42. Alternative

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Es wurde keine hohe Position ausgeschrieben, doch war diese fair entlohnt und sprach genau meine Fähigkeiten und Interessen an. Philippe dachte anscheinend, dass mich eine solche Stelle mehr interessieren würde als die Director Position bei J&K Holdings. Unrecht hatte er damit nicht. Die Position inkludiert neben der guten Entlohnung auch eine Jahreskarte der Pariser Metro und eine Membership im firmeneigenen Fitnessstudio.

Mein Blick schweift zu dem großen Stapel Papier daneben. Wäre das meine Zukunft? Reiche Männer dazu bringen, Verträge zu unterschreiben und sie dann an Logan weiterzuleiten? Ich seufzte und trug den Invesitionsvertrag ins Büro, wo ich ihn bei einem Drucker einscannen konnte. Egal, ob ich mich für oder gegen J&K Holdings entschied, diesen Vertrag hätte ich schon gestern an Logan senden sollen.

Kurze Zeit später meldete sich der Vorsitzende telefonisch bei mir. »Sehr gut gemacht, Sophie. Ich hatte nichts anderes erwartet«, verkündete er stolz über das Telefon. Ich bedankte mich und erzählte vom Abendessen. Natürlich ließ ich Details aus. »Sehr gut, du wirst mit Philippe weiter zusammenarbeiten müssen, also Pflege deine Beziehung zu ihm gut.« Seine Stimme wirkte höchst zufrieden.

»Ja, Sir«, antwortete ich knapp.

»Es freut mich, dir zu verkünden, dass deiner Beförderung nichts mehr im Weg steht. Auch die Situation mit Silver hast du gut gelöst, was die anderen Direktoren überzeugt hat. Ich musste aber versprechen, dass du mit ihnen übernächsten Sonntag Golf spielen gehst.« Logan lachte amüsiert.

»Okay«, antwortete ich stumpf. Eigentlich hätte ich einen Luftsprung machen sollen, doch löste meine Beförderung zum Rookie Director kein Glücksgefühl in mir aus.

Meine wenig enthusiastisch Antwort stimmte auch den Vorsitzenden Lee stutzig. »Freust du dich nicht?«, fragte der Vorsitzende verwundert.

»Doch!«, kam es reflexartig wie aus der Pistole geschossen, jedoch bereute ich meine Antwort sogleich und besserte sie aus: »Es ist nur, dass ich ein bisschen nachgedacht habe und gerne etwas wissen würde, bevor ich Zusage«, verkündete ich unsicher.

»Wer bei diesem Angebot Fragen stellen muss, scheint nicht zu kapieren, wie einmalig diese Gelegenheit ist. Nun gut, fahre fort Sophie!«, forderte mich Logan auf. In seiner Stimme konnte ich Hohn hören. Ihm gefiel nicht, dass ich ihm nicht metaphorisch zu Füßen fiel und das Angebot unter Freudentränen annahm.

»Warum ich? Ja, ich bin jung und extrem unterqualifiziert für diese Stelle.« Mit Spannung erwartete ich Logans Antwort.

Dieser ließ mich jedoch ein paar Sekunden warten, bis ich eine Antwort erhielt. Er räusperte sich und erklärte: »Was ist das für eine Frage? Ich habe dir doch erklärt, wie das ablaufen wird. Als Rookie Director erhältst du eine spezielle Ausbildung. Vor allem wirst du Kontakte knüpfen und lernen, welche Aufgaben ein Director hat.« Man merkte die Ungunst in seiner Stimme.

»Wird das so wie mit Philippe?« Ich schluckte einen Kloß herunter. Ich wollte mich nicht bei Männern einschleimen, damit Logan seine Verträge bekam. Bei Philippe ging das gut, doch das bedeutete nicht, dass andere genauso nachsichtig sein werden, wenn sie nicht das bekamen, was sie wollten.

»Natürlich, das bedeutet es Kontakte zu knüpfen.« Logan wurde lauter. »Sag mir nicht, dass du dich davor zierst mit alten Männern Golf zu spielen? Sie werden dich vergöttern und dir jeden Wunsch erfüllen, wenn du mit den Wimpern klimperst. Der reinste Traum für so ein junges Mädchen wie dich.«

Dass Logan nicht einmal bemerkte, was mich an seiner Aussage stutzig werden ließ, war schon fast ironisch. Silver und Philippe hatten beide Recht. Der Job war es nicht wert, meine ganze Jugend, Freizeit und Würde zu opfern. Logan war definitiv niemand, dem ich vertrauen könnte.

Sweet Revenge in Paris | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt