Immer sie! - Teil 7

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Das einzig Gute daran war, dass Daniel bei weitem nicht so fest zu schlug wie mein Vater. Es tat weh, keine Frage, aber es war aushaltbar. Schon wenn mich mein Vater schlug, hatte ich eine Technik um mich abzulenken. Ich versuchte meinen Verstand an einen anderen Ort zu bringen. Immer wieder dachte ich an meinen Lieblingsort, den Geruch, die Geräusche. Mit allen Mitteln versuchte ich aus der Situation zu flüchten. Ich fühlte den Schmerz, aber er war sehr weit weg.

Trotzdem hörte ich eine leise Stimme in meinem Kopf, die immer wieder sagte, dass das erst der Anfang sei.

„Lass sie verdammt noch mal in Ruhe", brüllte ein Monster mitten im Raum, während die Tür gegen die Wand flog und drohte aus den Angeln zu fallen.

Instinktiv richtete ich mich auf, während Daniel sich nur Richtung Tür drehte. Perplex starrten wir auf einen fuchsteufelswilden Dominik, mit einem Laptop in der Hand.

„Hinsetzen", kommandierte Daniel mich, während er mit seinem Zeigefinger auf deinen Sessel deutete. Immer noch überrumpelt ließ ich mich, ohne nachzudenken, auf den schwarzen Ledersessel fallen und bemerkte erst als ich saß den Sinn dahinter. Mein Hintern tat weh und mich darauf zu setzen, war nur ein weiterer Teil der Strafe. Angesichts der angespannten Situation machte ich aber eine gute Miene zum bösen Spiel. Sollten sich diese beiden Ungeheuer doch gegenseitig zerfleischen.

Dominik ließ einen prüfenden, stechenden Blick über den Raum werfen und stellte anschließend den Laptop auf Daniels Ungetüm von Schreibtisch ab. Daniel schloss in der Zwischenzeit die Tür, aber nicht ohne zu überprüfen, ob sie auch noch hielt.

Am liebsten hätte ich mich in Luft aufgelöst. Diese Situation konnte nur böse für mich enden. Ich machte mich so klein wie möglich und suchte Deckung, wo auch immer es nur möglich war. Mehr als die breite Lehne meines weichen Sessels war mir aber nicht vergönnt.

„Was willst du?", eröffnete Daniel den Kampf.

„Dir sagen, dass du einen Fehler machst", antwortete Dominik ohne Emotion.

Daniel war mit dieser Antwort scheinbar nicht glücklich. Schnaufend umrundete er sein Schreibtischungetüm und nahm daran Platz. Abwertend verschränkte er die Arme und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Dominik folgte ihm, bis er Daniel gegenüberstand. Er lehnte sich nach vorne und stütze sich mit beiden Händen breit auf der blankpolierten Fläche ab.

„Und was für einen Fehler mache ich denn?", schnaubte Daniel nun.

„Du hast die Falsche!", stellte Dominik weiterhin emotionslos fest.

„Und das weißt du woher?", fragte Daniel nun arrogant und stand gleichzeitig auf, sodass sein Schreibtischsessel langsam zurückrollte. Die Wand stoppte sanft seine langsame Fahrt.

„Wann habe ich jemals Unrecht?", beantwortete Dominik Daniels Frage ebenfalls mit einer Frage.

Daniel umrundete sein Ungetüm wieder um kam schnurstracks auf mich zu. Konnten sie mich nicht einfach außenvor lassen? Sollten doch die beiden sich das untereinander ausdiskutieren. Ich saß seitlich auf meinem Sessel und klammerte mich ängstlich an die Lehne. Daniel setzte sich neben mich auf den Tisch, sodass ich ihm zugewandt war. Langsam hob er seine Hand, die sich besser als Pranke bezeichnen ließe, und streichelte mir damit über meinen Kopf. Augenblicklich hatte ich eine Gänsehaut und hielt den Atem an.

„Unser kleines Mäuschen hier kann uns ja sagen, wer von uns beiden Unrecht hat", grinste Daniel schmutzig und sah dabei zu Dominik. Was für ein Spiel trieben die beiden hier eigentlich?

„Hast du ihr überhaupt schon die Chance gegeben, sich zu erklären?", fragte mein eigentlicher Chef weiter.

„Seit wann machen wir das? Sie hat mich angelogen und dachte, damit davonzukommen", argumentierte mein anderer Chef.

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