5 | Three months

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Am nächsten Tag habe ich gleich in der ersten Stunde Mathe. Der Klassenraum ist schon ziemlich voll, als ich reinkomme und ich setze mich deshalb an einen Tisch in der vordersten Reihe, der noch frei ist. Das macht mir nichts aus, es wäre sowieso meine erste Wahl gewesen.

Als ich mich zu meiner Schultasche beuge, um mein Mathebuch rauszuholen, verschaffe ich mir einen kurzen Überblick, wer alles mit mir im Kurs befindet und stelle fest, dass auch Brooklyn mit seiner Clique hier ist. Er hat sich anscheinend einen ganzen Fanclub aufgebaut, denn neben seinem Tisch stehe noch fünf weitere Personen. Sowohl Jungs als auch Mädchen. Er ist hier anscheinend ziemlich beliebt.

Gerade erzählt er irgendetwas und macht große Gesten mit seinen Händen. Sein Fanclub hängt förmlich an seinen Lippen und er genießt die Aufmerksamkeit auch noch.

Was für ein Angeber.

Ich werde bei dem analysieren von ihm und seinen Anhängern unterbrochen, als unser Mathelehrer ins Klassenzimmer reinstürmt. Unter seinem Arm hält er seine Aktentasche. "Guten Morgen alle miteinander", ruft er uns gut gelaunt zu.

Ich bin ziemlich froh, dass er anscheinend motiviert ist, denn das ist wenigstens besser als bei meinem alten Lehrer, der immer halb im Unterricht eingeschlafen ist.

"Für alle die es noch nicht mitbekommen haben, wir haben eine neue Schülerin, die seit gestern hier an der Rosa-Parks High ist und die ich heute hier begrüßen darf. Stell dich doch mal kurz vor", sagt er und schaut mich dabei freundlich an. Ich lächle zurück und versuche darauf zu achten, dass es nicht allzu gequält aussieht.

Präsentationen und weiteres vor der Klasse zu halten, gehört zwar zum Unterricht dazu und ich mache es auch relativ häufig, um eine bessere mündliche Note zu bekommen. Aber das bedeutet nicht, dass ich es mag. Vor der Klasse zu sprechen ist schon immer eine der Dinge, die ich im Unterricht nicht so toll finde.

"Hi, ich bin Ellie und komme aus Deutschland", stelle ich mich etwas schüchtern vor. "Achso und ich bin übrigens Mr. Smith. Gut", er klatscht in die Hände, "nachdem wir das geklärt haben, machen wir weiter mit dem Unterricht. Diese Stunde gibt es eine Partnerarbeit."

Er ruft immer zwei Leute auf, die sich dann zusammensetzen sollen, um die Aufgaben zu machen.

Die Namensliste, von der er die jeweiligen Schüler auswählt, ist alpabetisch geordnet und deshalb wundert es mich nicht, dass Brooklyn der letzte in der Reihe ist.

"Ah Ellie, du stehst noch nicht auf der Liste, wie lautete denn dein Nachname?" "Lindner", antwortete ich ihm. Mit einem Bleistift, der hinter seinem Ohr war, krizelt Mr. Smith meinen Namen auf das Blatt Papier, das vor ihm auf dem Pult liegt.

"Perfekt", murmelt er. Das finde ich jetzt nicht, denn Ordnung scheint wohl nicht seine größte Stärke zu sein, aber irgendwie finde ich ihn sympathisch.

Zumindest bis er sagt, wer für diese Stunde mein Arbeitspartner sein wird. "Du wirst mit Brooklyn zusammenarbeiten."

"Super, ich freue mich schon", sage ich mit einem übertrieben Lächeln und drehe mich langsam zu diesem um.

Danach schiebe ich meinen Stuhl gegenüber von seinen Tisch und schlage mein Mathe Buch auf der vorgegeben Seite auf. Aha, es geht also um Funktionen, zwar nicht mein Lieblingsthema, aber es sollte machbar sein. Brooklyn auf der anderen Seite des Tisches räuspert sich. Erschroken schaue ich von meinem Heft auf. Ich war anscheinend ziemlich in die erste Aufgabe versunken.

"Hey, wie heißt du nochmal?", beginnt er eine Unterhaltung "Elaina oder Ellen?", fragt er mich.
"Nichts von beiden. Ich heiße Ellie", stelle ich klar.
"Ah, also Elizabeth."
"Nein, Ellie", betone ich.
"Das kann ich mir sowieso nicht merken also", er denkt kurz nach, "nenne ich dich einfach little El."
"Weil du doch so klein bist", fügt er hinzu.

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