13. der Morgen danach

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Ich hielt meinen Atem an. Wie war ich im Bett mit Silver gelandet?

Vermutlich war ich in der Nacht aufgewacht und schlaftrunken unter die warme Decke geschlüpft. Wie peinlich. Wenn Silver jetzt aufwachte, benötigte ich eine wirklich gute Ausrede. Wenn er es nicht sowieso schon bemerkt hatte ...

Leise rutschte ich rückwärts aus dem Bett. Die Decke legte ich vorsichtig wieder hin, um keinen Wind zu erzeugen, der Silver aufwecken könnte.

Da ich gestern sehr müde war, hatte ich keinen Gedanken mehr daran verschwendet, mich umzuziehen. Dies kam mir jetzt allerdings ganz recht. Ich hob meine Schuhe auf, nahm meine Tasche und schlich leise Richtung Tür.

Der Boden und die Tür hatten sich jedoch gegen mich verschworen. Bei jedem Schritt knarrten die alten Dielen unter meinen Füßen und die Scharniere der Tür mussten ebenfalls dringend geölt werden.

Als ich unbemerkt im Gang vor unserem Zimmer angekommen war, atmete ich erleichtert auf.

Die Erleichterung verließ mich jedoch sogleich wieder, denn ich blickte in einen Spiegel an der Wand. Meine Haare waren zerzaust, meine Wimperntusche verlaufen und mein Lippenstift hatte sich von meinen Lippen verabschiedet und chillte entspannt auf meinem Kinn.

Zum Glück hatte ich sowohl eine Bürste als auch eine kleine Packung Tücher zum Abschminken in meiner Tasche.

Als ich mir das MakeUp entfernt und meine Haare gekämmt hatte, sah ich wieder menschlich aus, allerdings war von gut lange keine Rede. Um meine Haare zu bändigen, welche die Klimaanlage total struppig gemacht hatte, kämmte ich sie in einen strengen Zopf nach hinten. Meine Augenringe versteckte ich hinter einer großen Sonnenbrille.

Ich konnte nicht glauben, dass ich nun einer der Personen war, die Sonnenbrillen in Gebäuden trug. Bis jetzt hatte ich dafür noch nie Verständnis.

Da heute Sonntag war, hatte ich keinen Termin eingeplant. Ich war also komplett frei und konnte tun und lassen, was ich wollte. Daher beschloss ich, meinen Tag mit einem ausgiebigen Frühstück zu beginnen. Zudem hatte ich gestern Abend das Essen, wie vieles andere auch, übersprungen.

Mein Handy sagte mir, dass es gerade kurz nach Acht war. Ich hatte demnach also volle zehn Stunden geschlafen, was mich aufgrund des Jetlags nicht überraschte.

Da um acht Uhr das Frühstücksbuffet des Hotels eröffnet hatte, beschloss ich, meinen Hunger dort zu stillen. Ich kam in einen großen Raum voller Tische. Wie das ganze Hotel war auch der Speisesaal sehr luxuriös.

Nachdem ich mir etwas Spiegelei, Brot und Würstchen geholt hatte, ließ ich meinen Blick von Tisch zu Tisch wandern und fand rein zufällig Nikis Wuschelkopf in der Menge.

»Niki! Gut geschlafen?«, fragte ich erfreut, als ich an ihrem Tisch angekommen war.

»Guten Morgen, Sophie. Meine Mitbewohnerin schnarcht, aber ich habe tief und fest geschlafen.« Sie signalisierte mir, mich zu ihr zu setzen. »Hat alles geklappt heute Nacht?«, fragte sie ohne Umwege.

Ich zog die Augenbrauen hoch. »Nun ja, also, es stellte sich raus, dass Scott, ich meine Silver, nicht trainieren war ...«

Nun war es Niki, die die Augenbrauen hochzog. »Also die Person im Doppelzimmer ist Silver und er war die ganze Nacht auf seinem Zimmer?«

Ich stimmte ihr mit einem Nicken zu.

Besorgt schlug sie sich ihre Hand auf den Mund. »Aber wo hast du dann geschlafen?«

Ich erzählte ihr von der letzten Nacht, jedoch ließ ich die brisanten Details, wie das Tape oder wo ich heute aufgewacht war, aus. Dennoch erzählte ich ihr von der Spannung zwischen Silver und mir. Niki war die einzige Person in Paris, die ich als Freundin bezeichnen konnte. Mit ihr zu sprechen, tat wirklich gut.

»Also hast du die ganze Nacht am Boden geschlafen, nachdem er dich gebeten hat, nicht wo anders zu schlafen?«, fragte Niki ungläubig und ich nickte erneut.

»Ja, da bekommt Schlafen wie ein Stein eine ganz neue Bedeutung.«

Niki stieß ein ungläubiges Schnauben aus. »Wow, deine Nacht war nicht weniger aufregend, als meine.«

Ich biss ein Stück von meiner Scheibe Brot ab. »Was ist den passiert?«, fragte ich meine neue Freundin.

»Nun ja, ich hab erwähnt, dass ich mit diesem einen Manager nicht wirklich gut kann, oder?«

Ich nickte erneut. »Wieso eigentlich nicht?«, antwortete ich.

»Er ist mein Exfreund.« Ich musste mich bemühen, meinen Kaffee nicht auszuspucken.

»Exfreund?«, fragte ich überrascht.

Niki nickte. »Ja, die Männer habe ich zwar in der Vergangenheit gelassen, allerdings war er meine letzte männliche Beziehung. Auf jeden Fall setzt er seit unserer Trennung alles daran, mir das Leben zur Hölle zu machen.«

»Das erinnert mich ja an Silver und mich in der Highschool.« Ich nahm einen weiteren Schluck Kaffee.

Ich war gespannt zu hören, was heute Nacht bei Niki passiert war, doch leider wurden wir unterbrochen.

»Sophie, hey«, hörte ich jemanden neben mir. Es war Silver. Wie gestern am Flughafen trug er wieder einen sportlichen Anzug.

»Was ist?«, fragte ich nüchtern und bemühte mich, nicht aggressiv zu klingen. Ich warf Niki einen verwirrten Blick zu.

»Nichts. Wollte nur fragen, wie der Boden war. Außerdem, hier die Schlüsselkarte.« Er zog ein flaches Stück Plastik aus seiner Tasche und schob es mir zu. »Du wirst deinen Koffer mit in dein neues Zimmer nehmen, oder?«, fügte er hinzu.

»Oh, ja klar. Danke.« Ich nahm die Schlüsselkarte entgegen und machte keine Anstalten, mich weiter mit ihm zu unterhalten. »Sonst noch was?«, fragte ich nach einer kurzen Weile.

Silver schien kurz zu überlegen. »Nein, vergiss es.« Diese Worte waren anscheinend seine Verabschiedung, denn im nächsten Moment drehte er sich um und ging.

Niki und ich aßen unser Frühstück auf und gingen dann Richtung Rezeption, um nach meinem Zimmer zu fragen. Auf den Weg dorthin erzählte Niki, wie ihr Ex Steven Connelly heute Nacht Lärm aus ihrem Zimmer an der Rezeption gemeldet hatte und sie deswegen dreimal aufgeweckt wurde. »Wow, dein Ex ist ja verrückt.«

Wir durchquerten die Lobby, welche voll mit Gästen, sowie Geschäftsfrauen und Geschäftsmänner waren. Unter ihnen auch Silver, welcher gerade stark gestikulierend mit einem Mann diskutierte.

»Steven ist nicht die einzige verrückte Person in diesem Hotel. Dein Gentleman scheint Verständigungsprobleme zu haben.« Niki klopfte mir auf die Schulter. »Viel Glück!«

Ehe ich mich versah, gab mir Niki einen kleinen Stups, welcher ausreichte, mich einige Schritte Richtung Silver stolpern zu lassen. Dieser und der Mann mit dem er redete, wandten sich mir zu.

»Oui?« Der Mann dachte anscheinend, ich hätte etwas zu sagen.

Ich warf Silver einen fragenden Blick zu. Er zuckte allerdings nur mit den Schultern.

»Gibt es hier ein Problem?« Ich versuchte, seriös zu wirken. Wenn man bedachte, dass ich gerade noch in die Konversation gestolpert war, ein mutiger Versuch.

»Qui est-elle?[Wer ist sie?]«, erkundigte sich der Mann.

»Ämm... Elle eat... [Das ist...]«, stotterte Silver im gebrochenen Französisch.

Ich würde ihm ja helfen, aber ich hatte keine Ahnung, worum es bei der Auseinandersetzung ging.

Plötzlich schien Silver wieder einzufallen, was er sagen wollte.

»Elle est... traductrice [Sie ist die Dolmetscherin].«

Überrascht warf ich ihm einen Blick zu. Er ließ sich davon allerdings nicht beirren und fügte hinzu. »Sie wird mich heute begleiten.«----

Hi!
Ab jetzt werden wir öfters mit Französisch kämpfen, also wollte ich nur darauf hinweisen, dass ich kein Französisch kann. So überhaupt keins. lol

Sollte also jemand von euch Französisch können und Fehler bemerken (da ich das mit einem Übersetzer mache, wird es die sicher geben) bitte bitte sagt mir Bescheid. Am besten in den Kommentaren. Ich bessere es dann gleich aus.

Thank you!

Sweet Revenge in Paris | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt