13 | "See you on Monday?"

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Nachdem wir uns unsere Sachen geschnappt haben, rennen Brooklyn und ich aus der Bibliothek. Bis ich das nächste Mal dort hin gehen werde, wird die nervige Trulla, besser gesagt die Bibliothekarin, uns hoffentlich vergessen haben oder wegen Pingeligkeit versetzt worden sein.

Außer Atem vor lauter Lachen, bleiben wir ein paar Straßen weiter stehen. Immer noch nach Luft schnappend, laufe ich einige Runden im Kreis und stemme meine Hände in meine Hüfte. Brooklyn, der überhaupt nicht erschöpft zu sein scheint, beobachtet mich dabei belustigt.

Ach stimmt, er ist doch Footballer, da wird schließlich von ihm erwartet, dass er eine gute Kondition hat.

"Das war cool heute. So etwas hätte ich heute morgen nicht erwartet." Zustimmend nicke ich. Brooklyn ist wirklich mehr okay, als ich dachte.

Zaghaft lächle ich ihn an. Die Sonne steht schon tief, es ist fast Sonnenuntergang und strahlt Brooklyn von hinten an, weshalb es so aussieht, als wäre viele kleine Lichter an ihm, die ihn zum leuchten bringen. Für einen kurzen Moment bleiben wir so stehen, bis ich mich schließlich aus dem Bann seiner Augen befreie.

"Bis Montag dann?", frage ich ihn leise. "Bis Montag", antwortet er und es klingt schon fast wie ein Versprechen. Ich lächle ihn ein letztes Mal an, bevor wir uns umdrehen und in die entgegengesetzte Richtung von ihm nach Hause laufe.

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Der Beginn der Woche kommt schneller als erwartet. Die meiste Zeit habe ich an Brooklyn denken müssen und war voller Vorfreude auf den heutigen Tag.

"Hallo, Erde an Ellie. Hast du mir überhaupt zugehört?", werde ich von einer wütend aussehenden Kayla aus meinen Tagträumen gerissen.

"Mhmm", murmele ich nur. "Was hast du nochmal gesagt?", das frage ich sie nur, damit sie nicht völlig ausrastet. Schon bin ich in Gedanken wieder in der Bibliothek. "Die Kängurus haben die Weltherrschaft übernommen." erklärt sie mir regungslos. Abrupt bleibe ich mitten im Schulgang stehen. Davon habe ich gar nichts mitbekommen.

Kayla, die neben mir anhält, prustet los. "Das hast du doch jetzt nicht geglaubt." Als Antwort zucke ich nur mit den Schulter, denn wenn ich ehrlich bin, habe ich das für einen kurzen Moment wirklich.

"Wenigsten hörst du mir jetzt zu und träumt nicht mehr die ganze Zeit von Brooklyn. Das ist grauenhaft."

Direkt nachdem ich zu Hause angekommen bin, habe ich sie angerufen und von Brooklyn geschwärmt, wobei sie, wie man gut erkennen kann, meine Begeisterung nicht geteilt hat. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich sonst wahrscheinlich gepatzt wäre, wenn ich es niemandem erzählt hätte.

"Nächste Woche schmeißt Brayden, das der Typ, der mit Brooklyn befreunden ist, DIE Party", verkündet Kayla.

An Brayden den Kotzbrocken kann ich mich noch gut erinnern.

"Was soll denn bitte DIE Party sein?", etwas verwirrt schaue ich zu ihr. "Ach ja stimmt, du bist noch nicht so lange hier. Deshalb erkläre ich es dir ausnahmsweise. Denn es weiß eigentlich jeder hier auf der Schule, was diese Party ist, sonst wäre es echt peinlich, sogar Außenseiter wie ich wissen davon und..."

"Kayla", unterbreche ich ihren Redefluss."Ich will nicht wissen wer alles davon weiß, sondern was so besonders daran ist."

"Jaja, ich fang schon an. Also... Stell dir eine ganz gewöhnliche Party in zum Beispiel einem alten Keller vor. Du siehst die staubigen Wände vor dir und spürst die stickige Luft, die sich mit der Zeit in diesem Keller sammelt. Achso und jeder hat eine eklige Plörre in der Hand", beginnt sie, während wir weiter den Gang entlang laufen.

"So und jetzt stellst du dir das ganze zehn mal moderner und glamouröser vor. Das beutet, der Grufti Keller ist eine prachtvolle Villa, mit einer riesigen, mega coolen Aussicht in die Stadtmitte und natürlich einem Pool. Es gibt auch einen Catering Service, der kleine Häppchen vorbeibringt. Ich glaube sie haben sogar andere rote Pappbecher, die sind irgendwie viel edler und das Bier schmeckt darin tausendmal besser," schwärmt sie begeistert.

"Und die Villa gehört wahrscheinlich Brayden", vermute ich.

"Nicht ganz. Es ist so, dass Braydens Großvater vor seinem Tod alles seiner Tochter, Braydens Tante vererbt hat. Eigentlich hätte sein Vater auch etwas von dem Erbe bekommen sollen, aber es kam zu einem schlimmen Familienstreit, durch sein Großvater das Testament geändert hat. Seine Tante hat anscheinend Mitleid mit Braydens Familie und leiht ihnen für zwei Tage im Jahr die Villa. Einmal zu der Party, die jetzt bald ist und einmal zu einer ganz am Ende des Schuljahres."

"Ich dachte, er wäre ein eingebildeter Schnösel", gebe ich verwundert von mir. "Glaub mir, eingebildet ist er trotzdem. Aber ohne seine fake Fassade, wäre er nur ein unscheinbarer Typ. Die Leute kaufen ihm das ganze mit der Villa auch noch ab und wollen zu seinem Freundeskreis gehören, obwohl er den Charakter einer vergammelten Fliege hat."

Lustig, wie manche Leute gar nicht so sind, wie man sie auf den ersten Blick wahrnimmt.

"Wie auch immer, ich weiß das nur, weil Abigail mir das einmal erzählt hat, als sie sich bei mir über Brayden ausgekotzt hat, weil sie einen Teil seines wahren Charakters entdeckt hat. Wenn dich jemand fragt, ich habe dir nie etwas darüber erzählt."

"Klaro." Ich grinse sie verschwörerisch an und gemeinsam gehen wir in Richtung Cafeteria, wo ich hoffentlich Brooklyn treffen werde.

Was ich wirklich tue, aber nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe.

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