6 | To-do list

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"Nein, das hast du nicht ernsthaft gemacht!", ruft oder besser gesagt schreit Kayla durch den Schulgang, als wir zusammen zum Bio Unterricht gehen und ich ihr von Brooklyns und meiner Abmachung erzählt habe.

"Shh, das musst du nicht so rumbrüllen, es weiß ja jetzt schon fast die halbe Schule Bescheid", zische ich und versuche so zu tun, als würde ich nicht zu ihr gehören, indem ich mich ein paar Schritte von ihr entferne.

" Jaja, alles gut", grinst sie mich an. "Spätestens wenn du mit ihm zusammen durch den Flur laufend gesehen wirst, kennen dich nach ein paar Minuten alle Schüler hier."

Oh Mist, ich habe gar nicht mehr daran gedacht, dass Brooklyn so etwas wie ein Star hier ist. Ich zucke mit den Schulter. "Naja, das wird schon halb so schlimm werden." Das hoffe ich zumindest.

"Achso, nur falls du es vergisst...", sie sieht mich streng an, "denk gar nicht daran mich auszutauschen, wenn du ab jetzt mit den anderen abhängst. Das wird nämlich nicht funktionieren."

"Warum sollte ich das denn machen", fragend sehe ich zu ihr rüber. "Das letzte Mal hast du dich ja auch nicht wirklich an meinen guten Rat gehalten."

"Oh ups, stimmt, aber ich hatte auch keine andere Wahl, ich wurde schon fast dazu gezwungen" versuche ich mich zu rechtfertigen, was aber leider nicht so gut klappt, denn Kayla sieht mich mit nach oben gezogen Augenbrauen an.

Es war einen total dumme Idee Brooklyns Plan zuzustimmen. Mein eigentlicher Idee hier war es nämlich möglichst unauffällig zu sein, denn ich hasse es im Mittelpunkt von irgendwelchen Geschehen zu stehen. Und ich habe das Gefühl, dass sich das spätestens Morgen ändern wird, denn länger als einen Tag, werde ich Brooklyn wohl nicht aus dem Weg gehen können.

Auf der anderen Seite des Gangs weiter hinten, fällt mir plötzlich ein Mädchen auf, das mich schon seit ein paar Sekunden mit ihren Giftgrünen Augen anstarrt. Als ich zu ihr hinsehe schaut sie weg. Während sie sich umdreht wirft sie ihre langen Mittelbraunen Haare mit blonden Strähnchen über ihre Schultern und dreht sich zu zwei weiteren Mädchen um, die schauen sie ehrfurchtsvoll an.

"Wer ist das denn", frage ich Kayla. Ich erinnere mich daran, sie gestern mit Brooklyn am Tisch sitzen sehen zu haben, aber vielleicht habe ich mir das auch nur eingebildet.

"Ach sie", Kayla mustert sie abfällig. "Das ist Abigail oder besser gesagt eine meiner früheren Freundinnen und ein high society girl mit einer Villa, oben in den Hollywood hills.", erklärt sie mir. "Achso und sie versucht schon seit Anfang der High school mit Brooklyn zusammen zu kommen, aber der lässt sich nie auf feste Beziehungen ein. Und sie hat zwar einen Freund, aber das hält sie nicht davon ab, die ganze Zeit mit ihm zu flirten und doch noch auf eine Beziehung zu hoffen."

Als wir beide kurze Zeit später an ihr vorbei kommen, beäugt Abigail mich Kaugummi kauend und schleudert mir ihre langen Haare in mein Gesicht.

Verdattert bleibe ich stehen. Was sollte das denn.

"Oh sorry, tut mir leid, ich habe dich gar nicht gesehen", entschuldigt sie sich bei mir mit einem gefakten Lächeln.

Bitch, denke ich mir nur, spreche es jedoch nicht aus.

Sie ist mir jetzt schon unsympathisch, aber ich habe keine Lust wegen so etwas eine Diskussion mit ihr anzufangen. Ich will schließlich nicht meine Zeit verschwenden.

Und deswegen lächle ich sie ein letztes Mal freundlich an und stolziere mit hoch erhobenem Kopf an ihr vorbei.

"Also wegen so einer Person werde ich dich nicht ersetzten, mach dir da keine Sorgen", sage ich zu Kayla, als ich nach meinem bestimmt wunderschönem Walk bei ihr ankomme.

~~♡︎~~

Was für ein Schultag, denke ich mir, während ich die Treppe zu meinem Zimmer hochlaufe. In Deutschland, in meiner alten Schule, sind mir solche aufregenden Dinge in einem halben Jahr nicht passiert.

Ich stelle meine Schultasche akkurat neben meinen Schreibtisch und schmeiße mich auf mein Bett, das daraufhin ein bisschen knarzt. Auf dem Rücken sehe ich dabei zu, wie warme Sonnenstrahlen der Nachmittagssonne die cremefarbenen Wände meines Zimmers zum Leuchten bringen.

An der langen Wand steht mein Lieblings Gegenstand in dem Raum: mein Bücherregal, das sich bis zur Decke erstreckt. Trotzdem passen meine alle meine Bücher nur haargenau dort rein. Ich drehe meinem Kopf nach links und kann weiter hinten am Horizont die Silhuette der Hochhäuser des Standzentrums von Los Angeles erkennen.

Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich wirklich hier bin. Das ganze fühlt sich noch so surreal an, wie in einem Traum. Wobei ich mir noch nicht sicher bin, ob ich mir nicht irgendwann wünsche daraus aufzuwachen.

Nach zwei Minuten Ruhe strecke ich seufzend meine Hand nach meinem Handy aus, das auf der kleinen Nachttischkommode neben meinem Bett liegt und wähle Maries Nummer. Ich freue mich sie zu hören, als sie nach dem dritten Piepen dran geht.

"Ja?", murmelt diese verschlafen. "Oh, tut mir leid, ich habe die Zeitverschiebung ganz vergessen."
Das stimmt wirklich, denn heute ist es das erste Mal, dass wir Nachmittags telefonieren und das, obwohl wir eigentlich jeden Tag miteinander reden.

"Was gibt's denn?", fragt sie mich. "Alles gut, ich will dich nicht beim Schlafen stören", sage ich und bin bereit aufzulegen. "Es ist zwar gerade halb zwei, aber für dich habe ich immer Zeit." Ich muss lächeln, weil das wirklich lieb von ihr ist. Ich weiß doch, dass sie sehr stark darauf achtet, jeden Tag mindestens 9 Stunden Schlaf zu bekommen.

Also erzähle ich ihr von der neuen Schule und davon, dass ich es wirklich vermisse mit ihr gemeinsam dort zu sein. Natürlich lasse ich meine Abmachung mit Brooklyn nicht aus, worauf sie erstmal entsetzt reagiert, aber ich kenne sie schon mein halbes Leben - ich habe nichts anderes erwartet.

In Deutschland ist das Leben so wie als ich weggezogen bin. Es gibt keine großen Veränderungen, wie ich von Marie erfahre, außer, dass es eine neue Schülerin gibt.

Und so legen wir nach einer halben Stunde auf, denn ich will sie nicht länger als nötig davon abhalten zu schlafen.

Danach weiß ich nicht mehr, was ich noch machen soll. Hausaufgaben habe ich, anderes als zuhause, nur sehr wenige aufbekommen und lernen kann ich auch nicht. Außerdem ist es Anfang des Schuljahres, da gibt es noch keine Arbeiten.

Deswegen setzte ich mich an den Schreibtisch und fahre meinen Laptop hoch. Auf Google suche ich nach Nebenjobs in der Nähe und kurze Zeit später habe ich einen etwas älteren Aussehenden Platten Laden gefunden, der nach Angestellten sucht.

Perfekt.
Der Laden scheint der passende Platz zur Arbeit für mich zu sein, somit schreibe ich mir das sofort auf meine To-do-liste für morgen.

T͟o͟-d͟o͟ L͟i͟s͟t͟e͟:

Beim Geschäft bewerben
Buch weiter lesen
Zimmer aufräumen
Hausaufgaben
Irgendwie den morgigen Tag überleben!!!

Zur Erklärung der restlichen Punkte: ich lese gerade das Buch „Die Leiden des jungen Werther",
ich finde, dass mein Zimmer unordentlich ist, obwohl ich es erst vor einer Woche aufgeräumt habe, aber ich habe eh nichts besseres zu tun also... Hausaufgaben erklärt sich von selbst und der letzte Punkt hoffentlich auch.

Ich habe nämlich ziemliche Angst davor, was passieren wird, wenn ich Brooklyn treffe, denn heute konnte ich es schaffen ihm aus den Weg zu gehen. Morgen bin ich mir nicht mehr so sicher. Und sobald ich etwas nicht im Voraus planen kann, macht es mir Angst.

Und mit einem mumigen Gefühl im Bauch schlafe ich an diesem Abend ein.

~~~♡︎~~~

Was ist euer Lieblingsbuch? Also also nicht auf Wattpad

Ich mag "Drei Schritte zu dir", "Nur noch ein einziges Mal" und die Save me Bücher echt gerne <3

Show Me LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt