44. einfach weg

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Ich wollte nicht wegen dem, was ich gesehen habe, weinen, doch die ständig wiederkehrenden Bilder von Silver und Olivia eng umschlungen machten es nicht einfach trockene Augen zu bewahren. Stets wiederholte sich die Szene am See und bei jedem Mal fügte mein Kopf weitere Details hinzu.

Die Art und Weiße, wie er ihr aus dem Bot geholfen hatte. Er war so vorsichtig dabei, so behutsam. Er hielt ihre Hand, so als wollte er sie nie loslassen. Dabei sah er so glücklich aus. Fast so glücklich, wie er sich leicht zu ihr neigte, als sie zusammen lachten.

Hatte er da versucht, sie zu küssen? Könnte es sein, dass sie sich küssten, bevor sie aus dem Boot stiegen? All diese Fragen schwirrten durch meinen Kopf und ich wusste nicht mehr, was ich mir einbildete und was wirklich geschehen war.

Nach dem Aufeinandertreffen mit Silver brachte mich Philippe direkt zurück ins Hotel. Er hatte noch vorgeschlagen, etwas Essen zu gehen, doch weder hatte ich Hunger, noch Lust erneut auf das glückliche Pärchen zu treffen. Philippe riet mir, mich mit Silver zu treffen und darüber zu sprechen, doch hatte ich bis jetzt noch nicht den Mut Silver gegenüber zu treten.

Stattdessen schloss ich mich in meiner Suite ein und wanderte in Gedanken verloren durch die vielen Zimmer. Es half, mich zu beruhigen, doch kullerten nach wie vor vereinzelte Tränen über meine Wangen.

Knapp eine halbe Stunde nachdem ich wieder in der Suite war, klopfte es energisch an meiner Tür, begleitet von einem Sturmklingeln. Alle meine Muskeln spannten sich sogleich an und ich näherte mich der Tür. »Wer ist da?«, fragte ich und versuchte, so selbstsicher wie möglich zu klingen.

»Ich bin es. Olivia. Lass mich rein, Sophie!«, befahl mir die Frauenstimme im scharfen Ton. Ich zögerte. In meinem Kopf spielten sich bereits unendlich viele Szenarien ab, weshalb sie mich aufsuchen könnte. Spätestens als sie erneut begann gegen die Türe zu hämmern, ließ ich sie herein.

Es dauerte keine Sekunde, bis Olivia inmitten des Eingangsbereiches stand und mir wutentbrannte Blicke zuwarf. »War das wirklich notwendig, Sophie?«, wiederholte sie ihre Frage, welche sie mir bereits am See gestellt hatte.

Ich verschränkte die Arme. »Das sollte ich doch euch fragen, oder?«, motzte ich verärgert. Immerhin liefen sie händchenhaltend durch Paris und nicht Philippe und ich.

Olivia schüttelte daraufhin nur den Kopf. »Du meinst, ob es notwendig war, Silver zu trösten, damit er überhaupt zum Training gehen kann?«

Sie holte ihr Handy aus ihrer Hosentasche und hielt es auffordernd zu mir hin. »Der neue Star verglüht – zieht Paris Saint German aufgrund schlechter Trainingsleisung das Angebot zurück?«, stand in dicken Lettern geschrieben. Darunter war ein Bild von Silver zu sehen, daneben ein rot durchgestrichenes Logo von PSG.

»Er ist drauf und dran seine Karriere in den Sand zu setzten.« Olivia klang verzweifelt. »Wenn er morgen bei dem Finale nicht abliefert, dann war's das«, sagte sie nachdringlich und hielt mir ihr Handy noch näher zur Nase.

Schließlich schob ich ihre Hand weg und schüttelte verständnislos den Kopf. »Ich verstehe nicht, warum ich an seiner schlechten Leistung schuld sein soll.« Es ging ja nicht an mir vorbei, dass unsere Streitereien Einfluss auf uns hatte, doch konnte er das schlecht mir in die Schuhe schieben.

Olivia lachte ironisch auf. »Ich bitte dich, Sophie. Ich weiß nicht, was zwischen euch vorgefallen ist, aber wenn Silvers Leistung nicht besser wird, dann verlieren wir alle unseren Job!« Sie kam immer näher und legte verzweifelt ihre Hand auf meinen Oberarm.

Ich ließ mich davon jedoch nicht erweichen. »Es tut mir wirklich leid, dass Silver anscheinend Probleme hat, aber ich kann nichts dafür, dass wir zwei einfach nicht kompatibel sind«, rechtfertigte ich mich.

Sweet Revenge in Paris | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt