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Schon von weitem sehe ich Brooklyn an der Eingangstreppe der Schule lehnen. Seine Hände hat er lässig in den Seitentaschen seiner Hose vergraben.

Er lächelt mich an, als er langsam auf mich zu schlendert. Ein freudiges Kribbeln macht sich in meinem Buch breit, dass stärker wird, je näher er kommt.

"Hey little El", begrüßt er mich und ich verdrehte die Augen. Wie sehr ich diesen Spitznamen hasse.

"Na Brookylein", erwidere ich und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen, als ich sehe, dass Brooklyn sein Gesicht verzieht.

Gemeinsam betreten wir die Schule. Kayla hat derweil Millie in dem Eingangsbereich gefunden und unterhält sich mit ihr.

"Steht unsere Verabredung eigentlich noch?", fragt er mich, als wir auf den Weg zum Biologie Unterricht durch die Gänge laufen.

Mir fällt auf, dass ein paar Schüler uns den Weg frei machen. Besser gesagt Brooklyn, denn wenn ich allein hier entlang laufe, muss ich mich immer durch die ganzen Menschen quetschen.

Ich bemerke, dass ich ihm noch nicht geantwortet habe, weil ich zu sehr damit beschäftigt war die Leute anzustarren, also nicke ich schnell.

"Es muss ziemlich entspannt sein, so beliebt zu sein." Er nickt nur vage. "Man gewöhnt sich nach einer Zeit an die Blicke", meint er, nachdem er sieht, dass ich mich in dieser Situation eher unwohl fühle.

Die Leute, die mir begegnen kann man in drei Gruppen aufteilen. Einmal die, die neugierig zu uns starren und dann anfangen mit anderen Personen zu tuscheln, als wäre das hier der neuste Klatsch und Tratsch.

Dann gibt es die, die mir nur feindselige Blicke zu werfen. Vermutlich sind sie Freunde von Abigail und haben nach unserem Streit beschlossen, einen Hass auf mich zu bekommen.

Zu guter letzt sind da noch die Menschen, die es nicht interessiert und die einfach ihr Leben leben und im Gang herumlaufen. Die sind mir gleich am sympathischsten.

Die Zeit bis Freitag vergeht ziemlich schnell. Ich konzentriere mich auf die Schule und das Lernen und so verlaufen die nächsten Tage eher ereignislos.

Brooklyn wartet fast jeden Tag vor der Schule auf mich oder ich auf ihn, wenn ich mal früher dort bin.

Nachdem er mir am Freitag geschrieben hat, dass er jetzt Zeit hat, treffen wir uns um vier Uhr Nachmittags im Park. Ich habe eine Picknickedeke mitgebracht, auf der wir gerade sitzen. Während Brooklyn die nächste Übungsaufgabe ausrechnet, schaue ich mich im Park um.

Er ist für die Park Verhältnisse in Los Angeles eher groß und am anderen Ende gibt es einen Spielplatz, auf dem Kinder lachend schaukeln. Das Gras vor meinen Füßen ist etwas gelb, was vielleicht vom heißen Sommer kommt. Aber da es gerade ein angenehm warmer Spätsommertag ist und es bald, wenn auch nur ein bisschen, kälter wird, ändert sich das bestimmt.

Auf dem Gehweg, der in der Nähe der Decke ist, auf der wir sitzen, laufen gerade zwei junge Frauen vorbei. Ich schätze sie auf die Anfang zwanzig ein. Beide sehen geschäftigt aus, mit den dicken Studienordnern unter dem Arm, doch sie unterhalten sich fröhlich, vielleicht über ihre Kurse oder die nächsten Klausuren.

Schon nächstes Jahr könnte ich eine von ihnen sein und mich auf dem Weg zu meiner Universität befinden, während ich mich mit anderen Studenten unterhalte.

Ich seufze leise. "Alles gut?", fragt mich Brooklyn. Sein Blatt ist nur zur Hälfte beschrieben und ich sollte genervt sein, weil ich ihm gleich dasselbe Thema zum gefühlt hundertsten Mal erklären muss.

Darstellende Geometrie liegt ihm nicht besonders, was ich ihm aber nicht verübeln kann.

Doch ich hänge noch zu sehr meinem Tagtraum hinterher, als dass ich mir darüber Gedanken machen kann. "Was will du nach deinem Highschool Abschluss machen?" Überrascht von der Frage, lässt Brooklyn seinen Stift auf das Papier sinken. "Ich hoffe auf ein Stipendium für ein College in Los Angeles."

Stimmt, er ist Captain des Football Teams der Schule. "Ich versuche meine Bewerbung möglichst früh wegzuschicken, denn im Frühjahr beginnt die Auswahl für die Stipendien." Ihn interessiert das meiste, was mit Schule zu tun hat, nicht wirklich und deshalb freue ich mich für ihn, dass er weiß, was er später machen möchte.

Football spielen kann er echt gut und ich bin zuversichtlich, dass er einen Stipendium dafür bekommt. "Und du?"

"Ich werde in Berlin Literatur studieren", antworte ich.

"Also gehst du wieder zurück nach Deutschland", stellt Brooklyn fest.

Ich nicke zögerlich. "So sieht der Plan aus." Daraufhin muss er schmunzeln. "Gibt es eigentlich eine Sache, für die du keinen Plan hast?"

Ich gucke in die Luft und tue so als müsste ich über die Antwort nachdenken. "Nein, ich glaube nicht", erwidere ich schließlich und wir müssen beide grinsen.

Gegen frühen Abend falte ich die Picknick Decke zusammen und Brooklyn und ich machen uns auf den Weg zurück. "Ich muss gleich zum Football Training", sagt er, während wir auf dem Schotterweg aus dem Park laufen.

Unsere Schultern berühren sich währenddessen leicht und jedes Mal fährt mir ein Kribbeln durch meinen Bauch.

Doch das versuche ich gekonnt zu ignorieren, denn wir haben uns zwar geküsst, doch mich Hals über Kopf zu verlieben, passt mir einfach nicht in meinen Krempel.

"Training für das Spiel gegen die Phantoms?", frage ich und er nickt. Dank der Schülerzeitung weiß ich, dass es die beste Football highschool Mannschaft Los Angeles' ist, gemeinsam mit den Blue Dragons, bei denen Brooklyn Captain ist.

Seit Jahren ist dieses Spiel zwischen den zwei Teams das Highlight jeder Saison, denn es ist immer ein Kopf an Kopf Rennen, wer von ihnen gewinnt. "Dann sehe ich dich ja wieder beim Cheerleading", er wackelt anzüglich mit den Augenbrauen.

Promt bleibe ich stehen und haue ihn mit der flachen Hand gegen die Schulter.

"Man Brooklyn." Dieser lacht nur und sein Lachen ist immer so ansteckend, dass ich selbst nach wenigen Sekunden mit einsteige. "Aber jetzt mal im Ernst. Ich bin eigentlich ganz froh, dass du mich zum Cheerleading geschleift hast. Abigail hasst mich zwar nach unserer kleinen Auseinandersetzung noch mehr, als davor, aber sonst macht es Spaß."

Und ich mache etwas Sport, füge ich in Gedanken noch hinzu.

Brooklyn zuckt kurz mit den Schultern. "Wenn man sie besser kennt, ist sie wirklich nett", meint er.

Nett ist zwar nicht das erste Wort mit dem ich sie beschreiben würde, aber okay. Ich glaube immernoch, dass ihr Hass auf mich mehr mit Brooklyn selbst zusammenhängt als er denkt.

Ein zufriedenes Grinsen schleicht sich auf seine Lippen. "Wusste ichs doch, dass du es insgeheim liebst", meint er, auf das Cheerleadering bezogen. Ich verdrehe nur die Augen, lasse ihm aber diesen Gewinn.

Ich will seine Hoffnung doch nicht mit einem Schlag zerstören, da süß dabei aussieht, wenn er sich freut.

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