es der Blick des Mädchens. Denn selbst wenn ich ihn nicht sehen konnte, spürte ich ihn trotzdem, so als würde das Mädchen von dem Bild direkt in meine Seele schauen ,,Na gefällt dir das Bild?" hörte ich plötzlich eine alte Frauenstimme fragen, erschrocken drehte ich mich um, und blickte in zwei tiefblaue Augen. ,,Es ist schön, so detailliert." Murmelte ich. ,,Das Mädchen gab es übrigens wirklich." Fuhrt die alte Frau fort ,,Echt?" Instinktiv spannten sich meine Muskeln an. ,,Ja, leider ist sie nicht sehr alt geworden. Kaum zwanzig Jahre. Wurde tot im Wald gefunden. Selbstmord." Sie seufzte ,,Ich weiß noch wie traurig ich war als sie gefunden wurde. So jung." Traurig schüttelte die alte Frau den Kopf. ,,Sie kannten sie?" fragte ich elektrisiert ,,Recht gut sogar. Sie war meine beste Freundin." ,,Oh, das tut mir leid! Wissen sie, wann sie gestorben ist?" fragte ich ,,Ja, das war glaub ich... warte mal kurz, das sollte 1946 sein. Ein Jahr nach dem Krieg. Aber wieso willst du das wissen?" fragte sie. Kurz überlegte ich ihr die Wahrheit zu sagen, doch es war zu gefährlich ,,Ach, nur so." winkte ich ab. ,,Das glaube ich dir zwar nicht, aber ich nun gut, du musst es mir nicht sagen. Nun ja, Elenor war meine beste Freundin seit der Grundschule. Wir haben viele Tage und Wochen zusammen verbracht. Doch an ihrem siebzehnten Geburtstag hat sie sich auf einmal verändert. Auf einmal hatte sie diese Kette, wirkte komplett in sich gekehrt und hat kaum noch gesprochen, sich die ganze Zeit nur im Wald verkrochen. Ich habe versucht herauszufinden was los war, doch sie hat immer abgeblockt. Irgendwann hab ich gesagt, dass es nicht mein Problem sei und ihr die kalte Schulter gezeigt. Eines Abends kam sie... sie wollte mit mir reden, aber dann... ich habe sie weggeschickte, weil ich genug von ihr und ihren Problemen hatte, die sie mir nicht erzählen wollte... Am nächsten Morgen hat sie unser Förster bei der Jagt tot im Wald gefunden." Die alte Frau verstummte, ihre blauen Augen glitzerten. ,,Das tut mir wirklich leid." Sagte ich leise ,,Schon gut, heute tut es nicht mehr ganz so weh, auch wenn ich mich immer noch für ihren Tod schuldig fühle." Sie seufzte ,,Das Bild wurde wenige Tage vor ihrem Tod gemalt, mittlerweile ist es das einzige was von ihr übriggeblieben ist." Ich wollte gerade etwas erwidern, da unterbrach mich Laila ,, Kommst du? Die Pizza kommt." Rief sie. Ich atmete genervt aus, ausgerechnet jetzt! ,,Ich komme!" rief ich zurück und wandte mich wieder zu der alten Frau um ,,Es war schön mit ihnen zu reden...." Fragend sah ich sie an. ,, Chalotta." Lächelte die Frau ,, Ich fand es ebenfalls sehr angenehm mit dir zu reden. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder." Sie lächelte. ,,Das wäre schön." ,,Lea!" rief Laila, mittlerweile schien sie schon ziemlich ungeduldig. ,,Ich komm ja schon." Rief ich zurück. ,,Ich muss los." Ich nickte ihr noch einmal zu machte mich dann auf den Weg zu meiner Klasse. ,,Warte, wie heißt du eigentlich?" hörte ich Chalotta noch rufen. ,,Lea Anderson." Rief ich zurück, warf der Frau noch einen letzten Blick zu, bevor ich zu Laila und Julia ging. Eine dreiviertel Stunde später, streifte ich durch Postkarten, Zeitungen und Bücher. Nachdem wir gegessen hatten, durften wir, wie verkündet, noch etwas durch das kleine Dorf streifen. So war ich hier in diesem kleinen Laden gelandet. Dort gab es von Süßigkeiten bis Schreibwahren mehr oder weniger alles. Und da es hier kaum Shops gab, hatte sich mehr oder weniger die komplette Klasse in diesen kleinen Shop gequetscht. Doch hier, zwischen alten Zeitschriften, war es ziemlich ruhig. Plötzlich blieb mein Blick an einer alten Zeitung. Norwegischer Banditen Clan aufgedeckt, steckt noch mehr dahinter? Neugierig nahm ich die Zeitung heraus und las die ersten Zeilen. Vor einer Woche wurden mehrere Menschen wegen Steuerhinterzug, Diebstahl und Bestechungsgeldern angeklagt. Nun kam heraus, dass wahrscheinlich noch viel mehr dahintersteckte. Es wird sogar vermutet, dass dort ein ganzer Clan von weltweiten Kriminellen dahintersteckt... Ich stieß ein belustigtes Schnauben aus, das Zeitung auch immer alles hochschaukeln musste! Aber typisch Klatschpresse eben! ,,Vollidioten. Das ist doch schon ewig her." Murmelte ich leise. Auf einmal hörte ich Schritte die sich schnell entfernten, erschrocken drehte ich mich um, doch es war niemand zu sehen. ,,Hm." Murmelte ich und legte das Blatt zurück. Schnell lief ich heraus, wo schon die anderen warteten. ,,Wenn ich dir's doch sage!" hörte ich auf einmal Sara flüstern ,,Sie ist..." sie verstummte, als sie anscheinend bemerkte das ich sie hörte und warf mir einfach noch einen misstrauischen Blick zu. Was wollte die? 

  So heute noch ein mal ein Kapitel😅 Das Bild da oben gehört übrigens zu crazyfotos Fotowettbewerb, wer also Lust hat, ich denke Crazy freut sich😁🙃

ICE HEART - Reitinternat FedersteinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt