16 | Shopping

34 4 44
                                    

Gemeinsam gehen wir am nächsten Tag lachend, weil Kayla mir eine Kindheitserinnerung von ihr und Abigail erzählt, durch die Drehtür in ein überlaufenes Einkaufszentrum. "Am besten wir gehen zuerst ein Kleid kaufen, damit wir den Rest aufeinander abstimmen können."

"Klaro", antworte ich und folge Kayla, die zielstrebig an vielen verschiedenen Läden vorbeiläuft. Sie muss schon sehr oft hier gewesen sein, dass sie sich auf den zwei Etagen so gut zurechtfindet.

Nachdem wir in mindestens drei oder vier Geschäften waren, in denen ich kein schönes Kleid gefunden habe und auch Kayla an allen etwas bemängelt hat, trotte ich hinter ihr in einen weiteren Laden und steuere direkt auf die Umkleidekabinen zu.

Zum Glück ist noch eine frei und ich lasse mich auf den kleinen Hocker, der darin steht, fallen. Puh, endlich sitzen. Die letzten zwei Stunden waren der Horror.

Ich bin die ganze Zeit mit Kayla herumgeirrt, die mir alle möglichen Kleider angedreht hat, die anscheinend gut zu meiner Haar- und Augenfarbe passen.

Sie ist, im Gegensatz zu mir, voll in ihrem Element. So auch, als sie gerade in meine Kabine herein gestürmt kommt, mit einem ganzen Stapel verschiedener Kleider auf ihrem Arm. "Okay, also hier eines, was gut zu deinem Hautton harmoniert, einmal ein schlichtes, süßes Cocktailkleid, ein Etui Kleid. Die Schnittmuster davon stehen dir bestimmt gut und..." Sie stoppt ihren Redeschwall, als sie bemerkt, dass ich keinen Plan habe, worüber sie spricht.

"Wie auch immer, sag mir Bescheid, wenn du eins anprobiert hast." Wie schafft sie es so motiviert zu sein?

Nickend versuche ich den Vorgang der Umkleide zu schließen, wobei mir ein paar der Kleider auf meinem Arm aus der Hand rutschen. Wütend starre ich sie an, damit sie sich von selbst an den Haken hängen, was sie leider nicht tun. Ich seufze. Dann muss ich das wohl selbst machen.

Ein paar Minuten später ziehe ich den Vorhang wieder auf, ein schwarzes etwas längeres Kleid tragend, wovon ich nicht ganz so überzeugt bin, was man mir wohl ansieht.

"Ich würde jetzt sagen 'Lächeln', aber dein Outfit sieht aus, als würdest du gleich zu einer Beerdigung gehen. Das ist nichts für eine Party. Also das Nächste", meint auch Kayla dazu.

Ich schlurfe zurück, ziehe das Kleid an und will den Reißverschluss schließen, der aus irgendeinem Grund nicht zu gehen will, als ich in den gegenüberliegenden Spiegel gucke. Wow. Das ist erste Kleid bei dem ich sagen kann, dass es wirklich schön ist.

Der Stoff fühlt sich seidig an und weitet sich ab der Taille zu einer Art Rock, der bis zu den Oberschenkeln fällt. Von der dunkelblauen Farbe würde Kayla bestimmt sagen, dass es zu meinen dunkelblonden Haaren passt und dieses mal muss ich ihr wirklich recht geben.

Ich zurre weiter an dem Reißverschluss, bis ich beschließe lieber damit aufzuhören, das Kleid soll schließlich nicht kaputt gehen.

"Kayla, kannst du mal kommen?", rufe ich sie verzweifelt. "Ich bin schon da", kommt sie herein und schlägt die Hände vor den Mund. "Das ist das perfekte Kleid für dich."

Zustimmend nicke ich, froh darüber, dass sie dasselbe darüber denkt wie ich. "Das Problem ist nur, dass es mir nicht passt."

"Darüber musst du dir keine Sorgen machen. Ich hole dir eins in einer Größe größer. Ich bin gleich wieder da."

Also ziehe ich das Kleid aus und setze mich wieder auf den Hocker, um auf sie zu warten. Und ich warte, lange. Als sie nach fünf Minuten immer noch nicht aufgetaucht ist, fange ich an, mir langsam Sorgen zu machen.

In meinem Kopf habe ich mir schon alle möglichen schlimmen Szenarien ausgemalt, die ihr passiert sein könnten, inklusive Erstickung an dem Kleid, das sie für mich holen will, weil es von oben auf sie fällt, sie sich darin verheddert und als Folge davon erwürgt wird.

Show Me LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt