41. neue Bleibe

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Wir standen vor einer massiven Doppeltür, welche mit goldenen Ornamenten geschmückt war. Das sollte also mein neues Zimmer sein. Die Tatsache, dass es im zwölften und somit obersten Stock lag und einen ganzen Flur für sich alleine hatte, ließ mich rätzeln, wer hier im Normalfall nächtigte.

Ich holte die besondere Zimmerkarte hervor und warf noch einen wartenden Blick zu Silver. Er nickte Richtung Tür und drängte mich, sie endlich zu öffnen. Auch Silver schien gespannt zu sein, was uns erwartete.

Ohne weiter zu zögern hielt ich die Karte auf den Sensor, das Schloss entriegelte sich und die Doppeltür schwing auf. Ohne eine Sekunde abzuwarten, trat Silver hatig ein und ließ mich verdutzt im Flur stehen. Hatte er sich gerade vor mich ins Zimmer gedrängt? Ich schüttelte genervt den Kopf und überdrehte meine Augen, bevor ich auch eintrat.

Mit großen Augen sah ich mich um und auch Silver öffnete bereits neugierig alle Türen und blickte in die verschiedenen Zimmer. Im Eingangsbereich begrüßten einen gleich zwei Türen. Eine führt zu einem begehbaren Kleiderschrank, die andere in ein Bad, das größer als mein Zimmer zu Hause war. Daneben befand sich eine weit offene Wohnfläche mit der Küche links, gefolgt von dem Essbereich und einem Wohnbereich mit vier großen Sofas und einem Fernseher. Obwohl die Einrichtung elegant mit vielen Braun- und Goldtönen war, zierte moderne Kunst die Wände, welche ich nicht ganz verstand. Mit Philippes Apartment war diese Suite natürlich nicht zu vergleichen, doch machte sie mit ihren vier Schlafzimmern, drei Badezimmern, einen Fitnessraum und zwei kleine Büros keinen schlechten Eindruck auf Silver und mich.

Seitdem wir die Suite betreten hatten, schwieg Silver eisern. Nur hin und wieder tönte ein beeindrucktes Pfeifen von ihm durch die Räume. »Ich finde, ich sollte hier wohnen und du in meinem Zimmer bleiben«, schlug Silver aus dem Nichts mit ernster Miene vor.

Ich rümpfte die Nase, unsicher, ob er es ernst meinte. »Das kannst du vergessen«, zügelte ich ihn sogleich.

»Na gut, dann zieh ich mit dir hier ein.« Silver verschränkte seine Arme stur, doch ich konnte nicht anders als lauthals aufzulachen. Ungläubig starrte er mich an. »Wenn ich auch hier bin, kann ich wenigstens sichergehen, dass Philippe nicht eine zweite Karte hat und hier plötzlich auftaucht.«

Mein Lachen verstummte und verwandelte sich in einen verwirrten Gesichtsausdruck. »Du wolltest mich doch loswerden. Wieso willst du jetzt auf einmal mit kommen?«, fragte ich.

»Die Tatsache, dass du gestern bei Philippe geschlafen hast und jetzt hier auf seine Kosten logierst, gefällt mir nicht. Was, wenn er plötzlich ankommt und einen Gefallen oder Gegenleistung von dir einfordert?« Silver verschränkte seine Arme störrisch.

»Silver, du bist verrückt. Philippe ist ein Freund. Er würde so etwas niemals von mir verlangen«, wies ich ihn in die Schranken.

»Der Playboy Philippe Vinci würde nicht einer hübschen Frau ein eigenes Zimmer besorgen, damit er sie ungestört besuchen kann? Du bist zu naiv, Sophie!«, warf mir Silver entschlossen an den Kopf, den ich nur schütteln konnte. Ich kannte Philippe noch nicht lange, doch war mir unsere Freundschaft ans Herz gewachsen. Ja, sein Ruf würde anderes verlangen, doch ich war mir sicher, dass er mir helfen wollte. Keine andern Hintergedanken.

»Ich möchte, dass du jetzt verschwindest«, fordere ich Silver auf und zeige zur noch geöffneten Eingangstür. Ich hatte keine Lust mehr, mich mit seiner penetrante Art herumzuschlagen.

Silver machte keine Anstalten zu gehen. Mit aufeinandergebissenem Kiefer wendete er den Blick ab und sein markanter Kieferknochen warf einen langen Schatten über Silvers Hals. »Wenn das so ist, dann viel Spaß mit Philippe. Komm aber nicht angekrochen, wenn sich herausstellt, dass er doch nicht dein großer, starker Held ist«, knurrte er, doch bewegte sich keinen Schritt Richtung Tür.

Sweet Revenge in Paris | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt