34. Illusion

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Silver hatte bemerkt, wie ich zögerte. Er schien jedoch nicht überrascht zu sein. Sein Gesichtsausdruck würde plötzlich nüchtern und er atmete enttäuscht aus.

»Du verschwindest jetzt zu deinem Date, oder?« Er stand auf und zog sich sein Shirt wieder an. Direkt bereute ich meine Entscheidung zu zögern.

»Erstens ist es kein Date und zweitens weißt du, dass ich-«, begann ich zu erklären, doch Silver unterbrach mich.

»Schon klar, Sophie.« Ausdruckslos ging er an mir vorbei zur Tür. »Ich geh nachfragen, ob sie für dich endlich ein eigenes Zimmer haben.«

Verdutzt starrte ich ihn an und wollte nach seinem Handgelenk greifen.

»Was? Nur weil ich jetzt nicht mit dir schlafen werde, schmeißt du mich raus?« Ich gab ein unsicheres Lachen von mir, in der Hoffnung, dass er scherzte. Jedoch sah mich Silver nicht einmal an.

Ich rüttelte an seinem Arm und endlich drehte er sich wieder zu mir um. Sein Enthusiasmus von vorhin war wie ausgelöscht.

»Hier geht es nicht um Sex, Sophie. Es geht um uns.« Er hatte seine Augenbrauen streng nach unten gezogen.

»Ich bin ja bald zurück. Jetzt sei nicht so«, bat ich mit einem verängstigten Lächeln. Ein beklemmendes Gefühl der Angst erfüllte mich, als mir bewusst wurde, dass meine Handlung etwas zerstört haben könnte.

Trotz dieser Sorge fand ich, dass seine Reaktion überzogen war. Ein Hauch von Verunsicherung spiegelte sich in meinen Augen wider, als ich seine zunehmenden Zorn beobachtete. Ich konnte nicht glauben, wie aufbrausend er sein konnte, wenn etwas nicht seinem Willen folgte.

»Nichts wird zwischen Philippe und mir passieren, okay?«, versicherte ich Silver, doch er lachte nur ungläubig auf.

»Das interessiert mich doch gar nicht, Sophie.«

Verwirrt blickte ich ihn an. »Was stört dich dann an ihm? Er ist nett und ich mag es, Zeit mit ihm zu verbringen.«

Erneut lachte Silver höhnisch auf. »Hörst du nicht, wie du über ihn sprichst? Philippe ist so nett und großartig. Ich mag ihn wirklich total gerne. Ich fühl mich so wohl bei ihm! blabla«, äffte er mich nach. Abgesehen davon, dass ich das nie gesagt hatte, verstand ich immer noch nicht, worauf er hinaus wollte. Hatte Silver nicht zuvor gesagt, dass ihn Philippe nicht interessierte?

»Was willst du damit sagen?« Ich warf ihm einen verständnislosen Blick zu und wurde langsam ungeduldig.

»Egal mir wem du redest, du sprichst nur gut von Philippe. Mir ist egal, dass du ihn so toll findest. Mich stört nur, dass du nie so über mich redest ... Egal ob du mit Niki oder mit Olivia sprichst ... Du vergisst nicht, zu erwähnen, wie sehr ich dich nerve und du mich verabscheust!«

Ich begann langsam zu verstehen, worauf er hinaus wollte, konnte seine Gründe jedoch nicht nachvollziehen. Ja, ich hatte in den letzten Tagen mit diesen Worten über ihn gesprochen, doch konnte er mir das jetzt nicht ernsthaft vorhalten.

»Bis vor ein paar Tagen war das auch so. So war unser Verhältnis zueinander. Aber das ist nun alles anders.« Erneut machte ich einen Schritt auf ihn zu, doch er wich zurück.

Silver lachte auf. »Es hat sich kaum was verändert ... Wir können nicht einmal zueinander sagen, dass wir uns vermissen, ohne uns zu schämen. Wenn wir nicht gerade rummachen, streiten wir uns. Wenn es ernst wird, machen wir einen Rückzieher.« Es wurde still. Geschockt ließ ich meinen Blick zu Boden fallen.

Er hatte Recht. Wir hatten eine negativ behaftete Vergangenheit und dass wir uns jetzt gut verstanden, war unnatürlich. Zumindest war das meine Interpretation. Silver schien eine andere Sicht der Dinge zu haben.

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