Immer sie! - Teil 21

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Dominik drängte mich noch weiter in die Ecke des Riegelbocks. Da raue Holz drückte sich durch den Stoff meiner Kleidung. Reflexartig presste ich den Lauf meines Gewehrs an meine Brust. Die Mündung zeigte nach oben, nie würde ich es wagen eine Waffe gegen einen Menschen zu erheben, zumindest hoffte ich, es nie tun zu müssen. Dennoch war ich diejenige mit der Waffe in der Hand und wurde in die Ecke gedrängt.

„Du schuldest mir noch eine Antwort", säuselte Dominik bittersüß in meine Ohren. Seit Kopf war mittlerweile so nah, dass er meinen Hut verrutschen ließ.

„Morgen", unterbrach ich die laute Stille des Waldes mit unsicherer Stimme und versuchte irgendwie wieder die Fassung zu erlangen.

„Ich will dich aber jetzt", forderte Dominik nun dreister. Während ich mein Gewehr weiter panisch an meine Brust drückte, drückte sich etwas anderes, wahrscheinlich bereits geladenes, in meinen Rücken. Dominik wollte mich wirklich sofort und auf der Stelle. Während sein Blut sich weiter außerhalb seines Kopfes sammelte, schwoll in mir das Jägerblut immer weiter an. Von mir aus soll er seine Spielchen in der Agentur spielen und wie genau ich mich morgen entscheiden werde, konnte ich mir immer noch überlegen, aber heute war ich hier um zu jagen. Ich war hier um mit der Natur wieder eins zu werden, um Teil der Natur zu sein. Das wollte ich mir in diesem Moment von einem notgeilen Wahnsinnigen nicht nehmen lassen.

Mit einem Ruck stoßte ich mich nach hinten ab, um Dominiks Reservewaffe nicht mehr im Rücken spüren zu müssen und um endlich wieder Luft zu bekommen. Mein Chef dürfte nicht damit gerechnet haben, denn er riss nur kurz die Augen auf und sah verärgert auf mich herab. Stärke und Selbstbewusstsein, wie sie mir nur die Jagd gab, breiteten sich in meinem Körper aus.

„Lass mich verdammt noch mal jagen!", wütete ich mit meinem Chef und war selbst überrascht über meinen Ausbruch.

Ein schiefes Grinsen löste Dominiks verärgerten Blick ab und fürs erste gab er sich geschlagen. Vorsichtig nahm er seine Waffe, mit der er wahrscheinlich noch keine 20 Schuss gemacht hatte, wieder in die Hand und wandte sich von mir ab.

„Warum bist du eigentlich hier?", flüsterte ich nun leise durch den Wald. In der Ferne hörte ich die ersten Hunde bellen. Die Treiber waren auf dem Weg zu uns, auch wenn es vermutlich noch eine Stunde dauern würde, bis sie hier waren. Mit den Hunden schrien auch die ersten Eichelhäher, die sich über die Fremden im Wald beschwerten und so alle Tiere in Alarmbereitschaft versetzten.

„Ich bin genauso Jäger wie du", entgegnete Dominik ziemlich kalt. Hatte ich den wunden Punkt erwischt?

„Du bist Jagdkartenbesitzer, kein Jäger", antwortete ich nun genauso kalt. Jagd ist kein Hobby, Jagd ist Leidenschaft und durchzieht das ganze Leben eines Menschen. Ich konnte diese Möchtegernjäger, die nur der größten Trophäe hinterherliefen, einfach nicht leiden.

„Was ist der Unterschied?"

Alleine wenn er das schon fragen musste, outete er sich unfreiwillig als reiner Jagdkartenbesitzer.

„Wo soll ich anfangen", begann ich mich in Rage zu reden. „Du kommst zu solch einer Riegeljagd und weißt es nicht annähernd zu schätzen. Dein Gewand ist nagelneu und hat wahrscheinlich noch nie Dreck oder Dornen gesehen. Es würde mich wundern, wenn du mit deinem Gewehr schon mehr als 20 Schüsse gemacht hättest. Du packst vor der Jagd den Flachmann aus, nur um deinen Spaß zu haben. Ein richtiger Jäger hätte die Rotte vorhin nicht einfach ziehen lassen, sondern selbst versucht noch einen Schuss anzubringen. Und zu guter Letzt ist es dir scheiß egal, ob du laut bist oder nicht."

Ich versuchte alles zu flüstern, doch gegen Ende meiner Ansprache war es nur mehr ein giftiges Zischen. Genau wegen solcher Menschen sind wir Jäger im Verruf. In meinem Kopf schlugen noch die verschiedensten Beleidigungen für Dominik Saltis als ich weit entfernt ein lautes Knacken vernahm. Kam wirklich noch eine Rotte Wildschweine, wenn wir hier so laut waren? Oder konnten sie den Hunden und Treibern nur auf diesem Weg entkommen?

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