35. ein weiters Angebot

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Es war tatsächlich Philippe, welcher mich verwirrt anstarrte. Als sich unsere Blicke trafen, brachen wir kurz darauf in Gelächter aus und ich merkte, wie die Last der letzten Minuten von mir abfiel. Es tat so gut nach dem Streit mit Silver wieder zu lachen.

»Wusste ich es doch!«, freute ich mich.

Philippe hielt sich beschämt die Hand vor die Augen. »Du hast mich erwischt, Sophie. Was hat mich verraten?«

»Hmm, der Sportwagen und der Zettel mit Evans passten nicht wirklich zusammen«, antwortete ich. Gespielt verärgert schlug sich Philippe auf sein Bein. »Sacre bleu! Dabei hab ich mir so viel Mühe gegeben!«

Ich lachte erneut auf. »Aber du bekommst die Note A for afford!«

Philippe kratzte sich verlegen hinter dem Ohr.

»Wie auch immer. Bist du bereit für einen unvergesslichen Abend?«, lenkte mich Philippe ab. Ich nickte und wir fuhren zu einem Restaurant in der Innenstadt. Die Begrüßungsfloskeln verstummten bald und ich beobachtete das abendliche Paris aus dem Auto heraus. Dabei ließ ich meine Gedanken schweifen, ohne mich zu sehr auf Silver zu fokussieren. Dennoch schien mich alles an ihn zu erinnern, sodass ich regelmäßig einen Kloß im Hals herunterschlucken musste.

Wortlos fuhr Philippe den Sportwagen. Ab und zu spürte ich seinen Blick auf mir, doch ging ich nicht weiter darauf ein. Nach einer Weile bog Philippe rechts auf eine Nebenstraße und fuhr vor den Eingang eines alten Gebäudes. Die Fassade wurde von goldenen Scheinwerfern in Szene gesetzt und strahlte puren Luxus aus.

Kaum war der Wagen zum Stehen gekommen, eilten zwei ältere Männer im feinem Anzug zum Auto und öffneten die Türen, sodass wir aussteigen konnten. Überrascht von der ungewohnten Begrüßung bedankte ich mich und sah unsicher zu Philippe, welcher gerade dem Mann seinen Autoschlüssel aushändigte. Ich war solche Sonderbehandlungen nicht gewohnt.

Wir schritten durch eine große Glastüre, welche mit einem verschnörkelten Gitter gesichert war.

Drinnen waren die Wände und Decken Pech schwarz, doch jedes Möbelstück war weiß. Aufgebrochen wurde dieses Schema mit einzelnen goldenen Elementen, wie Kerzenständer und Essbesteck. Je weiter wir in das Gebäude vordrangen, desto überraschter war ich, dass wir die einzigen Gäste zu sein scheinen. Ein Kellner im eleganten Frack führte uns in den zweiten Stock auf eine Galerie, von der wir das restliche Restaurant überblicken konnten.

Philippe bat mir einen Stuhl an und ich setzte mich mit einem Lächeln hin. Interessiert beobachtete ich das Dekor. Es war wirklich schön hier, doch, obwohl ich gutes Essen riechen konnte und die Kerzen der Tische funkelten, störte mich etwas. Der Saal war wie leergefegt. Wie konnte ein solch luxuriöses Restaurant während der beliebtesten Zeit menschenleer sein?

»Wie kann das Restaurant in so einer schönen Gegend überleben, wenn nur wir hier essen?«, fragte ich Philippe und er grinste zufrieden.

»Du hast gerade ein Problem mit Reportern, oder?«

Ich nickte und sagte mit reichhaltig Sarkasmus in der Stimme: »Ja, also hast du deswegen das ganze Restaurant gebucht.« Ich lachte amüsiert auf, doch Philippe behielt sein entspanntes Grinsen.

»Ja, hab ich.«

Mein Lachen verschwand und ich blickte ihn nun entgeistert an. »Was? Wirklich?«

»Ja, natürlich«, verkündete er, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, »Allerdings bist du mir jetzt eine Erklärung schuldig. Seit wann bist du berühmt?«

Ich hatte bereits erwartet, dass er im Laufe des Abends über dieses Thema sprechen wollte, doch hatte ich gehofft, er würde bis zum Dessert warten.

Meine Miene verdunkelte sich, doch ich zwang mich zu einem Lächeln. »Ja, die letzten Tage waren ... turbulent.« Drei Kellner kamen zu unserem Tisch und servierten Wein, von welchem ich sogleich einen großen Schluck trank.

Sweet Revenge in Paris | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt