18. Kapitel

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,,Lea steh auf! Wir kommen zu spät zu Unterricht!" weckte mich eine Stimme. ,,Hmpf! Las mich noch ein bisschen schlafen! Bitte Louise!" grunzte ich im Halbschlaf. ,,Lea, ich spreche kein Norwegisch. Und wer ist Louise?" kam die Stimme wieder, und ich spürte wie mir meine Decke weggerissen wurde. Langsam öffnete ich die Augen und erkannte Laila. ,,Morgen." Seufzte ich und setze mich auf, aus Gewohnheit fiel mein Blick auf die Uhr die an der Wand gegenüber unserer Betten hing. 7:45 Uhr. Augenblicklich sprang ich auf ,,Wir kommen zu spät zum Unterricht!" rief ich erschrocken und rannte hektisch zu meinem Schrank. ,,Auch schon bemerkt." Gab meine beste Freundin trocken zurück, während ich mich hektisch umzog. Kurz darauf war ich fertig und Laila reichte mir ein Stück Marmeladen Brot ,,Hab ich dir vom Frühstück mitgebracht, jetzt komm!" grinste sie und zog mich mit ihr, Zähneputzen war nicht drin. Im gestreckten Galopp rannten wir die menschenleeren Flure entlang und erreichten gerade als es Klingelte das Klassenzimmer. ,,Moin! Wo wart ihr denn?" grinste Julia. ,,Verschlafen." Gab ich kurz zurück und widmete mich dann Frau Bett, die gerade herein gekommen war. ,,Bonjour la classe! Ça va?" ,,Ça va bien!" kam es zurück, manche murmelten auf ein leises ,, Je suis fatigué." Und ich nickte einfach. ,,Ich habe die korrigierten Arbeiten mitgebracht." Rief die junge Frau und warf einen Haufen Blättern auf den Tisch. Augenblicklich kehrte Unruhe ein, dagegen half auch Frau Betts ärgerlicher Blick nichts. ,,Und ich muss ehrlich sagen, ich bin enttäuscht von manchen von euch. Manche haben mich zwar wirklich positiv überrascht, doch die meisten haben mich wirklich enttäuscht. Ich dachte ihr hättet den Stoff verstanden?" betretenen Stille trat ein. ,,Der Schnitt liegt bei 4,0. Ich hoffe nächstes mal seit ihr besser! Und da der Durchschnitt so schlecht ist, werden wir die Arbeit noch einmal durch gehen." Kündigte die Lehrerin an und begann die Arbeiten auszuteilen. Zielstrebig und mit undurchdringlicher Miene ging sie auf Tamara, einem zierlichen Mädchen mit Inuit geformten Gesicht, braunen Augen und schwarzen Haaren zu, das gerade aussah als würde sie am liebsten im Erdboden versinken. Sie war nicht besonders gut in der Schule, ganz besonders nicht in Fremdsprachen und Mathematik. Doch als Frau Bett ihren Tisch erreichte, wurde ihre Miene urplötzlich freundlich ,,Glückwunsch Tamara. 29 von 30 Punkten. Eine glatte eins!" Frau Bett legte Tamaras korrigierte Arbeit vor dem Mädchen hin und begann dann den Rest der Arbeiten auszuteilen. Währenddessen hob Tamara ihre Arbeit hoch, als währe es ein rohes Ei und sah auf die rote eins, als könne sie es gar nicht glauben. Dann fing sie an zu jubeln und ich lächelte schief. Unter Tamaras Jubeln kamen viele Stöhnen und seufzer dazu. Hin und wieder wurde kurz gejubelt, da man anstatt einer fünf plus eine vier minus hatte, doch viel gejubelt wurde nicht. Kurz darauf begannen die ersten die Arbeiten zu diskutieren, kurz darauf wurde es für meine empfindlichen Ohren unerträglich laut. Neben mir bekam gerade Julia und Laila ihre Arbeit. Julia war ziemlich gut in Französisch und hatte eine der zwei zweien ergattert, und auch Laila hatte Glück gehabt und eine drei geschrieben. Als letztes gab Frau Bett mir meine Arbeit ,,Dich habe ich nicht in den Durchschnitt eingerechnet, da du die Arbeiten ja nur als Kontrolle schreibst." erklärte sie mir freundlich ,,Aber trotzdem sehr gute Leistung." Ich nickte ihr noch einmal kurz zu, bevor ich einen Blick auf meine Arbeit warf. Eins. Unüberraschend. Meine Großmutter war die ehemalige Prinzessin aus dem Dänischen Königshaus, das wiederrum eng mit dem belgischen Königshaus verwand war. Da die Cousine von Grandma ausschließlich Französisch gesprochen hatte, hatte sie es schon früh gelernt. Und es mir auch schnell als Kind beigebracht. Je mehr Sprachen ich sprach, des zu besser. Zwar war es als Kind anstrengend gewesen, Norwegisch, Deutsch, Englisch und Französisch unter einen Hut zu bekommen, doch Übung machte den Meister. Und mit acht Jahren konnte ich dann auch noch Dännisch, von Grandma, und Spanisch, von Louise, die selber spanische Familie hatte, lernen. Ich mochte Fremdsprachen, die verschiedenen Töne und Laute und trotzdem ihre Gemeinsamkeiten. Während die anderen nun anfingen die Arbeit zu überarbeiten, wittmete ich mich wieder Mandarin. ,,Hey! Was hast n du?" flüsterte Kjell auf einmal leise. ,,Eins." Gab ich gespielt beiläufig zurück, zeigte ihm meine Arbeit und grinste, sein verdutzest Gesicht war einfach zu drollig. ,,Und wieso machst du nicht im Unterricht mit?" ,,Im Gegensatz zu den anderen spreche ich unter Norwegisch und Deutsch, auch noch Englisch, Dännisch, Französisch und Spanisch fliesend." Erklärte ich und zwinkerte ihm zu ,,Internationale Famile sag ich nur." Während er mich einfach nur anstarrte, drehte ich mich wieder um und wiederholte langsam die Chinesischen Wörter, die waren aber auch von der Aussprache verdammt genau!

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