Im Wohnzimmer angekommen erwarten uns bereits Brooklyns Geschwister und seine Eltern.
Es herrscht ein Klappern von Geschirr, weil jeder jüngeren Kindern versucht, so viel von der selbstgemachten Pizza auf seinen eigenen Teller zu bekommen, wodurch zwischen zwei von ihnen ein kleiner Streit entsteht.
Ich kann es ihnen nicht verübeln. Die Pizzen sehen so lecker aus, dass mir sofort das Wasser im Mund zusammenläuft.
Brooklyns Mutter Pam, die am anderen Tisches sitzt entdeckt mich. "Ihr könnt euch gerne zu uns setzten." Sie deutet auf die zwei leeren Stühle, die neben ihrem stehen. Ich lächle ihr zu und gehe in ihre Richtung, während Brooklyn versucht den Streit zwischen seinen jüngeren Geschwistern zu lösen.
"Nein Luanda, nur weil du älter als Havanna bist, bekommst du nicht doppelt so viel Pizza wie sie. Und Kairo - Mum hat dir extra eine eigene Portion Essen mit Gemüse gemacht. Also leg das Pizzastück zurück auf Havannas Teller."
Ich nehme noch wahr, wie jemand von ihnen dagegen protestiert, wahrscheinlich Luanda, als ich bei Pam ankomme.
"Hi, ich bin Ellie", stelle ich mich für die zwei anderen Personen vor, die mich freundlich angucken. Ich vermute, dass es Brooklyns großer Bruder und dessen Vater ist, womit ich recht behalte. "Ich bin Gabriel und das ist London."
Ich setze mich gegenüber von Brooklyns Bruder. "Vielen Dank nochmal, dass ich heute bei euch essen darf."
"Du hast heute wirklich den perfekten Tag dazu erwischt. Mein Mann und ich teilen uns das Aufpassen auf die Kinder. Freitag ist der einzige Tag, an dem wir beide abends hier sind. London ist eigentlich studieren und heute ist erst der zweite Besuch von ihm im ganzen Semester."
Pam wirft ihrem Sohn einen vorwurfsvollen Blick zu, woraufhin dieser sie nur angrinst.
"Wo studierst du denn?", frage ich London mit ehrlichem Interesse. "An der University of Washington in Seattle."
Ich habe nur grob von dieser Universität gehört, mich aber nie näher damit beschäftigt, weil für mich sowieso feststeht, dass ich nächstes Jahr zurück nach Deutschland gehe und dort studiere.
Doch Londons Begeisterung, mit der er darüber erzählt, ist ansteckend vor allem, nachdem ich zwanzig Minuten später von der riesigen Bibliothek auf dem Campus weiß und, dass es im Winter dort sogar schneit.
"Ich würde mich sehr freuen, wenn ich dich vielleicht in einem Jahr auch dort sehen werde", schlägt London mir vor.
"Ich werde es mir überlegen", erwidere ich und beschließe im Internet darüber zu recherchieren, wenn ich zuhause bin.
"Alles klar. Wenn es nicht klappt, ist es nicht schlimm. Aber wenn doch, sehe ich mein kleines Brüderlein hoffentlich öfter", fügt er in Brooklyns Richtung gewandt hinzu. Dieser zeigt ihm nur den Mittelfinger.
"Ich bin ganz froh, wenn ich deine Visage nicht jeden Tag sehen muss."
"Danke, ich hab dich auch lieb", gibt London nur trocken zurück.
Im nächsten Moment kommt ein Mädchen ins Esszimmer gestapft, die aussieht, als hätte sie gerade einen Nervenzusammenbruch.
"Was ist los?", fragt Pam sie besorgt und umarmt das Mädchen, von dem ich vermute, dass sie Brooklyns Schwester Sydney ist. "Es ist wegen Tyler. Er antwortet seit zwei Tagen nicht auf meine Nachrichten, aber ich habe von einer Freundin erfahren, dass er sich heute mit Mady getroffen hat. Was für eine tolle beste Freundin."
"Komm, iss erstmal etwas mit uns. Morgen sieht die Welt wieder ganz anders aus", versucht Pam sie zu beruhigen. Doch Sydney will anscheinend nichts davon hören.
"Du verstehts das nicht. Er hat mir mein Herz gebrochen." Sie stürmt die Treppe nach oben und direkt danach hört man, wie eine Tür mit einem Knall zufliegt.
Die anderen am Tisch halten für einen Moment inne, essen jedoch direkt danach in aller Seelenruhe weiter, als wäre nie etwas geschehen. Pam bemerkt meinen entgeisterten Blick und zuckt mit den Schultern. "Beziehungsprobleme."
"Nach dem fünften Mal gewöhnt man sich daran. Spätestens Morgen hat sie sich wieder beruhigt", meint Brooklyn, der neben mir sitzt.
Plötzlich spüre ich, wie etwas an meiner Jogginghose zieht. Ich schaue nach unten und entdecke Kairo, der mich schüchtern anlächelt. "Kannst du mit mir spielen?"
"Geh ruhig. Ich räume mit den anderen auf", nimmt Brooklyn mir die Entscheidung ab, weil ich überlegt habe, ob es nicht unhöflich ist, während alle am Tisch sitzen, aufzustehen.
Für die nächsten Zehn Minuten ist es meine Mission mit Kairo und Havanna eine Burg aus Holzblöcken zu bauen. Block für Block setzen wir die Bausteine aufeinander, sodass in der Mitte der Burg ein hoher Turm entsteht.
"Patsch." Wie aus dem Nichts zerstört eine kleine Hand unser gebautes Kunstwerk mit einem Schlag. "Man Kairo, du machst das immer alles, was wir bauen kaputt", kommt es von Luanda, die sich während wir die Bausteine gestapelt haben zu uns gesetzt hat.
Doch Kairo grinst mich mit so einem breiten Lächeln an, dass er mit seinen hellbraunen Locken einfach zu süß aussieht, als dass ich ihm böse sein kann.
~~♡︎~~
Das Treffen mit Brooklyns Familie ist nun eine Woche vergangen. Wir haben es nicht mehr geschafft zu lernen, dafür habe ich den restlichen Abend mit ihnen ein Gesellschaftsspiel gespielt und es hat mir einen riesen Spaß gemacht.
"Venice Beach - ein Muss für Sportbegeisterte wie mich", verkündet mir gerade Brooklyn, als wir auf der breite Straße entlang des Pazifiks spazieren. Ein frischer Wind weht mir durch den Pferdeschwanz, wobei es hier im Vergleich zu Deutschland sehr viel wärmer für Mitte Oktober ist.
"Hier steckst du also immer, wenn du eigentlich in der Schule sein solltest." Brooklyns Gesichtszüge versteifen sich augenblicklich. "Ich habe nie die Schule geschwänzt."
Überrascht davon runzle ich die Stirn. "Aber warum wurdest du dann einmal wegen Fehlstunden verwarnt", frage ich und erinnere mich gut an den Tag, an dem Kayla und ich auf ihn gewartet haben und ich mit Brooklyn danach zur Bibliothek gefahren bin.
"Es ist nie so, dass ich nicht in der Schule bin, weil es mir so viel Spaß macht, im Unterricht zu fehlen. Vor etwas mehr als einem Monat war Manila krank. Richtig krank. Für zwei Wochen lag sie mit Fieber im Bett und das Einzige, was der Arzt gesagt hat war, dass sie sich ausruhen muss. Meine Eltern haben zwar versucht sich ein paar Tage frei zu nehmen, London war studieren und deshalb habe ich meistens auf sie aufgepasst", erklärt er.
"Oh, das wusste ich nicht", sage ich, als wir weiter die Straße entlanglaufen. "Ich habe es auch niemandem erzählt, außer dir. Viele würden meinen Eltern unterstellen, dass sie sich zu wenig um mich und meine Geschwister kümmern. Doch ich weiß, dass sie alles aufgeben würden, damit es uns gut geht."
Es ist traurig, aber wahr, dass ich vermutlich genau diese Sichtweise über Pam und Gabriel hätte, wenn ich sie nicht persönlich vor einer Woche kennengelernt hätte.
Ich kann verstehen, weshalb Brooklyn alle im Glauben darüber lässt, dass er der unnahbare, coole Typ ist, der sich für keinen außer sich selbst interessiert, obwohl genau das Gegenteil der Fall ist.
"Brooklyn", rufe ich ihn aufgeregt, nachdem wir etwa zehn Meter weiter gelaufen sind. Dieser dreht sich verwundert zu mir.
"Können wir bitte mit dem Riesenrad dort hinten fahren? Und mit der Achterbahn dort?" Ich deute auf den kleinen Freizeitpark am Santa Monica Pier, der nicht weit entfernt ist. "Eine Fahrt auf dem Riesenrad? Natürlich, worauf warten wir noch", erwidert er lächelnd.
Wie auf das Stichwort schnappe ich mir seine Hand und laufe mit ihm in Richtung Freizeitpark. Ich liebe Freizeitparks.
Doch ich komme nicht weit, denn neben mir ragt großes Poster in die Höhe und ich bleibe abrupt davor stehen.
Du wolltest schon immer deinen Traum als Singer-Songwriter wahrwerden lassen? Dann ist die Audition am Santa Monica Pier deine große Chance. Wir zählen auf Newcomer wie dich.
~~♡︎~~
Oh man, ich will eigentlich nicht, dass dieses Buch bald zu Ende ist :(
Aber wie auch immer. Wie hofft ihr, endet die Story?
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Show Me Life
Teen Fiction"𝘐𝘤𝘩 𝘸𝘦𝘵𝘵𝘦 𝘮𝘪𝘵 𝘥𝘪𝘳, 𝘥𝘢𝘴𝘴 𝘥𝘶 𝘦𝘴 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘴𝘤𝘩𝘢𝘧𝘧𝘴𝘵, 𝘮𝘦𝘪𝘯 𝘗𝘳𝘰𝘨𝘳𝘢𝘮𝘮 𝘥𝘳𝘦𝘪 𝘔𝘰𝘯𝘢𝘵𝘦 𝘭𝘢𝘯𝘨 𝘥𝘶𝘳𝘤𝘩𝘻𝘶𝘻𝘪𝘦𝘩𝘦𝘯." "𝘋𝘶 𝘸𝘦𝘪𝘴𝘴𝘵 𝘢𝘣𝘦𝘳 𝘴𝘤𝘩𝘰𝘯, 𝘥𝘢𝘴𝘴 𝘪𝘤𝘩 𝘣𝘪𝘴 𝘫𝘦𝘵𝘻𝘵 𝘢𝘭𝘭�...