20 | "Wait"

36 3 62
                                    

Mein Körper fällt nach rechts gegen eine unbequeme Wand. Danach wird es ruhig. Grummelnd versuche ich mich in eine gemütliche Position zu legen, was sich als schwierig herausstellt, weil ich auf einem Sitz bin.

"Lass mich weiterschlafen," murmele ich zu wem auch immer hier bei mir ist, denn ich höre ein Schauben an meinem linken Ohr. Langsam öffne ich meine Augen und sehe, dass Brooklyn versucht sich ein Lachen zu verkneifen.

Genervt verdrehe ich sie, lehne meinen Kopf ans Fenster und versuche das Dröhnen in meinem Kopf zu verdrängen.

"Guten Morgen little El. Gut geschlafen?" Brooklyn drückt auf das Gaspedal, weil wir gerade an einer Ampel warten mussten. "So gut, wie noch nie davor in meinem Leben," erzähle ich ihm, meine Stimme vor Ironie triefend.

"Perfekt. Freut mich, dass die Stunden in diesem Luxusmobil so erholsam waren." Jetzt ist es an meiner Zeit zu lächeln.

Wir fahren weiter durch die immer noch anhaltende Nacht. Ein Blick auf die Uhr am Navi sagt mir, dass es 5:04 ist. Also habe ich gute drei Stunden geschlafen. Viel zu wenig für meinen Geschmack. Aber wenn ich einmal wach bin, dauert es etwas, bis ich müde genug bin, wieder einzuschlafen.

"Wolltest du mich nicht nach Hause bringen?", frage ich ihn mit verschlafener Stimme. "Schon, aber ich weiß nicht, wo du wohnst und du bist direkt im Auto eingeschlafen, da wollte ich dich nicht wieder wecken," erklärt er mir.

"Aber wenn du schon wach bist, können wir auch gleich frühstücken gehen, bevor ich dich zurück bringe," biete er mir an. "Nur, wenn dir das wirklich nichts ausmacht. Ich meine, ich will dir nicht zur Last fallen oder so. Du hast eh schon viel für mich getan, dass du mich einfach so mit nach Hause nimmst." Ich will nicht, dass er sich zu etwas verpflichtet fühlt.

"Nein, das geht schon klar," erwidert er bestimmt. "Gut, dann können wir das machen."

Den Kopf am Fenster gelehnt beobachte ich die vereinzelten Straßenlaternen, die an uns vorbei ziehen und wie helle Sterne in der Nacht scheinen.

Ich glaube, jeder von uns hängt seinen eigenen Gedanken nach, bis Brooklyn sich räuspert. "Ich hoffe du weißt, dass das nicht der einzige Grund ist, warum ich mit dir frühstücken gehe, oder?"

Erstaunt blicke ich zu ihm. "Ich will mich damit entschuldigen, dass ich die letzten Tage so ein Arsch war."

Nach einigen Sekunden fährt er fort. "Du hattest Recht, mit den, was du gesagt hast. Ich bin eifersüchtig auf Luke. Und auch das, was Abigail meinte war richtig. Ich muss immer zu dir gucken. Es ist wie eine Kraft, die mich dazu zwingt. Aber jedes Mal hoffe ich, dass du nicht zurückschaust. Denn wenn du das tust, bin ich wie gefangen und kann nicht mehr wegsehen. Und das macht mir Angst. Ich habe Angst davor, was passiert, wenn wir uns näher kommen und mehr Zeit miteinander verbringen. Glaub mir, du weißt nicht, wie oft ich versucht habe, mich von dir fern zu halten. Aber es klappt nicht." Er senkt seine Stimme.

"Ich kann es nicht." Der Satz kommt nur flüsternd von ihm und ist doch der, der am lautesten in meinem Kopf nachhallt.

Ich muss schlucken und schließe für einen kurzen Moment meine Augen, überwältigt davon, was er mir gesagt hat. Vorsichtig schaue ich zu ihm. Sein Blick ist starr auf die Straße gerichtet und ich weiß genau, dass er Angst vor meiner Reaktion hat.

"Und ich hoffe du weißt, dass es mir genauso geht", gebe ich leise zu. Jetzt dreht er seinen Kopf langsam zu mir und ich erkenne so etwas wie Erleichterung in seinen Augen.

Mein Bauch fängt an zu knurren. Ich beobachte, dass Brooklyn schmunzeln muss und sich danach wieder auf die Straße konzentriert. "Wird wohl Zeit, dass wir etwas zum frühstücken für dich finden."

Show Me LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt