Second Chapter

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Jimin POV

Leicht genervt und frustriert stöhnte ich auf. Es war mittlerweile Abend und ich saß seit einer geschlagenen Stunde an meiner letzten Hausaufgabe, hatte aber bis auf zwei Einleitungssätze noch nichts zustande gebracht. Was dachte sich der Lehrer auch dabei...? Einen Bericht über Digitalisierung zu schreiben? Damit kannte ich mich leider überhaupt nicht aus.

Und mit meiner Konzentration war es gerade auch nicht mehr besonders... ich dachte an die Mittagspause zurück. Der Typ -Jungkook-, der mir schon gestern aufgefallen war... ich hatte ihn im Café zuvor noch nie gesehen und gehofft, dass er heute wieder da sein würde. Was auch der Grund gewesen war, dass ich TaeTae und die anderen quasi dazu gedrängelt hatte, in unserer Mittagspause wieder dorthin zu gehen. Gestern war er nämlich sehr schnell verschwunden.

Und ich weiß nicht wieso, aber als er mir zugelächelt hatte... war plötzlich dieses seltsam leichte Gefühl dagewesen...

Allerdings hatte ich mich heute im Nachhinein darüber geärgert, dass ich letztendlich doch nicht mehr als nur unsere Namen in gegenseitige Erfahrung gebracht hatte...

Sei nicht albern, Jimin, er ist definitiv älter als Du...

Wieder seufzte ich auf. Das stimmte. Da ich ihm gestern zum ersten Mal begegnet war, konnte er nicht auf unsere Schule gehen, soviel war klar. Generell hatte er in seiner Gesamterscheinung älter, und vor allem auch reifer gewirkt. Er studierte bestimmt schon... was sollte er da also mit einem unerfahrenen Schüler wie mir anfangen?

Ich war letzten Herbst achtzehn geworden, aber viel gesehen von der Welt hatte ich noch nicht. Meine Eltern besaßen mehrere Hotels und Restaurants auf internationaler Ebene. Sie waren sehr vorsichtig, was meinen Umgang betraf, es störte mich, aber da ich nichts anderes bis jetzt kennengelernt hatte, traute ich mich auch nicht, etwas dagegen zu unternehmen. Zusammen waren wir ein paar Mal in den Urlaub geflogen, Tokio, Los Angeles und London, aber ich war immer bei meinen Eltern gewesen, sie hatten mich nie aus den Augen gelassen.

Bis vor kurzem hatte ich das auch nie großartig hinterfragt, aber seit letztem Sommer, als ich auf eine Party gehen wollte, und sie es mir verboten hatte, war ich... stutzig geworden. Es sollte nur eine kleine Party von einem Klassenkamerad sein, aber die Antwort blieb nein. Ich konnte nicht verstehen, warum sie dies ablehnten, auch andere Unternehmungen, wie Übernachten bei Freunden, oder mit jemand anderen von der Schule rauszugehen, verboten sie mir. Einzig und allein bei TaeTae durfte ich über Nacht bleiben, aber auch nur, weil wir uns seit Kindertagen kannten, unsere Eltern ebenso.

Mein Tagesablauf war relativ eintönig, aufstehen, zur Schule gehen -ich besuchte die Seoul-High- am Nachmittag wieder zurück nach Hause, Schulaufgaben erledigen, ein bisschen Sport dreimal die Woche, und am Samstag traf ich mich dann meistens mit TaeTae. Den Sonntag verbrachte ich dann wieder mit meinen Eltern, wir fuhren öfter mal zu meinen Großeltern, immer im Wechsel, mal zu den Eltern meines Dads, mal zu denen meiner Mum.

Wir waren sehr wohlhabend und ich hatte dadurch viele Vorteile, aber es engte mich ebenso sehr ein... Ständig die teuren Besuche im Restaurant, das riesige Haus, indem wir wohnten, die Förmlichkeiten, all das zwanghafte gute Benehmen...

Zugegeben, die Samstage mit TaeTae waren toll und ich durfte mit ihm auch hinausgehen, aber ich sehnte mich nach etwas Neuem, Unbekannten. Gerade jetzt, wo das Wetter draußen wieder schön wurde, wollte ich mehr, als nur drinnen zu hocken und Hausaufgaben zu machen. Irgendwann würde ich meine Eltern fragen, warum sie mich immer so behandelten, als sei ich ein zerbrechliches Etwas. Immerhin durfte ich seit meinem achtzehnten Geburtstag mein Smartphone uneingeschränkt nutzen, davor hatte es feste Zeiten gegeben...

Außerdem zogen mich die anderen öfter mal auf, dass ich ja noch nicht mal eine Freundin gehabt hatte... dabei hatten sie leicht reden, selbst TaeTaes Eltern waren nicht so streng und überfürsorglich wie meine. Auch die anderen, Yeonjun, Yoongi und Seoho, hatten deutlich mehr Freiheiten als ich.

Und... ich war mir nicht so sicher, ob ich überhaupt eine Freundin haben wollte, eher... einen Freund? Meine Eltern wussten natürlich nichts davon, aber schon seit der Mittelstufe war mir aufgefallen, dass ich mit Mädchen nichts anfangen konnte, und mir vorstellte, wie es wäre, einen Jungen zu küssen, einen Freund zu haben...

Damit wanderten meine Gedanken wieder zu Jungkook zurück. Ich wollte so sehr glauben, dass er nur wegen mir heute wieder im Café gewesen war. Ich nahm mir vor, trotz meiner Schüchternheit, ein längeres Gespräch mit ihm anzufangen und mehr über ihn zu erfahren. Vielleicht konnten wir Freunde werden? Wenn er schon einige Jahre älter als ich war, dann konnte er mir vielleicht ein paar Ratschläge und Tipps geben, was den Umgang mit meinen Eltern betraf...

Jimin... glaubst Du ernsthaft, er interessiert sich für Deine Probleme? Du bist noch Schüler...!

„Das weiß ich selbst...", murmelte ich vor mich hin.

Um mich von diesem Chaos in meinem Kopf abzulenken, gab ich mir einen Ruck und googelte im Netz nach dem Thema Digitalisierung. Es gab sehr viele Einträge und nach einer weiteren knappen Stunde hatte ich einen relativ guten Text verfasst, den ich morgen in der Schule ruhigen Gewissens vortragen konnte. Ehrlicherweise gab ich die Quellen mit an, aber das würde kaum einer tatsächlich nachkontrollieren...

Wie immer kam meine Mum gegen 22:30 Uhr nochmal in mein Zimmer, um -wie sie es ausdrückte- nach mir zu sehen. Und wie immer gab es nichts zu sehen. Ich hatte meine Hausaufgaben erledigt, das große Zimmer war aufgeräumt, und dank meines eigenen, an mein Zimmer angrenzenden, Bade -und Ankleidezimmers, war ich immer bettfertig zurecht gemacht. Mein Smartphone lag wohlweislich auf meinem Schreibtisch, würde aber, sobald meine Mum wieder unten im Haus war, unter mein Kopfkissen wandern. Das war mein großes Glück. Sie achteten stets auf die kleinste Kleinigkeit, aber mit diesen Dingen kannten sie sich nicht so sehr aus. Sie besaßen zwar auch eigene Smartphones, wie Diensthandys zum Beispiel, aber ihre eigenen Accounts beschränkten sich auf unterschiedliche Nachrichten-Messenger. Instagram und Twitter waren ihnen zwar wegen der Arbeit auch bekannt, aber um den Internetauftritt der Kette kümmerten sich natürlich die dafür eigens eingestellten Mitarbeiter.

Sie wussten nicht, dass ich dort angemeldet war und regelmäßig mit anderen Leuten aus dem Netz schrieb. Im Internet findet man Freunde, die man sonst im Leben nie getroffen hätte.

Als sie dann endlich mit einem „Gute Nacht, mein Jimin." das Zimmer verließ, scrollte ich mich noch ein wenig durch meinen Newsfeed, und sah mir die neuesten Beiträge an. Irgendwann wurde ich schließlich müde und legte das Handy beiseite.

In dieser Nacht träumte ich zum ersten Mal von Jungkook.

~

So, jetzt habt ihr wieder jeweils einen Einblick in das Leben von Jimin und Jungkook bekommen. Ab dem nächsten Kapitel gibt es dann Jikook-Action und der grobe Handlungsverlauf steht auch schon fest, aber ihr kennt das: Manchmal entwickeln die Charaktere ein Eigenleben :)

Wie immer, wenn ihr Fragen habt, stellt sie gerne in den Kommentaren! Ich hoffe, euch gefällt mein „Geschreibsel" und ihr lest weiterhin mit.

See you ~

Two worlds - One love ~ JikookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt