33. im Himmel

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Wenn ich die Wahl hätte, würde ich die letzte Nacht niemals enden lassen. Ich gäbe alles dafür, in Silvers Armen zu liegen, seinen Herzschlag zu fühlen und seine Berührungen zu spüren. Doch bald würde dieses Verlangen vergehen und die Nacht wie ein Fiebertraum in meinem Gedächtnis abspeichern: Zu schön, um wahr zu sein, zu absurd, um die Realität zu werden.

Schwer erhoben sich meine Augenlider und verschlafen blickte ich auf die leere Bettseite neben mir. Im Halbschlaf schaute ich mich im düsteren Zimmer um, doch von Silver fehlte jede Spur. Vermutlich hatte er Training. Ich kniff meine Augen zusammen und warf einen Blick auf die Uhr an der Wand.

»Shit!« Erschrocken sprang ich aus dem Bett.

Es war bereits zehn Uhr und laut meinem Ordner traf ich heute einen Politiker, welcher extra in Paris einen Zwischenstopp einlegte, um mit mir über seine Geschäfte mit J&K Holdings zu sprechen.

»Wie konnte ich das nur vergessen?«, schrie eine Stimme in meinem Kopf. Ich wollte mich bereits rechtfertigen, doch dann fiel mir ein, was Logan gestern gesagt hatte. Ich sollte den Kopf unten halten. Alle Termine wurden abgesagt.

Ein Bein steckte bereits in einem Hosenbein, als ich das realisierte. Beruhigt ließ ich mich wieder aufs Bett fallen und vergrub mein Gesicht in der Bettwäsche. Dabei roch ich Silvers Deo, was mich sofort schmunzeln ließ. Erneut nahm ich einen tiefen Atemzug.

»Es ist schwer, auszusprechen, also lass uns alles vergessen und einfach nichts sagen.«

Was Silver letzte Nacht zu mir sagte, hatte sich tief in mein Gehirn gebrannt. Mein Leben lang hatte ich immer versucht, alles zu verstehen, doch genau das stand jetzt zwischen Silver und mir.

Genervt schlug ich gegen die Matratze. Obwohl alles gut zwischen uns lief, irgendwann müssten wir über unsere Gefühle reden und dann würden wir wieder streiten. Doch vielleicht konnten die Dinge zwischen uns anders werden. War ich da zu optimistisch? Immerhin änderten sich Menschen nicht.

Leider hatte ich genügend Zeit, über diese Frage nachzudenken, denn ich verbrachte den Tag auf unserem Zimmer ohne große Aufregung und mit viel Delivery Food. Den Kopf unten halten, war sterbenslangweilig.

Am Nachmittag telefonierte ich mit Freunden und Familie in Kanada und buchte mir sogar eine Gesichtsmaske mit Massage im Hotelspa. Mit dem weißen Bademantel, einem großen Handtuch über meinem Haar und einer Sonnenbrille wurde ich unsichtbar für die Reporter, welche in jeder Ecke Wache hielten. Nach dem gestrigen Statement hatten viele das Hotel verlassen, dennoch überhörte ich einige Gespräche über ›Silvers Neue‹. Silvers Neue zu sein, brachte mich regelmäßig zum Schmunzeln und ich musste mich bemühen, uninteressiert zu wirken, wenn Angestellte des Hotels neben mir tratschten.

Ich hatte Silver den ganzen Tag nicht gesehen. Das große Spiel rückte immer näher, weshalb das Team beinahe rund um die Uhr trainierte. Ich begann mich für das Geschäftsessen mit Philippe fertig zu machen, doch je später es wurde, desto unwohler wurde mir dabei.

Ich wollte mich nicht mit Philippe treffen. Ich wollte hier bei Silver bleiben.

»Reiß dich zusammen, Sophie!«, befahl ich mir im scharfen Ton. Ich hatte mir mein hellblaues Cocktailkleid angezogen und meine Haare waren ebenfalls fertig.

»Wovor willst du dich zusammenreißen?«

Erschrocken wirbelte ich herum. Es war Silver und mein Herz begann sofort zu tanzen. Einen Moment lang suchte ich nach einer bissigen Bemerkung, doch ich entschied mich einfach für die Wahrheit.

»Ich versuch dich nicht zu vermissen, wenn du weg bist«, antwortete ich selbstsicher. Hatte ich das gerade wirklich gesagt? Ich beobachtete Silver. Auch er schien irritiert, jedoch glücklich.

Sweet Revenge in Paris | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt