18. Kleid und Tränen

360 26 24
                                    

Als wir das Gebäude betraten, vernahm ich sogleich den Geruch von Luxus. Ich könnte beim besten Willen nicht beschreiben, wie man Luxus riechen konnte, aber ich tat es in diesem Moment.

Ich hatte eigentlich eine Boutique erwartet mit vielen Kleiderstangen, doch wir befanden uns in einem hohen leeren Raum aus Marmor. Außerdem stützten den Raum zwei massive Steinsäulen. Am Ende des Saals war zwischen zwei Gängen eine große Treppe, welche zu einer Art Balkon führte. Die Wände waren nur sporadisch mit Bildern oder Lampen dekoriert, was eine mysteriöse Stimmung erzeugte. Das Einzige, das dem Raum etwas Farbe gab, war der rote Teppich, welcher sowohl zur Treppe als auch zu den zwei Gängen führte.

Nachdem wir die große Tür geöffnet hatten, kam uns schon eine gut gekleideten junge Frau entgegengelaufen.

»Welcome, accueil chaleureux! Sie müssen 'err Silver sein? Rischtig?« Silver nickte. Er war wieder in die Rolle des professionellen Fußballers geschlüpft.

»Ihre Managerin ist bereits 'ier. Sie können mir Ihre Jacke geben und dann diesen Teppich folgen.« Sie wies mit einer Hand auf den Teppich, welcher zum linken Gang führte. Silver zog sein Jackett aus und legte es auf den Arm der Frau. Er ging, ohne ein Wort zu sagen, in die Richtung zum linken Gang.

Auch ich entschied mich, die Jacke meines Chanel Kostüms abzulegen. Immerhin war es heiß draußen und ich war froh, es zumindest für eine kurze Zeit loszuwerden.

Die Frau kam in meine Richtung und ich wollte ihr meine Jacke reichen, doch anders als erwartet gab sie mir Silvers Jacke. »Die Garderobe ist da drüben. Die erste Tür links«, sagte sie immer noch mit einem Lächeln.

Ich schaute sie mit verwirrter Miene an. »Umm, ich ... Ich bin nicht...«, stammelte ich und die Frau reagierte peinlich berührt.

»Oh, dann sind Sie nicht Mister Silvers Assistentin?«, fragte sie mich mit einer Hand vor dem Mund und mit weit aufgerissen Augen. Sie hatte mir sogleich die Jacken wieder abgenommen.

»Nein, sie ist nur faul. Lassen Sie sie ihre Arbeit machen«, schrie Silver, ohne sich umzudrehen, zu uns rüber. Seine Stimme hallte im leeren Raum.

Auf dem Gesicht der Frau machte sich Erleichterung breit. »Oh da bin ich ja beruhigt.« Sie legte mir die Jacken wieder auf den Arm. »Wie gesagt, die erste Tür links.«

Ich nickte immer noch starr vor Verwirrung und blickte der Frau nach, wie sie Silver mit kleinen Schritten hinterherrannte.

Ich schüttelte meinen Kopf.

Was zu Hölle!

Mit verächtlichem Schnauben legte ich die Jacken zurecht und ging Richtung Garderobe. Nochmals würde ich mich allerdings nicht von Silver rumkommandieren lassen. Immerhin brauchte er mich, genauso wie ich ihn, um diesen Tag zu überstehen.

Nachdem ich meine Jacke ordentlich aufgehangen hatte und Silvers lediglich in die Ecke des Raumes geschmissen hatte, stieß ich wieder zu den anderen. Silver trug bereits einen schicken dunkelblauen Anzug mit passender Fliege und betrachtete sich zufrieden im Spiegel.

»Wie immer ausgezeichnete Arbeit. Ich habe nichts auszusetzen, nur die Ärmel könnten etwas weiter sein. Was sagst du?« Er schaute zu Olivia, welche entspannt gegen den Spiegel gelehnt war.

»Ja, finde ich auch, aber sonst schaust du super aus.« Die Frau von vorhin nickte und verschwand mit Silver in einem anderen Raum.

Olivia hatte sich nun zu mir gedreht. »Ah, du bist hier. Schau Mal.« Sie ging zu einem Kleiderständer an dem mehrere Kleider hingen. Sie nahm ein hellblaues Kleid mit einer Art Korsett heraus und hielt es nach oben, damit ich es ansehen konnte.

Sweet Revenge in Paris | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt