Außer Puste bleibe ich vor einem grauen, kleinem Laden an einer Straßenecke stehen.
17:46 sagt mir mein Handy. Mist, eine Minute zu spät.
Bevor ich eintrete, betrachte ich kurz mein Spiegelbild in einem der großen Schaufenster und ziehe meinen, zu Beginn des Tages noch strengen Pferdeschwanz zurecht.
Für ein besonderes Outfit ist jetzt keine Zeit mehr, aber zum Glück habe ich mir in der Umkleide eine hellblaue, fast schon weiße Bluse und eine dreiviertel lange Jeans mit Sneakern angezogen. Ich denke, dass sollte halbwegs angemessen bei einem ersten Treffen aussehen.
Mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen betrete ich das Geschäft und ein Glöckchen, das an der Tür befestigt ist klingelt, als ich die Tür öffne.
Überall, wo ich hinschaue sind Schallplatten. Die meisten liegen mit ihrer Verpackung in Kisten und sind wahrscheinlich zum Verkaufen da. Ein paar wurden bunt oder mit dem Sänger dazu bemalt und hängen an den Wänden.
Während ich mich umschaue, hebt ein Mann, den ich davor noch nicht gesehen habe, seinen Kopf hinter der Theke mit der Kasse hervor.
Er sieht schon etwas älter aus, vielleicht so fünfundsechzig, hat zerzauste, schulterlange Haare und einen Vollbart.
Durch seine zerrissene schwarze Jeans, das ebenfalls tiefschwarze T-Shirt, was unter seinem runden Bauch etwas spannt und die vielen Tattoos, die ich, zumindest auf seinen Armen sehen kann, wirkt er etwas unheimlich. Für ein Heavy Metal Outfit fehlt nur noch eine schwarze Lederjacke. Oder eine Pistole, dann sähe er aus, wie ein Mafia Boss.
Hätte er mich jetzt nicht mit einem breiten Lächeln angelächelt, wäre ich wahrscheinlich schon längst schreiend weggerannt.
"Ah, du musst die neue Verkäuferin sein." Seine tiefe Stimme klingt warm und freundlich.
"Ja genau", sage ich zaghaft, immer noch von seiner Erscheinung eingeschüchtert. Nachdem ich im zickzack durch die ganzen Plattenregale gelaufen bin und vor ihm stehe, ziehe ich eine Kopie meines Zeugnisses des letzten Jahres aus meiner Tasche.
"Ach", winkt er ab "das brauchst du hier nicht." Etwas erstaunt sehe ich zu ihm. Das hier ist der erste Job, den ich habe, denn in Deutschland hatte ich keine Zeit dafür und ich dachte, dass das alles viel strenger ablaufen würden.
Wie ich es kurze Zeit später feststelle ist es das hier überhaupt nicht der Fall.
Bob, so heißt der Besitzer des Ladens, gibt mir eine kurze Anleitung, was ich hier genau machen soll, nämlich Kunden bedienen, Platten abstauben und Regale auffüllen.
Also eine ziemlich einfache Aufgabe.
Aber das Beste an diesem Job ist, dass hier ein Plattenspieler steht. "Darf ich?", fragend schaue ich zu Bob und deute auf eine neben dem Plattenspieler liegende Schallplatte, die ich davor noch nicht beachtet habe.
Aber als ich jetzt zu ihr schaue und lese, welche es ist, kreische ich kurz los.
Bis ich bemerke, dass die zwei anderen Leute in dem Geschäft mit einem merkwürdigen Blick zu mir starren.
Huch.
Dass musste aber kurz sein, denn das ist meine absolute Lieblingsplatte. Let it be von den Beatles.
Dieses Lied hat mich seit meiner Kindheit mein ganzes Leben begleitet und hilft mir auch heute noch, wenn ich mir mal wieder den Kopf wegen eines völlig unwichtigen Problems zerbreche.
Auch Bob wirft mir wegen meinem kurzen Schrei einen entgeisterten Blick zu. Hoffentlich werde ich jetzt nicht gefeuert wegen. So einen Grund gibt es bestimmt.
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Show Me Life
Teen Fiction"𝘐𝘤𝘩 𝘸𝘦𝘵𝘵𝘦 𝘮𝘪𝘵 𝘥𝘪𝘳, 𝘥𝘢𝘴𝘴 𝘥𝘶 𝘦𝘴 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘴𝘤𝘩𝘢𝘧𝘧𝘴𝘵, 𝘮𝘦𝘪𝘯 𝘗𝘳𝘰𝘨𝘳𝘢𝘮𝘮 𝘥𝘳𝘦𝘪 𝘔𝘰𝘯𝘢𝘵𝘦 𝘭𝘢𝘯𝘨 𝘥𝘶𝘳𝘤𝘩𝘻𝘶𝘻𝘪𝘦𝘩𝘦𝘯." "𝘋𝘶 𝘸𝘦𝘪𝘴𝘴𝘵 𝘢𝘣𝘦𝘳 𝘴𝘤𝘩𝘰𝘯, 𝘥𝘢𝘴𝘴 𝘪𝘤𝘩 𝘣𝘪𝘴 𝘫𝘦𝘵𝘻𝘵 𝘢𝘭𝘭�...