29. zweite Chancen

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Mit einem gezwungenen Lächeln nahm ich den Anruf an und stellte auf Lautsprecher, um Silver mithören zu lassen. Da es gerade morgens in Kanada war, wollte ich den Vorsitzenden einen schönen Morgen wünschen, doch dazu kam ich nicht. Gleich nachdem ich abgehoben hatte, dröhnte die kräftige Stimme von Logan Lee aus dem Handy.

»Sophie! Was soll das? Ich wache auf und muss lesen, dass sich die Vertreterin meiner Firma mit dem Mannschaftskapitän vergnügt!? Was hast du dir gedacht?«

Er schrie so laut, dass ich sogar die Lautstärke leiser machen musste.

»Umm... Ich...«, stammelte ich und sah hilflos zu Silver. Der Vorsitzende ließ mir keine Zeit, Worte zu finden.

»Kannst du dir auch nur im geringsten vorstellen, was das für J K Holdings bedeutet? Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis sie herausfinden, dass du für mich arbeitest. Wie konnte ich nur glauben, dass ein so naives Mädchen wie du solch einer Aufgabe gewachsen wäre? Du hast mich wirklich maßlos enttäuscht, Sophie!« Ich ließ den Kopf hängen und stützte mich mit einer Hand ab.

»Ich ... weiß. Es tut mir leid.« Meine Stimme zitterte. Das war's dann mit der Beförderungen zum Rookie Director. Ich hatte es wirklich vermasselt.

»Dir tut es leid?! Ich hoffe dir ist klar, welche Konsequenzen das mit sich ziehen kann. Und dann auch noch Silver ... Hättest du wenigstens deinen Charme bei Philippe einsetzen können? Das hätte uns von Nutzen sein können.«

Ich sagte nichts mehr, doch Silver neben mir konnte nicht mehr still sein.

»Was soll das denn bitte heißen? Hätte Sophie mit Philippe schlafen sollen, um Director zu werden?«

Ich signalisierte ihm mit einer Handbewegung den Mund zu halten, doch sein Blick war immer noch feurig auf mein Telefon gerichtet.

Logen lachte. »Ah, wie ich sehe, ist mein Starspieler auch da. Nicht zu trennen, die Verliebten. Wie lange kennt ihr euch? Drei Tage?« Spott lag in seiner Stimme.

»Wir sind kein Paar. Wir sind auch nicht verliebt«, versuchte ich Logan mitzuteilen, »Das ist alles nur ein großes Missverständnis.«

»Na, da bin ich ja gespannt. Ich bitte um eine Erklärung, Miss Evans!«

Ich erzählte dem Vorsitzenden von den letzten paar Tagen. Davon, dass Silver und ich zur gleichen Highschool gingen, dass kein Zimmer für mich frei war und, dass ich Silver begleitet hatte, weil ich Olivia unterstützte. Dabei ließ ich die Story mit dem Foto und die Tatsache, dass wir uns seit der Highschool hassten aus. Silver steuerte bis auf ein vereinzeltes genau oder bestätigende »hm«, nicht viel zur Erklärung bei.

»Und wegen eines akustischen Fehlers konnte ich die Frage des Journalisten nicht verstehen. Die skandalhungrigen Reporter haben meine Zögern völlig aus dem Kontext gerissen.« Gegen Schluss meiner mittlerweile nicht ganz wahrheitsgemäßen Geschichte wurde Silver ganz still und wich meinem Blick aus. Er distanzierte sich von mir, als würde er mit meiner Erklärung der Ereignisse nicht übereinstimmen oder enttäuscht sein.

Als ich meinen Monolog beendet hatte, herrschte für einige Sekunden Stille. Silver und ich tauschten verwirrte Blicke aus.

»Okay.« Logans Stimme klang wieder entspannter, doch war sein Ärger nicht zu überhören. »Ich verstehe, doch sehe ich trotzdem eine Teilschuld bei euch. Silver, du müsstest wissen, wie so etwas in den Augen der Presse aussieht!«

»Sie haben ja Recht ... Es tut mir leid. Das wird nie wieder vorkommen«, antwortete Silver reumütig.

»Nein, das habe ich nicht gesagt«, erwiderte der Vorsitzende scharf, »Schon vergessen, was dein Image ist? Du sollst nicht mit meinen Angestellten in einen Dating-Skandal verwickelt werden. Hast du eigentlich die Nummer der Kronprinzessin von Luxemburg erhalten? Ich musste einige Hebel in Bewegung setzen, um sie zu bekommen, also ...?«

Sweet Revenge in Paris | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt