25 | "Ellie?"

29 3 45
                                    

Unregelmäßig trommeln meine Schuhe auf dem, noch nassen, Asphalt.

Es hat noch nicht einmal eine Sekunde gedauert, bis ich realisiert habe, dass der Ohrring zu Abigail gehört.

Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass er nur aus Zufall in der Bettritze gelandet ist. Es hätte mir von Beginn an klar sein sollen, dass die Beziehung zu Brooklyn nichts Ernstes ist. Zumindest nicht für ihn.

Denn warum sonst sollte er mit ihr in einem Bett sein? Sicherlich nicht um darin zu kuscheln. Dabei fällt schließlich kein Ohrring ab.

Wie ich aus dem Haus gekommen bin, kann ich mich nur noch verschwommen erinnern. Es muss wohl an den Tränen liegen. Aber dass ich weine ändert nichts daran, dass ich unglaublich wütend bin. Auf Brooklyn und vor allem auf Abigail. Doch wenn ich ehrlich bin, am meisten auf mich selbst.

Wie konnte ich nur jemals denken, dass diese Beziehung etwas besonderes wäre? Dass Brooklyn mit mir zusammen sein will? Ich wusste von Anfang an, dass er mir Ärger bereitet. Aber trotzdem habe ich nicht auf meinen Rat gehört, mich von ihm fernzuhalten.

So, wie ich alle meiner eigenen Regeln breche, wenn ich in seiner Nähe bin.

Und das habe ich nun davon. Ich habe es mir selbst zuzuschreiben, dass Brooklyn mir etwas bedeutet und es mir so viel ausmacht, wenn ich nur daran denke, dass er mit Abigail rummacht.

Die Tatsache, dass ich nach meiner überstürzten Flucht keine Idee habe, wo ich jetzt hin kann, hilft mir dabei auch nicht weiter.

Genauso, wie meine immer noch nassen Haare, die mir beim Rennen ins Gesicht klatschen. Meine Ausdauer ist genauso gering wie am Schuljahresanfang, da hat selbst das Cheerleader Training nicht viel geholfen.

Deshalb bleibe ich auf der Straße stehen. Ich bin gerade dabei mir einen Plan zurechtzulegen, was ich nun am Besten mache, als ich Schritte höre. Genauer gesagt Schuhe, die sehr schnell rennen. "Ellie?", ruft mich eine viel zu vertraute Stimme.

Ich antworte Brooklyn nicht, doch ich mache auch keinen Versuch weiter zu rennen. Besorgnis macht sich auf seinem Gesicht breit, als er mich sieht. Warum sollte er sich Sorgen um mich machen, wenn es ihm doch egal ist, ob er unsere Beziehung zerstört?

"Ist alles okay?", fragt er mich. Ich antworte ihm wieder nicht, sondern hole den Ohrring aus der Hosentasche seiner Jogginghose. "Den habe ich in deinem Zimmer gefunden. In deinem Bett."

Meine Stimme klingt dabei so, wie ich gerade wahrscheinlich aussehe. So, als hätte ich die letzten 5 Minuten mit nichts anderem als Weinen verbracht.
Was leider auch stimmt.

Doch diese Traurigkeit wandelt sich jetzt zu Wut um.

"Wann hattest du mir eigentlich vor erzählen, dass du etwas mit Abigail hast?" Ich balle meine Hände fest um diesen verfluchten Ohrring, sodass meine Knöchel weiß hervortreten. "Vor oder nach dem Abendessen mit deiner Familie? Oder nein, am besten während dem Essen. Wenn alle anderen mithören können."

Erkenntnis macht sich auf Brooklyns zu voriger verwirrter Miene breit. Er bewegt sich einen Schritt in meine Richtung. "Ellie, hör mir bitte kurz zu." Seine Hände wandern zu meinen Schultern, doch bevor sie diese erreichen können, weiche ich zurück.

"Nein", sage ich möglichst entschlossen, obwohl ich spüre, wie meine Augen anfangen zu brennen.

"Ich glaube du verstehst nicht. Der Vorfall verletzt mich mehr, als er sollte. Du bedeutest mir mehr, als du solltest. Das macht mich fertig."

"Glaub mir, ich verstehe es mehr, als du es dir vorstellen kannst."

Seine Hände umschließen meine eigenen sanft und diesmal weiche ich nicht zurück. Meine verkrampfte Faust um den Ohrring, löst sich. Ich habe nicht mehr bemerkt, wie sehr ich daran festgehalten habe. Mit einem leisen Platschen fällt dieser in eine Pfütze unter uns.

Show Me LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt