43. Ein Tag in Paris

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Am nächsten Tag konnte ich in Frieden ausschlafen. Die letzten Tage wachte ich stets bei Silver im Bett auf, auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie ich dort gelandet war. Es war beinahe befremdlich ein Zimmer bzw. eine Suite für mich alleine zu haben. Ich erwischte mich dabei, wie ich die Stille mit Selbstgesprächen versuchte zu füllen. Vergebens, denn ich fühlte mich nach wie vor in dieser großen Suite verloren. Zum Glück würde mich Philippe in ein paar Minuten abholen und ich konnte mich endlich ablenken.

Kaum hatte ich den Gedanken zu Ende gefasst, ertönte ein harmonischer Dreiklang durch die Suite. Es war die Klingel, welche mich über den Besuch informierte und sogleich um die Freigabe der Tür bittet. Die Anfrage auf dem kleinen Tablett neben der Tür bestätigte ich und sogleich spazierte Philippe gut gelaunt durch die offene Tür. Es war das erste Mal, dass ich ihn nicht im Anzug sah, doch auch an seinem freien Tag kleidete er sich elegant doch legerer als sonst. »Guten Morgen. Wie war die erste Nacht in deinem eigenen Zimmer?«

Ich lächelte ihn glücklich entgegen. »Ganz wunderbar. Besser als ich es mir erträumt hätte.«

Philippe schaute sich um. Kritisch musterte er die moderne Kunst an den Wänden. Durch den Besuch bei ihm zu Hause wusste ich ja, dass der moderne Stil nicht seinen Geschmack traf. »Ich hatte gehofft, dass sie dir die Royalsuite geben, aber na gut.«

»Hör schon auf«, tadelte ich ihn. »Das hier ist mehr als genug.« Wild wedelte ich mit den Armen umher, da ich Angst hatte, dass er bereits die nächste Beschwerde bei der Hoteldirektorin plante.

Sein versteifter Gesichtsausdruck lockerte sich und ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. »Wenn du glücklich bist, bin ich es auch. Bist du bereit für einen ablenkungsreichen Tag?«, fragte er galant und reichte mir eine große, weiße Papiertüte mit schwarzen Satinbändern.

Verdutzt blickte ich auf die luxuriöse Tüte. »Was ist das?«, fragte ich skeptisch. Wenn mir Jenny solche Papiertüten in die Hand drückte, bedeutete es, dass sie einen Abstecher ins Nobelviertel zu den Designerläden gemacht hatte.

Philippe hingegen zuckte nur mit den Schultern. »Für dich. Mach es auf«, forderte er mich auf, einen Blick hinein zu werfen. Nicht weniger beunruhigt nahm ich die Schlaufen aus Satin in die Hand. Ich wollte nur kurz von außen den Inhalt inspizieren, doch wurde mein Blick von weißem Füllmaterial gestört. Ein weiteres Indiz dafür, dass sich etwas Luxuriöses darin befand.

Mit einem Seufzer ergab ich mich und holte ein schwarzes Stück Stoff hervor. Es war ein sommerlicher Jumpsuit in Weiß mit asymmetrischen Cut-Outs, welche jedoch durch ein durchsichtiges Material verschlossen wurden. Ungläubig starre ich zu Philippe, als ich das Etikett sah. Cristian Dior.

»Philippe, das ist zu viel. Das geht echt nicht...«, stotterte ich nicht wissend, ob ich das Geschenk annehmen konnte oder nicht. Doch Philippe lächelte nur amüsiert von der Überforderung in meinen Augen.

»Keine Sorge, ich habe es nicht extra für dich gekauft. Es stammt aus dem PR-Paket von Dior. Du kannst es also mit gutem Gewissen annehmen.« Er grinste. »Außerdem brauchst du es heute. Keine Sorge, ich habe kein ganzes Restaurant gemietet, aber es wird doch etwas exklusiver.«

Ungläubig konnte ich nicht anders, als den Kopf zu schütteln. »Wie zur Hölle soll ich ein normales Leben führen, wenn du und Jenny mich die ganze Zeit in eure Luxusszene hineinschleppt?«, fragte ich mit einem dankbaren Lächeln auf den Lippen.

»Jenny Lee?«, fragte Philippe neugierig und ich witterte meine Gelegenheit, sie ihm näher bekannt zu machen. Anscheinend wusste er bereits, dass sie die Tochter von Logan Lee war.

Ich nickte enthusiastisch. »Ja, meine beste Freundin. Ihr seid euch gar nicht so unähnlich«, bemerkte ich am Rande.

»Vielleicht verstehen wir uns deswegen so gut. Können wir dann?«, fragte er mich, ohne weiter auf Jenny einzugehen. Da wir den Tag miteinander verbrachten, würde ich noch genug Gelegenheiten haben, über Jenny zu sprechen, also stimmte ich zu, zog mir den Jumpsuit an und wir machten uns auf den Weg.

Sweet Revenge in Paris | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt