16. Vogue

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Dieses Mal wartete ich seine Antwort nicht ab, sondern setzte mich sofort hin, um möglichst schnell in der Masse an Journalisten unterzutauchen. Am liebsten wäre ich im Boden versunken.

Silver zog eine Augenbraue hoch.

»Nein, für meinen Schuh gab es keine Muse«, antwortete er trocken und knapp. Er schien diese Frage auch für unangebracht zu halten. Er warf mir einen genervten Blick zu, so als hätte ich das absichtlich gemacht.

Nun war der Host nicht mehr zu stoppen und sie beendete die Pressekonferenz. Die Leute auf der Bühne verließen diese über Stufen, welche zum Raum für die Zuschauer führte. Ich versuchte mich, zu Silver durchzukämpfen, doch die Masse an Reportern versperrten mir den Weg.

Ich winkte ihm zu und rief Silvers Namen, doch er bemerkte mich nicht. Ein Gefühl beschlich mich, dass er es auch nicht bemerken wollte, denn ein paar Journalisten neben ihm drehten sich bei meinem Rufen um.

Nachdem Silver den Raum über die Seitentüre verlassen hatte, gab ich es auf ihm zu folgen und schwamm mit dem Strom durch die Haupttüre.

Draußen angekommen blickte ich mich um, doch ich konnte Silver nirgends entdecken. Daher beschloss ich, vor dem Hotel Ausschau nach ihm oder seiner Managerin zu halten.

Obwohl ich mir einbildete Silver einen Moment lang gesehen zu haben, traf ich dort keinen an. Allerdings lief ich dem Mann, welcher mir das Headset gegeben hatte, über den Weg. Er schien eine Nachricht für mich zu haben, doch ich verstand nicht, was er mir versuchte, zu sagen.

Schlussendlich drückte mir der mittlerweile genervte Mann ein Stück Papier in die Hand, auf welcher eine Adresse stand.

»Silver!« Er zeigte mit einem Finger auf die Adresse.

Ich runzelte die Stirn. Ich sollte allein zu dieser Adresse fahren?

Soweit ich wusste, hatten wir es von der Pressekonferenz bis zum Interview nicht eilig. Hätte er nicht die paar Minuten auf mich warten gekonnt?

Nun gut, wie auch immer. Ich winkte mir ein Taxi heran und ließ mich zur Adresse auf dem Papier bringen. Dabei erhielt ich einen FaceTime Anruf von Jenny.

»Wie du lässt dich jetzt von Veranstaltung zu Veranstaltungen schleppen?«, fragte sie mich ungläubig. Ich nickte nüchtern.

»Wow, also wenn du mich fragst, hört sich das nach einem Vorwand an, mit dir Zeit verbringen zu können.« Ich hörte, wie Jenny einen Schluck trank. Da sie gerade im Auto saß, schätzte ich, dass sie wie immer einen Starbucks-Coffee in der einen Hand hielt.

Ich verzog ungläubig mein Gesicht. »Wieso sollte er das wollen? Schon vergessen, wir hassen uns. Außerdem hat er mich gerade allein bei der Pressekonferenz zurückgelassen.«

Jenny ließ sich nicht beirren. »No, no, no er wollte bestimmt sehen, ob er dir wichtig genug ist, und du ihm hinterherfährst.«

Ich seufzte. Jennys Fähigkeiten, in jede Kleinigkeit etwas hinein zu interpretieren war zwar beachtlich, aber selten hilfreich.

»Ich glaube eher, dass er sauer war wegen den Fragen, die ich ihm stellen musste.«

»Ist er solch eine Dramaqueen?«

Ich lachte auf. »Ja, ja das ist er.«

»Mademoiselle, nous sommes arrivés«,teilte mir der Taxifahrer mit.

Ich verabschiede mich von Jenny, musste ihr aber versprechen viele Fotos zu machen und sie weiterhin auf den Laufenden zu halten.

Bis jetzt hatte ich befürchtet, dass mir Silver eine falsche Adresse gegeben hatte, doch ich machte mir umsonst Sorgen. Das wusste ich, da über der Tür ein großes Vogue-Schild hing und mir signalisierte, dass ich am richtigen Ort war.

Sweet Revenge in Paris | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt