Immer sie! - Teil 2

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Verloren stand ich in diesem riesigen Büro und wartete auf die Reaktion meiner beiden Vorgesetzen. Dominik zog aber lediglich die Augenbrauen zusammen, während Markus der kalte Felsblock blieb, der er von Anfang an war.

„Was ist passiert, dass sie dich zu mir schickt?", fragte Markus nun interessiert mit einem gefährlichen Unterton.

Ich versuchte Markus in die Augen zu sehen und seinem Blick Stand zu halten, aber seine gnadenlosen blauen Augen würden jeden in die Knie zwingen, der es versuchte. Während ich zu Boden schaute, sah ich im Augenwinkel, wie sich eine mächtige Gestalt vom Sessel erhob und auf mich zu kam. Die schwarzen Linien und Muster auf Dominiks Hemd ergaben für mich noch immer keinen Sinn, aber zumindest sah ich jetzt sein olivgrünes Sakko, welches noch über der Sessellehne hing. Wahrscheinlich fiel es mir nur deshalb auf, weil Oliv meine Lieblingsfarbe war. Fasziniert beobachtete ich, wie Dominik auf mich zu kam und nur einen halben Meter von mir entfernt stehen blieb.

„Ich darf dir doch sicher einen Platz anbieten", sagte Dominik, während sich sein Arm um meine Taille legte und mich so zu dem eben frei gewordenen Sessel führte. Er überragte mich bei weitem und seine kräftigen Hände ließen kein Entkommen zu, selbst wenn ich es wollte. Überfordert von der ganzen Situation, stand ich hilflos vor dem Sessel, auf den ich mich setzen sollte. Um mir weiter zu helfen, legte mir Dominik die Hand auf die Schulter und drückte mich behutsam, aber bestimmt nach unter. Was blieb mir jetzt noch anderes übrig, als mich hinzusetzen?

Nervös lies ich mich auf dem schwarzen Sessel nieder und war in gewisser Weise dankbar dafür. Ich war es nach wie vor nicht gewohnt den ganzen Tag so hohe Schuhe zu tragen, aber es wurde hier von mir erwartet. Unauffällig wischte ich mir meine verschwitzten Handflächen am Rock meines roten Kleides ab. Ich dachte zumindest es sei unauffällig, Markus verfolgte jede noch so kleine Bewegung von mir. Bildete ich mir das nur ein oder war in seinem Blick ein Hauch von Genugtuung zu erkennen? Genugtuung, dass ich nervös war?

„Ich frage dich noch einmal. Was ist passiert, dass Ella dich zu mir schickt?" Markus tiefe Stimme zog sofort meine Aufmerksamkeit auf ihn. Seine Haare waren kurz geschnitten. Auf den Fotos der Firmenhomepage waren sie um einiges länger und ließen ihn freundlicher wirken. Mit dieser Frisur wirkte er wie ein Gardeoffizier beim Bundesheer.

Ängstlich versuchte ich meine Gedanken zu sortieren und einen vernünftigen Satz zu konstruieren. Wie sollte ich das Ganze bitte erklären? Soll ich die Wahrheit sagen und Ella sowie die beiden Schnepfen belasten? Oder soll ich die Schuld auf mich nehmen? Würden sie mir glauben? Am liebsten wäre ich einfach davon gerannt.

„Heute noch", ertönte hinter mir eine ebenfalls tiefe Stimme. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Dominik hinter mich getreten war. Erst jetzt fühlte ich seine Präsenz hinter mir.

„Ich wollte gar nicht, ich meine, ich habe gar nicht", stotterte ich vor mich hin und wollte am liebsten im nächsten Loch versinken, damit ich hier nicht Rede und Antwort stehen musste. Resigniert nahm ich einen tiefen Atemzug und schloss für einen Moment die Augen. Plötzlich fühlte ich wieder eine Hand auf meiner Schulter und zuckte instinktiv zusammen.

„Ganz ruhig. Sag uns einfach, was passiert ist. Wenn du die Wahrheit sagst, wird nichts schlimmes passieren", versuchte mich Dominik zum Reden zu bringen. Seine Hand immer noch auf meiner Schulter liegend, ging Dominik neben mir in die Hocke.

„Vergiss ihn und sag mir einfach, was passiert ist", flüsterte er nun beinahe schon. So sanft kannte ich ihn gar nicht und so viel Zuneigung war ich bei weitem nicht gewohnt. Am ersten Tag stellten sich sowohl Markus, Dominik als auch Daniel bei mir vor. Alle drei kamen mir ziemlich streng und herzlos vor. So viel Mitgefühl hätte ich niemals erwartet. Besonders nach dem mir die Firmenregeln erklärt wurden.

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