Immer sie! - Teil 16

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„Eine Nacht."

„Was?!", mit aufgerissenen Augen starrte ich Dominik an und wusste nicht so recht, ob er jetzt wirklich das meinte, von dem ich glaubte, dass er es meinte.

„Du hast mich schon verstanden", antwortete mein unmoralischer Chef.

„Was ist damit, dass es keine Beziehungen in der Agentur geben darf?"

Amüsiert zog Dominik die Augen zusammen und stützte sich auf der weißen Mauer neben uns ab.

„Prinzessin, es tut mir leid, wenn ich dir das so deutlich sagen muss, aber von einer Beziehung war hier nie die Rede. Ich will dich für eine Nacht haben, nicht mehr und nicht weniger."

„Nein!" Keine Sekunde musste ich hier überlegen. Niemals würde ich mit meinem Chef schlafen. Wenn er in der Agentur schon so ein Psychopath ist, welche Dinge verlangt er dann im Bett von mir? Oder war er so jemand, der ganzen Tag den Macho raushingen ließ und insgeheim darauf stand den Hintern versohlt zu bekommen? Dieser Gedanken zauberte mir ein Lächeln in meine Gedanken.

„Du sagst nein und dennoch grinst du wie ein Honigkuchenpferd."

„Das Lächeln hatte nichts mit deinem Angebot zu tun. Danke, ich lehne ab." Schnaufend drehte ich mich um und setzte endlich meinen Weg Richtung U-Bahn-Station fort. Hoffentlich würde Dominik mich jetzt gehen lassen. Die flachen Stiegen zur U-Bahn waren jedes Mal wieder eine Herausforderung, auch wenn ich dieser Herausforderung hoffentlich nicht mehr lange begegnen müsste.

„Eine Nacht und ich lasse dich gehen."

Dieses Angebot hallte durch die Nacht und wurde dennoch vom Lärm der Stadt verschlungen. Meine Beine stoppten wieder voller Willkür und ein kleines, rotes Teufelchen auf meiner Schulter wollte das Angebot sofort annehmen. Dann schaltete sich meine Vernunft dazu:

„Ich sollte auch gehen können, ohne mich dafür prostituieren zu müssen." Mit hasserfülltem Blick drehte ich mich um. Dominik hatte sich von der Mauer gelöst und stand breitbeinig mitten im Weg.

„Es würde dir auch gefallen."

„Daran zweifle ich nicht".

Ich hatte wirklich zu viel getrunken.

Ein selbstgefälliges Lächeln schlich sich auf Dominiks Lippen und er wartete auf meinen nächsten Zug.

„Auch wenn du solche Frauen wahrscheinlich nicht gewohnt bist, aber ich besitze Stolz und Selbstachtung. Ich werde gehen, ob du es willst oder nicht."

Ich wartete nicht auf seine Reaktion oder seine Antwort, sondern drehte mich um und ging die flachen Stiegen weiter hinunter.

„Was ist mit deinem Vertrag?", provozierte Dominik nun.

„Scheiß auf den Vertrag!", schrie ich in die Nacht und ging unbehelligt weiter.

„Meine Prinzessin kann fluchen", kommentierte Dominik meinen Ausruf und setzte sich hinter mir in Bewegung.

„Ich gehöre dir nicht", stellte ich fest und ging einfach weiter. Dominik hatte mich natürlich schon eingeholt.

„Warte!", befahl Dominik und schnappte mich wieder bei meinem Arm. Zwar versuchte ich ihn wegzuziehen, doch Dominik behielt mich weiterhin fest im Griff. Meine Augen schweiften an seinem Körper hinauf. Die blankpolierten schwarzen Schuhe spiegelten das viel zu helle Licht der Nacht um uns herum. Sein schwarzes Hemd ließ heute nichts von seinen Tattoos erahnen.

„Eine Nacht mit mir und du wärst mich los. Wir könnten sie gleich hier im DC-Tower verbringen. Ich merke doch, wie sehr dich das Gebäude fasziniert."

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