Jungkook POV
Den dritten Tag in Folge stand ich nun wieder vor dem Café. Wieder war es sonnig und ein angenehm milder Wind wehte. Einerseits war gestern alles so schnell gegangen, andererseits hatte sich der Nachmittag und der Abend in eine nie enden wollende Länge gezogen. Mehrmals hatte ich die Szene in meinen Kopf mit Jimin vor dem Café Revue passieren lassen. Wir hatten einander vorgestellt, mehr nicht... aber vielleicht erwartete ich auch einfach zu viel. Er ging schließlich auf eine der bekanntesten Elite High-Schools in Seoul, und ich war der Typ, der sich nach mehreren Nebenjobs erst sein Studium hatte finanzieren können.
Und nicht zu vergessen, ich war bestimmt einige Jahre älter als er... Mann, wo kamen diese negativen Gedanken denn immer her...?
Aber wie vereinbart, wartete ich auf Jimin. Ich wollte mehr von seinem schönen Lächeln sehen, ihn reden und lachen hören und mich mit ihm über alles Mögliche unterhalten. Den anderen hatte ich noch nicht erzählt, dass ich ihn am Montag zum ersten Mal getroffen hatte, ich wusste auch nicht, wie ich dieses Thema überhaupt hätte anschneiden sollen.
Ach übrigens, als ich Jin seinen Kaffee holen war, ist mir ein hübscher Schüler aufgefallen und nun möchte ich ihn kennenlernen.
Selbst in meinem Kopf klang das mehr als blöd. Die Minuten vergingen, Studenten zogen an mir vorbei, holten sich etwas zu trinken, etwas zu essen, aber Jimin war noch nicht mal in Sichtweite. Vielleicht war er aufgehalten wurden? Vielleicht musste er noch etwas erledigen, sodass er sich dadurch verspätete? Tapfer versuchte ich, nicht nervös zu werden, aber es gelang mir nicht. Immer wieder sah ich auf meinem Handy nach der Uhrzeit und begann mich zu fragen, ob ich in das alles nicht doch zu viel hineininterpretiert hatte. Aber von Jimin selbst war ja die Frage gekommen, ob wir uns heute nicht wieder hier treffen wollten.
Oder hatte er es vergessen?
Ich wartete weiter, doch er kam nicht.
Als die Dauer der Mittagspause schließlich nur noch fünf Minuten Restzeit betrug, machte ich mich wieder zurück auf den Weg zur Uni. Dabei fühlte ich mich richtig mies, und in meinem Inneren breitete sich ein dumpfes Gefühl aus. Hatte ich mich in ihm getäuscht?
...
Meine Freunde warteten schon auf mich als ich zurückkahm, also verdrängte ich den Gedanken an Jimin und bemühte mich um ein Lächeln.
„Da bist Du ja!", rief Hobi überschwänglich. „Wir müssen doch noch mithelfen, in Hörsaal eins die Stühle und die Technik mit aufzubauen!"
Stimmt, das hätte ich fast vergessen. Kein Wunder, wenn Du in Gedanken immer noch bei einem gewissen braunhaarigen Jungen hängst... Jedes Jahr im Frühling gab es bei uns so eine Art „Besichtigungswoche". In dieser Woche kamen jeden Tag einige Schulklassen her, um sich unsere Universität anzuschauen und sich über die jeweiligen Studiengänge zu informieren. Die Studenten bereiteten Präsentationen und Lesungen vor, die Dozenten waren für Beratungsgespräche anwesend und die Bibliothek war heute rund um die Uhr besetzt. Im Grunde genommen war es wie ein Tag der offenen Tür, nur halt eben... eine ganze Woche lang. Heute war unter anderem auch unser Studiengang dran und ein paar Kommilitonen von uns hatten ebenfalls einen Vortrag geplant. Wir anderen, Seokjin, Namjoon, Hobi, zwei weitere Mitstudenten und ich, waren für die Vorbereitung und den Aufbau zuständig.
„Ja, sorry.", gab ich etwas kleinlaut zurück. „Ich musste noch was erledigen, aber jetzt bin ich voll da. Ich bring nur schnell meine Tasche ins Schließfach und dann können wir loslegen!"
„In Ordnung.", antworteten Seokjin und Namjoon im Chor und sahen sich danach lächelnd an. Ich hatte schon immer das Gefühl, dass zwischen den beiden mehr ist, als nur reine Freundschaft...
Konzentrier Dich, Jungkook!
Nachdem ich meine Tasche weggebracht hatte, ging es los. Hoseok ging mit den anderen beiden direkt zum Laptop und den Beamer und gemeinsam richteten sie die Technik ein. Seokjin, Namjoon und ich dagegen schleppten die gepolsterten Stühle in den Saal und stellten sie Reihe für Reihe auf. Das kostete einiges an Zeit, denn insgesamt fanden im Saal um die zweihundert Stühle Platz. Wir waren gerade in den letzten Zügen, als ich von den Fluren her schon aufgeregtes Stimmengewirr vernahm.
Mittlerweile hatte ich diese Schülerwoche schon drei- oder viermal mitgemacht, aber nur knapp ein Viertel dieser Schüler hatte man tatsächlich später wieder getroffen. Seit Jahren hielt sich das Gerücht, dass unsere Uni nicht gut genug war und sich nicht zum Studieren eignen würde. Keine Ahnung, wer das in die Welt gesetzt hatte, aber anscheinend sorgte es bei den meisten dafür, dass sie sich für eine andere Institution entschieden.
Diejenigen, die sich für ein Studium bei uns entschieden, zeigten sich dann jedoch überrascht und stellten fest, dass unsere Uni überhaupt nicht schlecht war. Aber offenbar reichte auch das nicht, um das Gerücht im Keim zu ersticken.
Den letzten Stuhl tragend, liefen plötzlich mehrere Mädchen an mir vorbei, hinter Ihnen folgte der Rest der Klasse, zu der sie gehörten, das Schlusslicht bildete ein streng aussehender Lehrer. Im ersten Moment dachte ich mir nichts dabei, dann registrierte ich plötzlich die Kleidung der Schüler. Es war die Uniform der Seoul-High.
Mein Herz begann aufgeregt gegen meinen Brustkorb zu schlagen und mein Atem verschnellerte sich. Das bedeutete, dass Jimin auch hier sein musste, oder? Aber warum um alles in der Welt waren die Schüler ausgerechnet dieser Schule hier? Bisher hatte noch nie eine Elite- Schule unsere Uni besucht!
Mein Gehirn arbeitete unablässig und versuchte, einen Grund für diese Tatsache zu finden. Und ich redete mir ein, dass es vielleicht keinen Grund gab, sondern dass es Schicksal war...? Zumindest wäre es das, wenn ich Jimin tatsächlich hier in der Uni antreffen würde. In Gedanken versunken bemerkte ich gar nicht, dass Namjoon zu mir trat. Erst als er mich ansprach, richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder ins Hier und Jetzt. „So, das war der letzte Stuhl. Ich bin von dem bisschen Schleppen schon k.o.", sagte er.
„Ja, wem sagst Du das", warf Seokjin ein, der sich die schmerzenden Oberarme rieb. „Das gibt einen Muskelkater."
Ich grinste. „Ich sage euch doch, um dem entgegen zu wirken, solltet ihr vielleicht ein- oder zweimal die Woche ein bisschen Sport machen... als kleines Ausdauer-Training."
„Uff, nee. Nicht mit mir.", verdrehte Seokjin die Augen.
„Leute!", wurden wir von Hoseoks Rufen unterbrochen. „Hier ist jetzt auch alles fertig. Wollt ihr euch den Vortrag mit anhören und anschauen, oder lieber in die Bibliothek gehen?"
„Mmmh... ich muss noch meine Arbeit für den Organisations-Kurs zu Ende schreiben, von daher gehe ich lieber in die Bibliothek.", überlegte ich. Die Abgabe war in zwei Tagen und wegen meiner Schichten am letzten Wochenende hatte ich nur die Hälfte der erforderlichen Wortzahl geschafft. „Ja, ich gehe in die Bibliothek, Jungs. Sonst werde ich damit nie fertig. Die Vorträge kann ich mir später immer noch online anschauen."
„Alles klar, Jungkook, dann viel Erfolg! Mal sehen, wie lange es hier dauert, vielleicht leisten wir Dir später noch Gesellschaft." Namjoon lächelte und dann verabschiedeten sich die drei von mir, ich wandte mich zum Gehen in Richtung Bibliothek, vorher holte ich meine Tasche wieder aus dem Schließfach.
Der Flur leerte sich allmählich und auf meinem Weg begegneten mir nur noch vereinzelt ein paar Studenten. Dann hörte ich plötzlich meinen Namen. Jemand rief nach mir.
„Jungkook! Jungkook, warte! Nicht so schnell!"
Seine Stimme.
Ich drehte mich um und sah tatsächlich einen aufgelösten Jimin auf mich zukommen.
„Da bist Du ja... ich habe Dich schon gesucht.", gab er mit angestrengter Atmung von sich, als er schließlich vor mir stand.
~
Da habe ich euch beim letzten Mal Jikook-Action angekündigt, und dabei treffen sie sich jetzt erst wieder... sorry :D Dafür folgt gleich das nächste Chap! Enjoy!
DU LIEST GERADE
Two worlds - One love ~ Jikook
Fanfic„Ich vermisse Dich Jimin... ~ " „Du hast mich verlassen, Jungkook." „Nein! Ich... habe Dich nie verlassen!" _____________________________ Jimin ist gerade achtzehn geworden, aber bis auf ein paar Urlaubsreisen mit seinen überfürsorglichen Eltern hat...