44. Kapitel

495 38 15
                                    

Die kommenden Wochen flogen nur so dahin, Laila und ich ritten noch erfolgreich mehrere Turniere, zwischen L und M***. Oft begleitete uns auch Kjell oder Julia, die ebenfalls begann, Vielseitigkeitsturniere zu reiten. Außerdem probten wir für die Aufführung. Der Termin für das Spiel rückte immer näher, und auch die Proben wurden immer größer und komplizierter. Ende März hatten Frau Moll und Frau Heuberger plötzlich besprochen, noch ein paar 10 Klässler, für ,die Fülle' in das Spiel einzubauen. So waren wir oft insgesamt 50 Menschen und 20 Pferde, die auf dem Reitplatz und auf einer Wiese hinter dem Stall probten. Auch die aufwendigen Kulissen waren mittlerweile fertig, und ich begann zu staunten, wie groß dass alles werden würde.

Doch trotz der Freunde, die ich empfand, wenn ich an dieses große Stück dachte, trauerte ich gleichzeitig wenn ich an die Aufführung dachte. Sie war nur wenige Wochen, vor den Sommerferien geplant, vor dem Tag meiner Abreise nachdem ich diese Schule nie wieder betreten würde. Als ich hier angekommen war, hatte ich mich auf diesen Tag gefreut, doch nun, wurde mein Herz ganz schwer, wenn ich daran dachte. Ich wollte Laila und Julia, meine besten Freundinnen, nicht verlassen. Ich wollte meine Freiheit, dieses Leben ohne Vorschriften und Presse, nicht verlassen. Und ich wollte Kjell nicht verlassen. Der Gedanke, dass ich ihn dann wahrscheinlich nie wieder sah, schmerzte fast noch schlimmer, als der Gedanke, wieder in der Öffentlichkeit zu leben. Und selbst wenn ich ihn wieder sah, dann wüsste er wer ich war. Er wüsste, dass ich ihn angelogen hatte. Er wüsste, was für Nachteile es haben würde, wenn er trotzdem weiter mit mir zusammen seien würde. Denn wer wollte das schon?

Zwar hatte er mir oft genug versichert, dass er mich immer lieben und immer mit mir zusammen seien würde, doch das waren nur Worte. Die Taten waren das was zählte. Und ich konnte mir nicht vorstellen, dass er seine Worte erfüllen würde, oder selbst wenn er es täte, nicht glücklich mit mir werden würde.

,,Lea, komm jetzt! Das traurig, dramatisches aus dem Fenster blickende Eisherz muss zum Aufbauen!" riss mich Laila plötzlich aus meinen Gedanken. ,,Warte was?...Eisherz?" rief ich verwirrt und sprang von der Fensterbank unseres Zimmers auf, bevor ich zu Laila sprintete, die gerade die Tür zugezogen hatte und Richtung Pausenhof gelaufen war. ,,Woher hast du den Spitznamen wieder her?" fragte ich grinsend, während wir die schwere Holztür aufdrückten und nach draußen liefen. Meine beste Freundin zuckte die Schultern ,,Ist mir gerade so eingefallen... und er passt! Du kälteresistente, schwer zu knackendes Mädel." Ich grinste ,,Wie immer, nehme ich das mal als Kompliment." Meinte ich ,,Aber deine Fantasie will ich haben!" Laila lachte und knuffte mir in die Seite ,,Wie wäre es mit meiner Fantasie gegen deine Sprachkenntnisse?" grinste sie ,,Die würde ich nämlich gerne haben!" ,,Abgemacht!" lachte ich.

In genau einer Woche und drei Tagen würde das Spiel seine Premiere haben, die ganze Schule, Eltern, Großeltern und bekannte waren eingeladen. Es würde ein riesiges Event werden, denn nicht nur wir hatten unseren Auftritt, auch die Klassen unter uns würden Auftreten. Doch unser Stück würde der Höhepunkt des zweitägigen Events werden, und so mussten wir mehr denn je proben. Und so hatten wir auch in den letzten Wochen nur noch 2 Stunden pro Tag Unterricht gehabt, denn Rest des Tages waren wir entweder damit beschäftigt zu proben, Texte zu lernen oder die Aufgaben der uns unterschiedliche Gruppen zugeteilt wurden zu erledigen, manche backten, andere schmückten oder putzen, Kulissen und Kostüme wurden oder waren schon entworfen worden und die riesige Sandarena auf der Wiese hinter der Schule wurde nun ebenfalls aufgebaut. Eigentlich wären wir, also Kara, Laila, Kjell und ich, als Hauptrollen davon mehr oder weniger freigestellt geworden, doch nun entfielen mehrere von uns, da ausgerechnet dieses Wochenende auf einem wichtiges Dressur Turnier war und so hatten wir kurzer Hand beschlossen mitanzupacken.

,,Holy!" entfuhr es mir, als ich das Lager mit den riesigen Holzbalken, Planen und Bänken sah ,,Und das sollen wir alles schleppen?" fragte ich Laila ungläubig, die nur Lachte ,,Natürlich nicht! Ein Balken wiegt doch locker 500 Kilo!" sie grinste ,,Es wurden ein paar Kräne gemietet, die alles vor Ort hin transportieren werden. Das Grundgerüst steht da sowieso immer rum, es müssen nur ein paar Sachen festgeschraubt und vielleicht erneuert werden." Erklärte sie ,,Aber da liegt das Problem, wir müssen den Sand wahrscheinlich umgraben, oder sogar neu einstreuen, und bestimmt wieder die Seilwinde reparieren. Außerdem muss alles geputzt werden, die Kulissen vor Ort gebracht werden, die Bänke neu lackiert oder erneuert werden und so weiter. Es macht Spaß, aber ist verdammt viel Arbeit!"

ICE HEART - Reitinternat FedersteinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt