40. ein interessanter Aufzug

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Am nächsten Morgen wurde ich sanft von den Klängen des Pariser Morgenverkehrs geweckt. Zugegeben, Vogelgesang wäre mir lieber gewesen, doch die Aussicht entschuldigte den Lärm.

Verschlafen setzte ich mich auf und gähnte. Die Sonne fiel durch das große Fenster und kitzelte auf meiner Haut. Ich schloss noch kurz meine Augen und nahm einen tiefen Atemzug.

Danach schaute ich mich um und stellte überrascht fest, dass von Philippe weit und breit die Spur fehlte. Auf dem kleinen Beistelltisch lag ein hellblauer Briefumschlag, auf welchem mein Name fein säuberlich geschrieben stand. Ich öffnete ihn vorsichtig und zog ein Blatt Papier heraus.

Guten Morgen Sophie, ich hoffe, du hast so gut geschlafen wie ich! Sorry, dass ich dich alleine zurücklasse, aber du hast so friedlich ausgesehen und ich wollte dich nicht wecken. Da ich dich nicht verabschieden kann, habe ich dir eine Liste erstellt, wie du zum Hotel kommst. Schritt eins: Geh in die Küche und iss. Ich hab dir mein Spezialfrühstück gekocht. Es ist nichts großartiges, aber ich hoffe, dir schmeckt es.

Philippe hatte für mich gekocht? Ich legte den Brief zur Seite, um das Geschriebene zu überprüfen. Ich sprang vom Sofa auf und eilte zum Küchentisch. Tatsächlich fand ich dort einen schön geschmückten Frühstückstisch. Ich setzte mich an den Tisch und nahm mir ein Croissant, welches bereits mit Butter und Konfitüre bestrichen war.

Dazu gab es frischen Orangensaft und allerlei Früchte. Philippe hatte nicht untertrieben, als er meinte, er liebte Früchte. Es mag nicht viel gewesen sein, doch da ich morgens nie sonderlich großen Hunger hatte, wurde ich satt und somit bereit für meine Reise zurück ins Hotel.

»Zurück zu Silver«, erinnerte mich eine leise Stimme in meinem Kopf, doch ich ignorierte sie.

Ich räumte das Geschirr in den Geschirrspüler und hinterließ eine Notiz auf einem kleinen Stück Zeitungspapier. ›Danke! Ich hätte mir kein besseres Frühstück vorstellen können!‹

Ich widmete mich wieder dem Brief, um die weiteren Schritte von Philippes Survival-Plan zu erfahren.

Schritt 2: An dem kleinen Kasten neben der Eingangstür gibt es einen Knopf mit einem gelben T. Wenn du diesen drückst, wird ein Taxi gerufen, das dich dann zum Hotel fahren kann. Natürlich kannst du auch woanders hin. Die Welt steht dir offen.

Wie Philippe es beschrieben hatte, fand ich neben der Tür besagten Knopf. Da das Taxi jede Minute kommen könnte, versicherte ich mich schnell, ob ich alle meine Sachen eingepackt hatte.

Dabei fiel mir auf, dass mein blaues Cocktailkleid nirgends zu sehen war. Nachdem ich gestern geduscht hatte, hatte ich erfolglos versucht, die Weinflecken raus zu waschen, und hatte es anschließend zum Trocknen aufgehangen. Am Handtuchständer war es jedoch nicht mehr.

Ich gab das Suchen auf und entschloss, den Brief weiter zu lesen. Wie sich herausstellte, hätte ich das schon früher tun sollen, denn gleich im nächsten Satz fand mein Kleid Erwähnung.

Schritt drei oder eine Info: Ich hab dein Kleid in meine Reinigung gebracht. Es sollte heute Nachmittag bei dir im Hotel ankommen.

Ich bezweifelte, dass man das Kleid noch retten konnte, doch wusste ich Philippes Einsatz zu schätzen. Ein dankbares Lächeln huschte über meine Lippen.

So das war es für's Erste. Ich hoffe, du hast einen schönen Tag und dass wir uns bald wiedersehen. Vergiss nicht, dass ich immer für dich da bin.

Dein guter Freund Philippe!

Ich lächelte glücklich. Philippe hätte eine simple Textnachricht auf mein Handy schicken können, doch er hatte sich die Zeit genommen, einen Brief zu schreiben. Vorsichtig faltete ich das Blatt Papier und steckte es zurück in den Umschlag. Dieser kam in meine Tasche, wobei ich sicherstellte, dass er nicht zerknitterte.

Sweet Revenge in Paris | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt